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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Leo (Hebräus) - Leobschütz

n. Chr. in zehn, durch Fülle der Einzelheiten und freies Urteil wertvollen Büchern (aus der einzigen noch vorhandenen Handschrift von Hase in Paris 1819, in der Bonner Sammlung 1828 herausgegeben).

Leo Hebräus, jüd. Gelehrter, s. Abravanel.

Leo, Heinr., Geschichtschreiber, geb. 19. März 1799 in Rudolstadt, studierte in Breslau und Jena Philologie und beteiligte sich eifrig an allen Angelegenheiten der Burschenschaft und des Turnwesens. Ostern 1819 siedelte er nach Göttingen, 1820 nach Erlangen über, wo er sich an der Universität habilitierte. Damals brach L. seine Beziehungen zur Burschenschaft plötzlich ab. 1822 wandte er sich nach Berlin und habilitierte sich daselbst. 1823 -24 verweilte er studienhalber in Italien, erhielt 1825 in Berlin eine außerord. Professur und bekleidete daneben seit 1826 das Amt eines Kollaborators an der königl. Bibliothek. Nachdem er 1827 seine Stellung in Berlin aufgegeben hatte, erhielt er 1828 wiederum eine Professur der Geschichte zu Halle, die 1830 zu einer ordentlichen erhoben wurde. 1863 wurde L. lebenslängliches Mitglied des preuß. Herrenhauses, wo er der streng konservativen Fraktion angehörte. Er starb 24. April 1878.

L. schrieb: "Über die Verfassung der lombard. Städte" (Rudolst. 1821), "Entwicklung der Verfassung der lombard. Städte" (Hamb. 1824). Seine reaktionären polit. und kirchlichen Anschauungen gab er zuerst in dem "Lehrbuch der Geschichte des Mittelalters" (Halle 1830) deutlicher kund. Weniger treten diese Tendenzen hervor in der von ihm für die Heeren-Ukertsche Sammlung bearbeiteten "Geschichte der ital. Staaten" (5 Bde., Hamb. 1829-32) und den "Zwölf Büchern niederländ. Geschichten" (2 Bde., Halle 1832-35). Inzwischen hatte L. seine direkte Polemik gegen die liberalen Bestrebungen in Staat und Kirche mit den "Studien und Skizzen zu einer Naturlehre des Staats" (Halle 1833) begonnen, welchen sich zahlreiche Beiträge zu konservativen Zeitungen anschlossen. Mit derselben Tendenz trat L. in mehrern Streitschriften auf, wie "Die Hegelingen" (Halle 1838; 2. Aufl. 1839), "Signatura temporis" (Berl. 1849) u. s. w. Sein "Lehrbuch der Universalgeschichte" (6 Bde., Halle 1835-44; 3. Aufl. 1849-55), dem sich ein "Leitfaden für den Unterricht in der Universalgeschichte" (Tl. 1-4, ebd. 1838-40) anschloß, geht von kirchlich-orthodoxen und polit.-konservativen Gesichtspunkten aus. Seine "Vorlesungen über die Geschichte des deutschen Volks und Reichs" erschienen in 5 Bänden (Halle 1854-66). Von Verdienst sind L.s Forschungen auf dem Gebiete der altgerman. und der kelt. Sprachkunde. Dahin gehören seine "Altsächs. und angelsächs. Sprachproben" (Halle 1838), "Beowulf" (ebd. 1839), die Ausgabe der "Rectitudines singularum personarum" (ebd. 1842), "Die Malbergische Glosse" (2 Hefte, ebd. 1842-45), "Ferienschriften" (Heft 1 u. 2, ebd. 1847-52) und "Angelsächs. Glossar" (2 Abteil., ebd. 1872-77). Nach seinem Tode erschien "Aus meiner Jugendzeit" (Gotha 1880).

Leo, Leonardo, ital. Komponist, geb. 1694 zu San Vito degli Schiavi in der ital. Provinz Lecce, machte seine Musikstudien auf dem Konservatorium della Pietà de' Turchini in Neapel und in Rom, worauf er die Stelle als zweiter Maestro am genannten Konservatorium erhielt. Später trat er zu dem Konservatorium von Sant' Onofrio über und bildete hier einige der berühmtesten ital. Tonsetzer des 18. Jahrh., unter andern Jemelli und Piccini. 1716 wurde er Organist an der königl. Kapelle, 1717 Kapellmeister an der Kirche Sta. Maria della Solitaria. Er starb 1746. L. ist sowohl als weltlicher wie als Kirchenkomponist von Bedeutung; er gab der Neapolitanischen Schule, die A. Scarlatti gründete, ihren Stil und bereicherte die Ausdrucksmittel wesentlich. Von seinen 42 Opern sind die bedeutendsten "Il trionfo di Camilla" und "Demofoonte", von seinen Oratorien "La morte d'Abel". In Kraft der Charakteristik, Tiefe der Auffassung und Vornehmheit des Ausdrucks steht er Händel nahe; doch schädigen Zugeständnisse an das Äußerliche und Virtuose schon bei ihm den dramat. Ernst. An seinem Orchester fällt die Sorgfalt der Bezeichnung auf. Als Instrumentalkomponist ist L. einer der ersten, die Cellokonzerte geschrieben haben. Seine Kirchenmusik ist noch im Gebrauch und in Sammelwerken neu gedruckt. Wertvoll sind das achtstimmige "Miserere", ein achtstimmiges und ein fünfstimmiges "Dixit Dominus".

Leoben. 1) Bezirkshauptmannschaft in Steiermark, hat 1094,82 qkm und (1890) 47 570 (25 148 männl., 22 422 weibl.) E., 22 Gemeinden mit 96 Ortschaften und umfaßt die Gerichtsbezirke Eisenerz, L. und Mautern. - 2) Stadt und Sitz der Bezirkshauptmannschaft, eines Kreisgerichts, Bezirksgerichts (516,90 qkm, 33 640 E.), Revierbergamtes, einer Notariatskammer sowie Handelskammer, an der Mur, in 573 m Höhe, an den Linien L.-St. Michael (12 km) der Österr. Staatsbahnen, Bruck-L. (16 km) der Südbahn und L.-Vordernberg (20 km) der L.-Vordernberger Eisenbahn, hat (1890) 3107, als Gemeinde 6513 E., Post, Telegraph, Reste der alten Befestigungen, eine Bergakademie, ein Landesobergymnasium, eine Berg- und Hütten- und eine gewerbliche Fortbildungsschule und ist Mittelpunkt des obersteirischen Braunkohlenbergbaues, der seit Anfang des 18. Jahrh. besteht und dessen Gebiet sich nördlich von L. (Revier Seegraben-Münzenberg-Tollinggraben) in einer Mächtigkeit bis zu 16 m ausdehnt. 1891 wurden von 2000 Arbeitern 303 537 t Braunkohle gefördert. - Ein Marmordenkmal erinnert an den hier 18. April 1797 zwischen Österreich und Frankreich abgeschlossenen Präliminarfrieden, dem sechs Monate nachher der Friede zu Campo-Formio (s. d.) folgte.

Leobschütz. 1) Kreis im preuß. Reg.-Bez. Oppeln, hat 690,53 qkm und (1890) 86 948, 1895: 86 169 (39 151 männl., 47 018 weibl.) E., 3 Städte, 91 Landgemeinden und 31 Gutsbezirke. - 2) Kreisstadt im Kreis L., an der Zinna, der Linie Kattowitz-L. (121,4 km) und den Nebenlinien Deutsch-Nasselwitz-L. (15,4 km) und L.-Jägerndorf (17,9 km) der Preuß. Staatsbahnen, Sitz des Landratsamtes und eines Amtsgerichts (Landgericht Ratibor), hat (1895) 12 601 (1890: 12 586) E., darunter 1629 Evangelische und 279 Israeliten, in Garnison die 1., 2., 4. und 5. Eskadron des Husarenregiments Graf Goetzen Nr. 6, Postamt erster Klasse, Reste der alten Befestigungen, drei kath., eine evang. Kirche, Synagoge, Marienstatue, kath. Gymnasium, gestiftet 1752, höhere Mädchenschule, Krankenhaus, drei Hospitäler, zwei Waisenhäuser, Schlachthaus; Fabrikation von Wollwaren, Maschinen und künstlichen Mineralwässern, Hausindustrie in Wollwaren, Glashütte, Fabriken,

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