Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

107

Lerchenfeld (Maximilian von) - Lerma

Gothaer und den Nationalverein. Er starb 10. Okt. 1866 zu Berchtesgaden infolge eines Sturzes. Außer polit. Broschüren gab L. mit Rockinger die "Altbayr. landständischen Freibriefe" (Münch. 1853) heraus und schrieb eine "Geschichte Bayerns unter König Maximilian Joseph I." (Berl. 1851).

Lerchenfeld, Maximilian von, bayr. Staatsmann, geb. 16. Nov. 1778 zu Ingolstadt, besuchte die dortige Universität, später die Diplomatische Schule in München, trat 1803 in die bayr. Landesdirektion in Ulm, war 1807-8 bayr. Gesandter in Stuttgart und entwickelte von da ab bis 1816 als Civilkommissar in den neuerworbenen Gebieten in Schwaben, Ansbach, Nürnberg, Innsbruck und Würzburg eine erfolgreiche Thätigkeit. 1817 trat er als Finanzminister in das neue Kabinett. Bei der Ausarbeitung der Verfassung wirkte L. in liberalem Sinne, bei dem Konkordat für die Rechte des Staates; er erwirkte, daß dasselbe als Anhang zum Religionsedikt erklärt, folglich diesem staatsrechtlich untergeordnet wurde. L., Wrede und Generaldirektor von Zentner verteidigten die Verfassung und die Selbständigkeit des Staates gegen den übermächtig werdenden Einfluß der deutschen Großmächte, und L. setzte es mit Hilfe des Kronprinzen durch, daß die Karlsbader Beschlüsse vom 20. Sept. 1819 in Bayern nur mit einem Vorbehalt veröffentlicht wurden, der ihre Wirkung größtenteils zunichte machen sollte. Seit dem Besuche Metternichs in München aber (Jan. 1823) sah sich L. jedes polit. Einflusses beraubt. 1825 trat unter Ludwig I. Armansperg an seine Stelle. Er selbst ging als Bundestagsgesandter nach Frankfurt. Im Mai 1833 wurde er noch einmal als Finanzminister in das Ministerium Öttingen-Wallerstein berufen, setzte die permanente Civilliste des Königs durch, wurde aber schon 1834 als Gesandter nach Wien geschickt und 1842 wieder nach Frankfurt. Er starb 14. Okt. 1843 zu Heinersreuth. - Vgl. M. von Lerchenfeld, Die bayr. Verfassung und die Karlsbader Beschlüsse (Nördl. 1883); ders., Aus den Papieren des königlich bayer. Staatsministers M. Freiherrn von L. (ebd. 1887); Heigel, Ludwig I., König von Bayern (2. Ausg., Lpz. 1888).

Lerchenkäfig, s. Vogelbauer.

Lerchensporn, Pflanzengattung, s. Corydalis.

Lerchenstößer, s. Falken.

Lerchentauben, Tauben, deren Flügel wie das Lerchengefieder gezeichnet sind. Die Grundfarbe ist gelb und gelblichgrau, Schwingen und Schwanz sind mattgrau, die Flügel auf gelblichgrauem Grunde blaugrau oder schwarzgrau gehämmert, die Flügelbinden schwärzlichgrau. Es giebt zwei Varietäten: Die Coburger Lerche, etwa so groß wie eine Antwerpener Brieftaube, mit langem, glattem Kopfe, kräftigem Schnabel, mittelhohen und unbefiederten Füßen, breiter und fleischiger Brust und sehr langen Schwingen. Die kleine gelbe Lerche, an Größe und Körperbau der blauen Feldtaube gleichend, mit glattem Kopfe und unbefiederten Füßen. Die L. sind vorzügliche Felderer, sehr fruchtbar, brüten sehr gut, sind sehr fleischig und schmackhaft und leicht zu mästen.

Lerchheimer von Steinfelden, Augustin, s. Witekind, Hermann.

Lerici (spr. -rĭtschi), Stadt im Kreis Spezia der ital. Provinz Genua, im Hintergrunde der Ostbucht des Golfs von Spezia auf einem Felsen, von Olivenhainen umgeben, hat (1881) als Gemeinde 6071 E., Schiffahrt und Fischfang.

Lerida. 1) Provinz Spaniens, das nordwestliche, gebirgigste Drittel Cataloniens (s. d.), hat auf 12 151 qkm (1887) 285 417 (145 721 männl., 139 696 weibl.) E., d. i. 23 auf 1 qkm. 212 525 sind Analphabeten. L. weist in seiner Nordgrenze, den Pyrenäen, deren höchste Berge auf. Der südl. Teil, in welchem der Segre und seine Nebenflüsse viel fruchtbaren Alluvialboden geschaffen haben und reichlich Wasser liefern, bringt viel Weizen, Wein und Öl hervor. Die Industrie ist wenig entwickelt. Die Provinz zerfällt in 8 Gerichtsbezirke. - 2) Hauptstadt der Provinz L., am rechten Ufer des Segre und an den Bahnen Barcelona-Saragossa und L.-Tarragona, altertümlich am Abhange eines Felshügels, auf welcher die Citadelle steht, erbaut, in einer reichen, vortrefflich angebauten Ebene, ist Sitz eines Bischofs, hat (1887) 21 885 E., eine got. Kathedrale, 1278 eingeweiht, seit 1707 verlassen, und eine andere von 1749 im griech.-roman. Stil, ein Seminar, ein Instituto, ein Lyceum; Fabrikation von Glas, Papier, Woll- und Baumwollwaren und Weinbau. An die Römerzeit erinnern mehrere Altertümer, an das Mittelalter der Palast der alten Könige von Aragonien. - L., das alte Ilerda (s. d.), wurde 713 von den Arabern und 1117 von den Christen genommen. 1149 ward sie königl. Residenz. Die 1300 errichtete Universität ist eingegangen. Von den Franzosen wurde L. 1642 eingenommen, 1646 und 1647 dagegen vergeblich belagert, 1707 aber erstürmt und 13. Mai 1810, nach vierwöchiger Belagerung, genommen. - Vgl. Plevan de Porte, Historia de L. (Madr. 1874).

Lerigau, Landschaft, s. Ammerland.

Lerinische Inseln, frz. Iles de Lérins, Gruppe von Eilanden der Stadt Cannes gegenüber (1,4 km), gehören zum Arrondissement Grasse des franz. Depart. Alpes-Maritimes. Sainte Marguerite, 3 km lang, enthält ein unter Richelieu gebautes Fort, in welchem der Mann mit der eisernen Maske und 1873-74 General Bazaine gefangen saßen. Saint Honorat, 700 m südlicher gelegen und 1,4 km lang, trägt ein 410 vom heil. Honoratus gegründetes, jetzt von Cisterciensern bewohntes Kloster. Das feste Schloß diente den Mönchen früher als Zufluchtsort vor Seeräubern.

Lerma, Bezirkshauptstadt in der span. Provinz Burgos, links am Arlanza, mit Stammschloß der Granden von L. und (1887) 2617 E.

Lerma, Rio de, oder Zacoloacan, Fluß in Mexiko, entspringt 30 km westlich von der Stadt Mexiko, durchfließt den See von L., bildet die Grenze zwischen Jalisco und Michoacan, mündet in den See von Chapala und verläßt letztern als Rio Grande de Santiago (s. d.). Er ist nicht schiffbar.

Lerma, Francesco Gomez de Sandoval y Royas, erst Graf, dann Herzog von, span. Staatsmann und Kardinal, geb. um 1550, gewann schon in den letzten Jahren Philipps II. bei dem Thronfolger, dem spätern Philipp III., solchen Einfluß, daß dieser ihn gleich nach der Thronbesteigung 1598 zum ersten Minister ernannte. Die Macht des Ministers war unumschränkt; er stürzte den Erzbischof von Toledo, Loaysa, und den Großinquisitor Portocarrero wie den Präsidenten des Rats von Castilien, Rodrigo Vazquez, dafür beförderte er seine Verwandten und Kreaturen zu den vornehmsten und einträglichsten Würden. Die auswärtige Politik L.s war auf Frieden gerichtet: mit England, an dessen Küsten 1599 eine neue Armada scheiterte, das er 1602 von Ir-^[Folgende Seite]