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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Lepidinblau - Lepidotus

findet sich neben Chinaldin und Chinolin im Steinkohlenteer und kann aus dem Alkaloid Cinchonin durch Destillation mit Ätzkali oder Bleioxyd erhalten werden. Auch synthetisch ist es darstellbar. L. ist eine chinolinartig riechende Flüssigkeit, die bei 264° siedet und unter 0° erstarrt. Ein Gemisch von Chinolin und L. geht bei der Behandlung mit Amyljodid in Lepidinblau (s. Cyanin) über.

Lepidinblau, s. Cyanin.

Lepidum L., Kresse, Pfefferkraut, Pflanzengattung aus der Familie der Kruciferen (s. d.) mit gegen 80 in den gemäßigten und warmen Zonen der ganzen Erde verbreiteten Arten. Es sind krautartige Gewächse, seltener Halbsträucher mit verschieden gestalteten Blättern und weißen in Trauben vereinigten Blüten. Die bekannteste Art ist die aus Kleinasien stammende, in Deutschland vielfach kultivierte und verwilderte Gartenkresse L. sativum L., ein einjähriges Gewächs von äußerst raschem Wachstum. Wegen des kräftigen und pikanten Geschmacks der Blätter ist sie als Würzpflanze beliebt und, da ihre Kultur die denkbar einfachste, in den Gärten sehr verbreitet. Die stark eingeschnittenen, ziemlich zahlreichen Blätter bilden eine nicht besonders dichte Rosette, aus deren Mitte sich bald ein glatter, verästelter, mit einigen linienförmigen Blättern besetzter Stengel mit kleinen weißen Blüten, später mit rundlichen, stark abgeplatteten, selbst etwas konkaven Schötchen erhebt. Die verhältnismäßig großen, länglichen, gefurchten, ziegelroten Samen besitzen einen scharfen, etwas knoblauchartigen Geschmack. Man kann letztere zu jeder Zeit und in jeden Boden säen und wird mit Sicherheit in wenigen Wochen Blätter zu schneiden haben. Nur bei anhaltender Wärme und Trockenheit wird man der Vorsicht halber für die Saat eine etwas frische und schattige Stelle wählen müssen. Da die Pflanzen schon nach kurzer Zeit den Blütenstengel treiben, so muß die Ansaat in angemessenen Folgen wiederholt werden. Der Same keimt außerordentlich rasch, bei einer Temperatur von +8 bis 10° R. schon in weniger als 24 Stunden. Wegen dieser Eigenschaft benutzt man die Kresse bisweilen, um im Laufe des Winters in den Stuben rasch frisches Grün entstehen zu lassen, indem man eine Vase mit dickem Flanell überzieht, anfeuchtet und mit dem Samen der Kresse überstreut, erstere aber, um dem Wollstoff unausgesetzt Feuchtigkeit zuzuführen, in ein flaches Gefäß mit Wasser stellt. Nach Verlauf einer Woche ist die Vase mit dichtem Grün überkleidet.

Von den Varietäten der Gartenkresse sind anzuführen die krausblätterige, die breitblätterige, die gelbblätterige (australische); diese können sowohl in der Küche zum Würzen der Fleischspeisen oder zur Bereitung von Salat ebenso gut verwendet werden wie die Stammart. Ebenfalls, wenn auch seltener, wird L. latifolium L. angebaut, kommt aber nur am Meere und an salzhaltigen Orten (Salinen) fort. Eine andere Art, die Stinkkresse, L. ruderale L., ist ein übelriechendes, auf Mauern und Schutt häufigem Unkraut.

Lepidodendron Brgt., Schuppenbaum, eine Anzahl von Pflanzenresten, die Gefäßkryptogamen aus der Abteilung der Lykopodinen (s. d.) angehören. Es waren Pflanzen von baumartigem Wuchse, die vereinzelt schon im Devon auftreten, hauptsächlich aber in der carbonischen Flora eine ausgedehnte Verbreitung besaßen und in der permischen Formation wieder verschwinden. Sie bilden einen charakteristischen Bestandteil der Steinkohlenformation und stellen jedenfalls eine ziemlich artenreiche Gruppe dar. Es läßt sich mit Sicherheit annehmen, daß diese Pflanzen eine ansehnliche Höhe, vielleicht bis 30 m, erreichten und an der Bildung der ausgedehnten Wälder jener Zeit einen hervorragenden Anteil genommen haben. Der Sporenbildung nach sind sie zu den heterosporen Lykopodinen zu stellen, denn in den Fruchtähren, die uns erhalten sind, finden sich zweierlei Sporen, Makrosporen und Mikrosporen. Diese Fruchtstände werden unter dem Namen Lepidostrobus zusammengefaßt, und der Bau derselben bildet ein wichtiges Unterscheidungsmerkmal für die systematische Gruppierung der hierher gehörigen Pflanzenreste. Allerdings ist nur in wenigen Fällen der Zusammenhang dieser Fruktifikationsorgane mit den vegetativen Teilen näher nachgewiesen, immerhin läßt sich aber die Annahme rechtfertigen, daß die Lepidodendren zu den heterosporen Lykopodinen zu stellen sind. In den zahlreichen Fällen, wo ein solcher Zusammenhang bis jetzt nicht nachgewiesen ist, mnß die Unterscheidung der einzelnen Formen, soweit diese überhaupt möglich ist, auf andere Merkmale: Struktureigentümlichkeiten, Form und Größe der Blätter oder Blattnarben u. s. w. vorerst beschränkt bleiben. (Tafel: Petrefakten der Paläozoischen Formationsgruppe III, Fig. 18, beim Artikel Paläozoische Formationsgruppe, zeigt L. Sternbergii.)

Die Blattorgane sind von linealer Form und erreichen meist eine Lange von 10 bis 15 cm, bei manchen Arten sind sie bedeutend kürzer, etwa 1 cm lang, und haben ganz die Form der jetzigen Lycopodiumblätter, so daß junge Zweige von L., die mit solchen kurzen Blättern besetzt sind, ganz das Aussehen von Lycopodien haben. Die Blätter waren jedenfalls ziemlich fest gebaut und besaßen einen starken Mittelnerven. Sie sind schraubenlinig oder wirtelig gestellt und sitzen dicht aneinander, so daß der ältere Stamm ganz von Blattnarben bedeckt erscheint. Die Blattnarben sind rhomboidisch und erscheinen an ältern Stämmen infolge des Dickenwachstums bedeutend größer als an jüngern Zweigen.

Außer der Gattung L. hat man noch einige andere, mit dieser jedenfalls nahe verwandte, unterschieden und sie zu einer Gruppe, Lepidodendrae, vereinigt. Dazu gehören unter anderm die Gattungen Ulodendron, deren Arten weniger verzweigte Stämme besitzen, ferner Knorria oder Lyginodendron mit langgezogenen rhombischen Blattpolstern, und Lepidophloios, dessen Stamm mit in vier Reihen stehenden Listen besetzt ist.

Lepidokrokit, ein Mineral, das halbkugelige, traubige und nierenförmige Aggregate von schuppig-faseriger Struktur und rötlichbrauner bis nelkenbrauner Farbe bildet, chemisch ein etwas Mangan haltiges Eisenoxydhydrat. Besonders schön ist der L. bei Sayn und Siegen in Rheinpreußen.

Lepidolith, Lepidomelan, s. Glimmer.

Lepidopteren (Lepidoptera), s. Schmetterlinge.

Lepidosiren, s. Schuppenmolch.

Lepidosteus, s. Schmelzschupper.

Lepiodostrobus, s. Lepidodendron..

Lepidotus Ag., die häufigste Fischgattung des alten Jurameers und die artenreichste unter den mesozoischen, nicht mehr entschieden heterocerken