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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Leu; Lëu; Leube; Leubes Fleischsolution; Leubus; Leuca; Leucaethiopĭci; Leuce; Leuchämie; Leuchsenring

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Lëu – Leuchsenring

bestimmt für in ordentlicher Form errichtete L. V. amtliche Aufbewahrung (§. 2218).

Eine Mehrzahl der geltenden Rechte bestimmt, daß L. V. von dem Gerichte zu eröffnen, richtiger zu verkünden und den Beteiligten bekannt zu machen seien (vgl. z. B. Preuß. Allg. Landr. Ⅰ, 12, §§. 238, 240, 241), während nach dem Gemeinen Rechte Eröffnung durch das Gericht nur in Ansehung der bei dem Gericht aufbewahrten Testamente und in Ansehung derjenigen Verfügungen, für welche der Erblasser dies vorgeschrieben hat oder die im Nachlasse vorgefunden sind (letzteres ist nicht unbestritten), bestimmt ist und das Sächs. Bürgerl. Gesetzbuch dem Gemeinen Rechte folgt. Der Code civil kennt eine Eröffnung durch das Gericht nur für das holographische und das mystische Testament, in welchem der Testator den Bedachten (Erben) nicht benennt, sondern auf eine besonders verschlossene Urkunde verweist, in der sich der Name findet, sonst eröffnet der Notar. Nach dem Bayrischen Notariatsgesetz von 1861 eröffnet das Gericht oder auf Grund eines von diesem erteilten Auftrags der Notar. Privattestamente werden in Bayern fast ohne Ausnahme durch das Gericht eröffnet. Der Deutsche Entwurf regelt in §§. 2232‒2237 im wesentlichen wie das Preuß. Allg. Landrecht. Das zuständige Gericht ist das Nachlaßgericht. Andere haben das bei ihnen befindliche Testament also an das Nachlaßgericht abzuliefern. Nur wenn das Testament von einem andern Gericht verwahrt wird, hat dieses die Eröffnung.

Vgl. Stobbe, Handbuch des deutschen Privatrechts (Berl. 1882‒85), Bd. Ⅴ, §§. 301 fg.; Motive des Deutschen Entwurfs Ⅴ, 246 fg.; Denkschrift an den Reichstag zum Entwurf Buch Ⅴ, Titel ⅩⅠ, und die Litteratur beim Artikel Erbrecht.

Lëu (Plural Leï), d. i. Löwe, heißt die 1868 eingeführte Geldeinheit des Königreichs Rumänien. 1 L. = 1 Frank = 81 deutsche Reichspfennige. Er wird eingeteilt in 100 Bani (Centimes). In Gold werden Stücke zu 20 und 10, in Silber solche zu 5, 2, 1 und ½ L. ausgeprägt.

Leu, August, Landschaftsmaler, geb. 24. März 1819 zu Münster in Westfalen, bildete sich seit 1840 in Düsseldorf unter Schirmers Anleitung zum Landschaftsmaler aus und hielt sich dann längere Zeit in Norwegen auf. Die Galerien zu Königsberg, Bremen und Wien besitzen norweg. Ansichten. Eine zweite Reise nach Skandinavien unternahm er 1847. Später erwählte er die Alpen als Studiengebiet, so: der Öschinensee bei Kandersteg im Kanton Bern (1876; Berliner Nationalgalerie; Der hohe Göll (Stuttgarter Galerie), Ansicht des Königssees mit dem Watzmann (Museum zu Gotha), Auf der Engstlen-Alp in der Schweiz (1893). In den letzten Jahren behandelte L. mit Vorliebe ital. Motive, namentlich Gebirgs- und Strandlandschaften mit Heranziehung wirkungsvoller Architekturen (Capri, Puzzuoli, Schloß der Königin Johanna bei Neapel, Chiavenna, Comer See). Ist sein Kolorit auch in den Alpenbildern brillant, so verbindet es sich hier mit allen Effekten der südl. Zone. L. ist Mitglied der Akademien in Berlin, Wien und Amsterdam.

Leube, Wilh., Mediziner, geb. 14. Sept. 1842 zu Ulm, studierte 1861‒65 zu Tübingen und Zürich Medizin, 1866 zu Berlin, 1867 zu München Chemie und wurde 1868 erster Assistent der mediz. Klinik zu Erlangen. Nachdem er 1872 als Nachfolger Gerhardts zum ord. Professor der speciellen Pathologie und Therapie und zum Direktor der mediz. Klinik zu Jena ernannt worden war, siedelte er 1874 in gleicher Stellung nach Erlangen über; im Herbst 1885 folgte er einem Rufe als ord. Professor der Pathologie und Therapie und Direktor der mediz. Klinik nach Würzburg. L.s Arbeiten betreffen hauptsächlich das Gebiet der physiol. Chemie, die Krankheiten des Magens, des Darms und der Nieren sowie die specielle Diagnose. Außer Journalaufsätzen veröffentlichte er: «Über die Wirkung des Dünndarmsaftes» (Erlangen 1868), «Über die Ernährung vom Mastdarm aus» (Lpz. 1872), «Die Krankheiten des Magens und Darms» (in Ziemssens großem «Handbuch der Pathologie und Therapie», ebd. 1875; 2. Aufl. 1878), «Die Magensonde» (Erlangen 1879), «Die Lehre vom Harn» (mit Salkowski, Berl. 1882), «Über die Behandlung der Urämie» (Wiesb. 1883), «Über die Bedeutung der Chemie in der Medizin» (Berl. 1884), «Specielle Diagnose der innern Krankheiten» (2 Bde., 4. Aufl., Lpz. 1894‒95).

Leubes Fleischsolution, ein von Leube und Rosenthal angegebenes Nahrungsmittel für Magenkranke. Vermittelst einer eigentümlichen Methode (Überhitzung und Behandlung mit Säure) wird Fleisch in eine emulsionsartige, schlammige weiche Masse verwandelt, welche vom kranken Magen leicht verdaut und bei chronischem Magengeschwür vorzüglich vertragen wird. L. F. wird für sich genossen oder mit etwas Liebigschem Fleischextrakt vermischt oder in Bouillon eingerührt.

Leubus (Kloster-Leubus), Dorf und Domäne im Kreis Wohlau des preuß. Reg.-Bez. Breslau, am rechten Ufer der Oder, hat (1890) 2200, 1895 (ohne Gutsbezirk): 1946 E., darunter 683 Evangelische, Post, Schloß; Tischlerei, Sägewerk und Weinbau. Die Abtei soll um 1050 durch Kasimir Ⅰ. von Polen als Bernhardinerkloster gestiftet worden sein. Herzog Boleslaw besetzte sie 1175 mit Cisterciensern. 1432 wurde das Kloster zerstört. Das prächtige Abteigebäude rührt aus den J. 1695‒1740 her. Nach der Aufhebung des Klosters 1810 wurde ein Domänenamt, 1817 ein Landesgestüt und 1830 eine Provinzial-Irrenanstalt hierher verlegt. Der nahe Flecken Städtel-Leubus hat (1890) 666 E. – Vgl. Thoma, Die kolonisatorische Thätigkeit des Klosters L. im 12. und 13. Jahrh. (Lpz. 1894).

Leuca (lat.) oder Leuga, ein gallisches Wegmaß von 1½ röm. Meilen oder 2,22 km, in Gallien und Germanien üblich. Von dem Worte L. kommt das franz. lieue.

Leuca, Kap Sta. Maria di, die Südostspitze der Halbinsel Apulien und Italiens.

Leucaethiopĭci, weiße Neger, s. Albinos.

Leuce, Baumgattung, s. Pappel.

Leuchämie, s. Leukämie.

Leuchsenring, Franz Michael, deutscher Litterat, Typus der empfindsamen Werther-Zeit, durch seinen Briefwechsel berühmt, von Goethe in seinem Fastnachtsspiel «Pater Brey» verspottet, in «Wahrheit und Dichtung», 13. Buch, geschildert, geb. 1746 zu Langenkandel im Elsaß, begleitete 1769 als Unterhofmeister den Erbprinzen von Darmstadt auf die Universität Leiden, nach Paris und in die Schweiz und wurde mit F. H. Jacobi, Herder, Goethe und dem Darmstädter Kreise Mercks bekannt. 1782 kam er nach Berlin und trat im Laufe der Jahre mit Nicolai, Biester, Mendelssohn in Verbindung. 1792 lockte ihn die Französische Revolution, die er mit Jubel begrüßte, nach Paris und dort blieb er,