Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

130

Leuthold - Levallois-Perret

Leuthold, Heinr., Dichter, geb. 9. Aug. 1827 zu Wetzikon im Kanton Zürich, studierte in Zürich und Basel, war dann Hauslehrer und hierauf Redacteur an verschiedenen süddeutschen Blättern (München, Frankfurt, Stuttgart). Er starb 1. Juli 1879 nach langem Siechtum in der Irrenheilanstalt Burghölzli bei Zürich. Als Lyriker wurde L. von Geibel, mit dem er die "Fünf Bücher franz. Lyrik" (Stuttg. 1862) herausgab, in dem "Münchener Dichterbuch" (ebd. 1862; 3. Aufl. 1863) in die Litteratur eingeführt. Seine "Gedichte" (Frauenfeld 1879) zeichnen sich durch Formvollendung und Gedankenreichtum aus und gaben ihm einen hohen Rang unter den zeitgenössischen Lyrikern. - Vgl. A. W. Ernst, Heinrich L. Ein Dichterporträt. Mit ungedruckten Gedichten und Briefen (2. Aufl., Hamb. 1893).

Leutkirch. 1) Oberamt im württemb. Donaukreis, hat 462,60 qkm und (1890) 25012, 1895: 25104 (12145 männl., 12959 weibl.) E., 2 Städte, 23 Landgemeinden. - 2) Oberamtsstadt im Oberamt L., 6 km von der bayr. Grenze, an der Eschach, der Linie L.-Memmingen (31,4 km) und den Nebenlinien Aulendorf-L. (40,8 km) und L.-Isny (16 km) der Württemb. Staatsbahnen, Sitz des Oberamtes und eines Amtsgerichts (Landgericht Ravensburg), hat (1895) 3263 (1890: 3159) E., darunter 1323 Evangelische, Post, Telegraph, Latein- und Realschule, Rettungs-, Leprosenhaus, Spar- und Vorschußbank, landwirtschaftliche Kreditanstalt; Färbereien, Gerbereien, Leinwand- und Strumpfweberei, Fabrikation von landwirtschaftlichen Maschinen, Öl und Käse, Holz-, Frucht-, Vieh- und Butterhandel. L. war bis 1802 Freie Reichsstadt. Die Umgegend heißt die Leutkircher Heide, deren Bewohner ehemals unmittelbare Reichsbürger waren. - Vgl. R. Roth, Geschichte der ehemaligen Reichsstadt L. (2 Bde., Leutkirch 1873-75).

Leutnant, s. Lieutenant.

Leutpriester, soviel wie Weltgeistliche (s. d.).

Leutschau, ungar. Löcse, Stadt mit geordnetem Magistrat mit dem Titel königl. Freistadt und Hauptstadt des Zipser Komitats in Ungarn, in 573 m Höhe, an der Zweigbahn Igló-L. der Kaschau-Oderberger Eisenbahn, ist Sitz der Komitatsbehörden, einer königl. Finanzdirektion, eines königl. Gerichtshofs, der 54. Infanteriebrigade, auf einem Hügel erbaut und von Mauern umgeben, hat (1890) 6318 meist deutsche E., in Garnison drei Bataillone des 34. Infanterieregiments "Wilhelm I., Deutscher Kaiser und König von Preußen" und eine Batterie des 40. Divisionsartillerieregiments, altertümliche Gebäude, gotische kath. Kirche (13. Jahrh.) mit einer berühmten Orgel (1626) und got. Hochaltar, altes Rathaus mit Bogengängen, ein Staatsobergymnasium, eine Oberreal- und höhere Mädchenschule, einen Minoritenkonvent, Komitatshaus, schönes Honveddenkmal, zwei Buchdruckereien, von denen die eine, 1585 errichtet, zu den ältesten in Ungarn gehört, Kreditbank, Sparkasse; Spiritusraffinerie, Dampfsäge, Handel, Gewerbe, beträchtlichen Feld- und Gartenbau (Leutschauer Erbsen). - L. wurde 1240 unter Bela IV. gegründet und war lange die blühendste Stadt Oberungarns und Vorort der 24 deutschen Zipser Städte.

Leutze, Emanuel, deutsch-amerik. Maler der Düsseldorfer Schule, geb. 24. Mai 1816 zu Gmünd in Württemberg, verlebte seine Jugend in Philadelphia, wurde dort von einem Porträtmaler Smith vorgebildet und studierte seit 1841 in Düsseldorf unter Lessing. Sein erstes Bild Columbus vor dem Rat zu Salamanca (Eigentum der Sammlung Rath in Düsseldorf) wie ein folgendes: Columbus in Ketten und Columbus vor der Königin (1843) erregten durch ihr Kolorit Aufmerksamkeit. Hierauf besuchte er Venedig und Rom und malte während seines Aufenthalts in Rom Die in Amerika landenden Normänner und Columbus an der Klosterpforte zu La Rabida. 1845 wandte sich L. nach Düsseldorf zurück und ließ dort einige Bilder aus der engl. Reformationszeit und andere entstehen, denen 1850 sein Hauptbild: Washingtons Übergang über den Delaware (Kunsthalle in Bremen, gestochen von Girardet: s. Tafel: Amerikanische Kunst II, Fig. 2), folgte. Die Bedeutung dieses Werkes hat er selbst in dem verwandten Kampf bei Monmouth (1854) nicht mehr erreicht, wenn auch dieses wie die nächstfolgenden: Karls II. letzte Soiree und Cromwells Besuch bei Milton (gestochen von Dinger), oder das 1858 gemalte: Anna Boleyn überredet den König zum Sturze des Kardinals Wolsey, tüchtige Werke genannt werden müssen. Seit 1859 lebte er meist in den Vereinigten Staaten, wo er das Kapitol und andere öffentliche Gebäude in Washington mit Fresken schmückte. 1863 kehrte er noch einmal nach Düsseldorf zurück und malte während seines dortigen Aufenthalts noch zwei große Bilder: Columbus' Landung in Amerika und Auswanderer von Indianern bedroht. Er starb 18. Juli 1868 in Washington.

Leutzelburger, s. Lützelburger.

Leuven (spr. löv-), niederländ. Name der Stadt Löwen.

Leuwarden (spr. löw-), soviel wie Leeuwarden.

Leuze (spr. löhs'), Stadt in der belg. Provinz Hennegau, an der Dender, an den Linien Ath-Tournai und St. Ghislain-Gent, hat (1890) 5837 E.; Leinenweberei, Strumpfwirkerei, Kammgarnspinnerei. Hier siegte 18. Sept. 1691 der Marschall von Luxemburg über die Alliierten.

Lev, bulgar. Münze = 1 Frank (s. d.).

Lév., bei botan. Namen Abkürzung für Joseph Henri Léveillé (spr. lewĕjeh), geb. 28. Mai 1796 in Crux-la-Ville, gest. 3. Febr. 1870 als Arzt zu Paris, schrieb mehrere Abhandlungen über Pilze.

Levāde (vom frz. lever, aufheben), s. Pesade.

Levaill., auch Vaill., hinter lat. Tiernamen Abkürzung für François Levaillant (s. d.).

Levaillant (spr. -waǐáng), François, franz. Reisender und Ornitholog, geb. 1753 zu Paramaribo im holländ. Guayana, ging 1778 nach Amsterdam und reiste 1780 nach dem Kap der Guten Hoffnung, von wo aus er ins Innere Afrikas eindrang. Nach seiner Rückkehr ließ er die "Voyage dans l'interieur de l'Afrique par le Cap de Bonne-Ésperence pendant 1780-85" (Par. 1790; 2. Aufl. 1798) und dann die "Second voyage dans l'intérieur de l'Afrique 1783-85" (2 Bde., ebd. 1795; 2. Aufl. 1803) erscheinen. Beide Werke wurden von J. R. Forster ins Deutsche übersetzt (Berl. 1790-99). Er starb 22. Nov. 1824 zu Sézanne in der Champagne. Von seinen Werken sind noch zu nennen: "Histoire naturelle des oiseaux d'Afrique " (6 Bde., Par. 1798-1812), "Histoire naturelle d'une partie d'oiseaux nouveaux et rares de l'Amérique et des Indes" (ebd. 1801-4), "Histoire naturelle des cotingas et des todiers" (ebd. 1804), "Histoire naturelles des perroquets" (2 Bde., ebd. 1801-5), "Histoire naturelle de calaos" (ebd. 1804).

Levallois-Perret (spr. -wallǒá perreh), Vorort im NW. von Paris, im Kanton Neuilly, Arron- ^[folgende Seite]