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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Leukocyten – Leutenberg

stoff, entstehen. Sie sind farblos, gehen aber durch Oxydation, die oft schon durch den Sauerstoff der Luft veranlaßt wird, wieder in die Farbstoffe über. L. liefern die Farbstoffe der Triphenylmethangruppe Indigo, Methylenblau, Safranin u. a. Zur Reduktion der Farbstoffe dienen meist Zink und Salzsäure, Zinnchlorür oder Schwefelammonium.

Leukocȳten (grch.), die weißen Blutkörperchen; Leukocytōsen, Krankheiten, bei denen eine vermehrte Bildung derselben beobachtet wird.

Leukocythämie, soviel wie Leukämie (s. d.).

Leukodérma oder Leukodĕrmie (grch.), soviel wie Albinismus, s. Albinos.

Leukogēn, saures schwefligsaures Natrium (s. Schweflige Säure).

Leukolīn, soviel wie Chinolin (s. d.).

Leukōm (grch.), eine intensive Trübung der Hornhaut des Auges, die Folge einer heftigen Entzündung oder Verschwärung derselben. Das L. kann die ganze Hornhaut oder nur einen Teil derselben einnehmen und ist einer Aufhellung nur in sehr geringem Umfange fähig.

Leukomaīne, von Gautier eingeführte Bezeichnung für die durch den tierischen Stoffwechsel gebildeten Alkaloide zum Unterschiede von den im pflanzlichen Stoffwechsel erzeugten eigentlichen Alkaloiden und den durch Fäulnis toter Körper entstehenden Leichenalkaloiden oder Ptomainen. Zu den L., deren einer Teil unschädlich ist, gehören z. B. das Betain, Carnin, Guanin, Sarkin, das Kreatinin mit seinen Abkömmlingen, ferner die sehr giftigen Basen, die im Schlangengift nachgewiesen wurden, wie Viperin, Cobralin, Najin u. s. w., deren giftige Eigenschaften übrigens durch Zusätze von ätzenden oder kohlensauren Alkalien verloren gehen.

Leukōn, s. Siliciumchloroform.

Leukōnsäure, s. Krokonsäure.

Leukopăthie (grch.), soviel wie Albinismus, s. Albinos.

Leukoplăkie (grch.; Psoriasis buccalis, Ichtyosis linguae), eine eigentümliche Affektion der Mundhöhle, bei der sich auf der Schleimhaut der Lippen, Wangen und Zunge infolge abnormer Wucherung des Epithels weiße, glänzende, perlmutterartige Auflagerungen bilden, welche früher als Teilerscheinung der Syphilis angesprochen wurden. Die Krankheit, welche einen sehr hartnäckigen Verlauf hat und vorwiegend bei Männern vorkommt, scheint jedoch mehr durch örtliche Reizungen, insbesondere übermäßiges Tabakrauchen, zu entstehen. Quecksilberkuren sind in der Regel ohne allen Erfolg; am meisten nützen öftere Bepinselungen mit Sublimat-, Chromsäure- oder Salicylsäurelösung.

Leukopyrīt, Mineral, s. Arsenikalkies.

Leukorrhöe (grch., von leukós, weiß, und rhoē, Fluß), auch Weißer Fluß oder das Weiße genannt (fluor albus, frz. fleurs blanches), ein Ausfluß weißlicher (oder auch gelblicher, grünlicher), schleim- oder eiterähnlicher Flüssigkeit aus den weiblichen Geschlechtsteilen. Derselbe stammt von einer Entzündung dieser Teile her und kann bald in den äußern Partien derselben, bald in der Mutterscheide, bald in der Gebärmutter seinen Sitz und Ursprung haben, aber auch mehrere Teile zugleich befallen. Unterschieden wird dies nur durch eine Untersuchung mittels des Mutterspiegels. (S. Gebärmutterkrankheiten.) Manche L. sind unschädliche Begleiter der Menstruation oder des Wochenbettes; andere entstehen durch örtlich reizende Ursachen (z. B. durch Madenwürmer, durch den Dampf der Kohlentöpfe, durch Staub und Reibungen); andere durch Ansteckung mit Tripper oder Syphilis; manche sind Folge von Ernährungsstörungen (vor allen Blutarmut) und Blutstauungen in der Gebärmutter infolge von chronischen Herz- und Lungenkrankheiten, häufig auch von krankhaften Lageveränderungen der Gebärmutter. Meist leisten Ausspülungen mit Lösungen von Alaun, schwefelsaurem Zink, Carbolsäure oder mit Eichenrindenabkochung gute Dienste, ebenso das Einlegen von Wattebäuschchen, welche mit schwefelsaurem Zink oder essigsaurer Thonerde getränkt sind; liegt dem Weißen Fluß eine Allgemeinerkrankung des Organismus (Bleichsucht, Blutarmut, Skrofulose) zu Grunde, so muß diese vor allem beseitigt werden.

Leukosaphir, weißer Saphir, äußerst seltene edle Varietät des Korunds (s. d.).

Leukosia, Stadt auf Cypern, s. Levkosia.

Leukosyrer, weiße Syrer, s. Kappadocien.

Leukothĕa, s. Ino. – L. ist auch der Name des 35. Planetoiden.

Leukoverbindungen, s. Leukobasen.

Leukoxēn s. Titaneisenerz.

Leuktra (jetzt Parapungia), antike Ortschaft in Böotien, südwestlich von Theben, auf dem Wege von Thespiä nach Platää. L. wurde berühmt durch den Sieg der Thebaner unter Epaminondas (s. d.) über die erhebliche Übermacht des Spartanerkönigs Kleombrotus 6. Juli 371 v. Chr.

Leumund (altdeutsch liumunt, nicht mit «Mund» zusammengesetzt, sondern ein einheitliches Wort, das Ruf, Ruhm, Gerücht bedeutet), der Ruf, in welchem jemand steht, die Nachrede. Die Leumundserforschung, d. h. die Erörterung des bisherigen Lebenswandels eines Angeschuldigten oder auch eines Zeugen und seines moralischen Charakters, ist ein wichtiger Akt des Untersuchungsprozesses. Schon das alte deutsche Recht gab viel auf den guten oder übeln Ruf, der dem Angeklagten vorherging, und der Prozeß mit Tortur hieß später «richten auf L.», d. h. auf Indizien. Auch im heutigen Strafprozeß werden mit dem Angeklagten und dessen Lebensgange genau bekannte Personen als Leumundszeugen vernommen. Die häufig angewendete Einforderung von Berichten der Ortsbehörden ist nur ein ungenügendes Ersatzmittel, das jedoch im Vorverfahren zulässig ist. Im Hauptverfahren ist nach §. 255 der Deutschen Strafprozeßordnung die Verlesung von Leumundszeugnissen unstatthaft.

Leunis, Johs., naturwissenschaftlicher Schriftsteller, geb. 2. Juni 1802 zu Mahlerten bei Hildesheim, war seit 1824 Gymnasialprofessor zu Hildesheim und starb daselbst 30. April 1873. Er schrieb: «Synopsis der drei Naturreiche» (Tl. 1: «Zoologie», 2 Bde., 3. Aufl., von Ludwig, Hannov. 1884‒86; Tl. 2: «Botanik», 3. Aufl., 3 Bde., von Frank, 1882‒86; Tl. 3: «Mineralogie und Geognosie», 2. Aufl., von Senft, 1876‒78), «Schul-Naturgeschichte» (Tl. 1: «Zoologie», 11. Aufl., von H. Ludwig, Hannov. 1891; Tl. 2: «Botanik», 11. Aufl., von A. Frank, 1891; Tl. 3: «Oryktognosie und Geognosie», 6. Aufl., von Senft, 1880) u. s. w.

Leu Taverny, Saint, s. Saint Leu Taverny.

Leutenberg, Stadt im Amtsgerichtsbezirk Rudolstadt des Fürstentums Schwarzburg-Rudolstadt (Oberherrschaft), an der Sormitz, im Thüringer Walde, Sitz eines Amtsgerichts (Landgericht Rudolstadt), hat (1895) 1275 (1890: 1273) evang. E., Post, Vorschußverein, Sparkasse; Holzstoff-, Kisten- und Papier-^[folgende Seite]