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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Le Moine - Lemuria

Küste von Troas (60 km entfernt), bedeckt 477 qkm, hat 12 000 meist griech. E. und besteht aus zwei, durch einen schmalen Isthmus verbundenen Teilen. Sie ist etwa 35 km lang und 20 km von N. nach S. breit und wird von einem kahlen, vulkanischen Gebirgslande eingenommen, dem heiße Quellen entsprudeln. Der 320 m hohe, seit mehr als 2000 Jahren erloschene Vulkan Mosychlos galt den Alten als Wohnsitz des Hephästos, dem überhaupt die ganze Insel geweiht war. Bekannt ist die sog. Siegelerde (Terra sigillata Lemnia), die als Heilmittel bei Griechen und Türken noch heute Verwendung findet. Die fruchtbaren Thäler erzeugen reichlich Getreide, Wein und Oliven. - Die ältesten Bewohner, tyrrhenische Pelasger, waren als Seeräuber berüchtigt; durch Miltiades wurde L. Athen unterworfen und (von Kleruchen) besetzt. Sie hatte im Altertum zwei Städte: Hephästia auf der Ostküste und Myrina auf der Westküste. An der Stelle der letztern steht jetzt Kastron (oder Limnos), Sitz eines griech. Bischofs, mit Kastell und etwa 2000 E.

Le Moine (spr. mŏán), François, franz. Maler, geb. 1688 zu Paris, wurde 1718 Mitglied der Akademie, weilte 1723-26 in Italien, wurde 1736 erster Hofmaler und starb 4. Juni 1737 durch Selbstmord. Er malte ernster und sorgfältiger als die meisten seiner Zeitgenossen, dabei sind seine Bilder voll Anmut und rosig frischer Farbengebung. Seine Hauptwerke monumentaler Art sind die Himmelfahrt der Maria (Kuppelbild in der Kirche St. Sulpice in Paris) und die riesige Apotheose des Hercules im Herculessaale des Schlosses zu Versailles (1732-36); ferner Hercules und Cacus (im Louvre), Jagdgesellschaft (München, Alte Pinakothek), Venus und Adonis (1729; Museum in Stockholm) u. a. - Vgl. Lépicié, Vies des premiers peintres du roi (Par. 1752); Mantz, Boucher, L.M. et Natorie (ebd. 1880).

Lemoine-Bremse (spr.-mŏán), eine ursprünglich bei den Pariser Omnibussen verwendete, als Fahr- und Schußbremse seit 1889 in der franz. und deutschen Artillerie eingeführte Bremse. Sie bedarf nur eines geringen Antriebes und wirkt daher beim Schuß selbstthätig; ferner hat sie den Vorzug, erst nach und nach stärker zu bremsen und die Lafetten zu schonen. Die L. ist in der Hauptsache eine Seilbremse (s. vorstehende Figur). Ein Drahtseil a ist um die Radnabe b geschlungen. Mit dem einen freien Ende des Seiles ist der Bremsklotz c in Verbindung. Wird das andere Ende durch eine an der Lafette angebrachte Vorrichtung in der Pfeilrichtung angezogen, so wickelt sich beim Rücklauf (s. d.) des Geschützes das Seil in der Zugrichtung ab; hierdurch wird das andere Ende verkürzt und der Bremsklotz kommt zur Anlage am Radreifen. Beim Vorlauf des Geschützes tritt die umgekehrte Wirkung ein; der Bremsklotz löst sich selbstthätig vom Radreifen.

^[Abb.]

Lemongrasöl, s. Citronellaöl.

Le Monnier Successori (spr. -ieh suttsche-, "Le Monnier Nachfolger"), Verlagsbuchhandlung in Florenz, gegründet 183? von Felice Le Monnier (geb. l. Dez. 1806 in Verdun, gest. 28. Juli 1884), ging 1865 an eine Aktiengesellschaft über, deren Leiter bis 1879 der genannte Le Monnier war. Die mit dem Geschäft verbundene Buchdruckerei wurde 1892 aufgegeben und dabei das Aktienkapital von 450 000 auf 320 000 Lire herabgesetzt. Der Verlag besteht aus der bändereichen "Biblioteca Nazionale", Unterrichtsbüchern, besonders für höhere Schulen, Wörterbüchern u. a.

Le Mont Saint Michel, s. Saint Michel.

Le mort saisit le vif (frz., spr. mohr ßäsih), s. Erbschaftserwerb (Bd. 6, S. 235 b).

L'Empire c'est la. paix (frz., spr. langpihr ßäh la päh), das Kaiserreich ist der Friede, oft citierte Worte Napoleons III., die er als Prinz-Präsident 9. Okt. 1852 in einer Bankettrede zu Bordeaux aussprach.

Lempta, Stadt in Tunis, s. Leptis.

Lemur, Maki, Fuchsaffe, die typische Familie der Halbaffen (s. d.), umfaßt die Arten der gleichnamigen Gattung, welche insgesamt Madagaskar bewohnen. Es sind ungefähr katzengroße Tiere mit spitzem, fuchsartigem Kopf, schiefliegenden, mittelgroßen Nachtaugen mit querer Pupille, schlankem Körper mit völlig weichem Pelz und langem, buschigem Schwanz, deren Extremitäten Greifhände nach Art der Affen besitzen. Alle sind Baumtiere mit nächtlichen Gewohnheiten, welche meist nach Sonnenuntergang, in größern Gesellschaften vereinigt, den Urwald durchstreifen und dabei ihr oft betäubend lautes Geschrei hören lassen. Sie ernähren sich von Vegetabilien und sind von sanftem, gutmütigem Charakter, weshalb auch ihre Zähmung leicht gelingt. Die Arten sind wegen der außerordentlich großen Variabilität oft schwer abzugrenzen; namentlich der Vari (Lemur varius Geoffr.) weist alle möglichen Übergänge von ganz schwarzen zu rotbraunen, schwarz und weiß gefleckten und reinweißen Spielarten auf. Ein häufiger Gast der zoolog. Gärten ist der Mongoz (Lemour Mongoz L., s. Tafel: Halbaffen II, Fig. 3) und der Mokoko, Katta (Lemur catta L.) mit schwarz und weiß geringeltem Schwanz.

Lemuren, im alten Rom Bezeichnung für die bösen Geister Verstorbener, die als nächtliche Gespenster und Poltergeister umherirren und die Lebenden vielfach beunruhigen (s. Larve). Um sie zu versöhnen, wurde jährlich am 9., 11. und 13. Mai das Fest der Lemurien, die Lemuria, gefeiert, bei welchem in jedem Hause der Hausvater gewisse altherkömmliche Sühngebräuche vornahm.

Lemuria, Lemurien, von dem engl. Naturforscher Sclater eingeführte Benennung einer hypothetischen Landmasse, die in einer frühern Periode der Erdentwicklungsgeschichte an der Stelle des heutigen Indischen Oceans ungefähr von Madagaskar bis Sumatra und nordwärts bis Indien über den Meeresspiegel emporragte. Er wollte damit erklären, wie von den Gattungen und Arten der sog. Halbaffen (s. d.) oder Lemuriden, die für die Fauna des östl. Südafrika, namentlich für die von Madagaskar charakteristisch sind, einige, wie die Gattungen Stenops und Tarsius, auch in dem Kontinentalindien und auf den Indischen Inseln vorkommen können. Das untergegangene Lemurien wäre die ursprüngliche Heimat der erwähnten Ordnung der Säugetiere gewesen. Von dort aber hätten sie sich sowohl gegen Westen bis Madagaskar als auch gegen Osten bis zu den Indischen Inseln u. s. w. ausgebreitet. Hierauf wäre der betreffende Kontinent