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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Liberalia – Liberia

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Liberal'

nicht. Über die principiellen Gesichtspunkte s. Konservativ. - Vgl. Rudel, Geschichte des Liberalismus (Guben 1891).

Liberalĭa, Fest zu Ehren des Liber (s. Dionysos, Bd. 5, S.330a).

Liberalismus (neulat.), Inbegriff der liberalen Grundsätze, freisinnige Gesinnung.

Liberalĭtas, allegorische Gottheit der Freigebigkeit, auf röm. Kaisermünzen häufig dargestellt.

Liberationsvermächtnis, s. Forderungsvermächtnis.

Liberatōre, Niccolò di, ital. Maler, s. Alunno.

Liberātrix, der 125. Planetoid.

Liber diurnus Romanōrum pontifĭcum, ein Formelbuch aus dem 8. Jahrh., welchem außer Urkundenmustern für die kirchliche Geschäftsführung die Riten für Ordination des Papstes und der suburbicarischen Bischöfe, Erteilung des Palliums, den Verkehr des Papstes mit den weltlichen Gewalten, Glaubensbekenntnisse, Privilegien u.s.w. enthält. Ausgaben von Garnerius (Par. 1680, und in C. G. Hoffmanns «Collectio nova scriptorum ac monumentorum», Tl. 2, Lpz. 1733) und von Riegger Wien 1762). – Vgl. auch Rozière, Liber diurnus ou Recueil des formules usitées par la chancellerie pontificale du Vᵉ au XIᵉ siècle (Par. 1869).

Libĕrec (spr. -rez), czech. Name von Reichenberg s. d.).

Liber Extra, s. Extra.

Liberĭa, freie Negerrepublik an der Pfeffer- oder Körnerküste Oberguineas (s. Karte: Guinea), erstreckt sich in einer Länge von 600 km mit einer durchschnittlichen Breite von 250 km von dem Flusse Mannah bis zum Cavally-River; durch ein Übereinkommen mit Frankreich wurde 1892 das Gebiet von L. auf die Küstenthäler beschränkt, während das sich zum Niger entwässernde Hinterland an Frankreich fiel. Die für die Schiffahrt gefährliche Küste wird von einer großen Anzahl kleinerer Flüsse durchschnitten, welche für Barken meist 120 km weit schiffbar sind; der größte ist der St. Pauls-River, dessen Ursprung 300 km landeinwärts vermutet wird. Zwischen den einzelnen Rinnsalen ziehen sich niedrige Hügelzüge in das Innere hinein und finden ihren Abschluß in einem plateaureichen, sehr fruchtbaren und gesunden Gebirgsland, das von Antilopen, Büffeln und Elefanten durchstreift wird; in Musardu (688 m) mit 8000 E. befindet sich das Centrum für die ringsum ansässigen Mandingo (s. d.). L. erfreut sich herrlicher Wälder von Ölpalmen, Gummibäumen und Pfeffersträuchern; Kolanüsse, Ananas, auch Kaffeebäume bis zu 12 m Höhe gedeihen. Das Klima gilt zwar als das heißeste der Erde (Jahrestemperatur 27,5°C.), ist aber nicht so mörderisch wie in Sierra Leone, der wärmste Monat ist der Januar. Es giebt zwei Regenzeiten: von Mai bis Mitte August und von Oktober bis Ende November.

L. besteht aus den vier Grafschaften oder Provinzen: Mesurado, Bassa, Sinu und Maryland. Die Zahl der aus Amerika übergesiedelten und der andern, sog. civilisierten Neger beträgt etwa 20000. Die Bevölkerung gehört hauptsächlich den Stämmen der Bey, bei denen der Mohammedanismus Wurzel gefaßt hat, Gola, Bussi, Deh, Pessie, Grebo, Gallina, Bassa und Kru an. Weiße können nur mit Erlaubnis der Regierung Grundbesitz erwerben; von der Teilnahme an polit. Rechten sind sie ausgeschlossen. Seit 26. Juli 1847 hat L. eine Verfassung. Der Präsident und die 13 Repräsentanten werden auf 2, die 8 Senatoren auf 4 Jahre gewählt. Es giebt 5 Minister. ↔ Die Einnahmen (auf Zölle) betrugen (1888) 35000, die Ausgaben 33000 Pfd. St. Die Zinsen der 1871 aufgenommenen 7prozentigen Schuld von 100000 Pfd. St. sind seit 1874 unbezahlt geblieben. Es gilt das engl. Geld und Gewicht, daneben Dollars. Jeder Waffenfähige von 16–50 Jahren ist im Kriege wehrpflichtig; die Miliz besteht aus 4 Regimentern. L. besitzt ein kleines Stahlkanonenboot mit 4 Schnellfeuergeschützen. Jedes Dorf von mehr als 300 E. hat eine Schule; es existieren zwei höhere Lehranstalten für Knaben und Mädchen. Offizielle Sprache ist die englische; eine Staatsreligion besteht nicht; doch herrscht die amerik. Episkopalkirche vor. Die Küstenschiffahrt wird eifrig betrieben. Handelshäfen sind neben der Hauptstadt Monrovia (s. d.) Robertsport, Marshall, Edina und Buchanan (Groß-Bassa), Greenville und Harper; der Handel befindet sich fast ganz in den Händen der Weißen. Zur Ausfuhr kommen besonders: Kaffee nach Deutschland, Palmöl nach England, Palmkerne, Kakao, Indigo, Baumwolle, Farbholz, Elfenbein und Kautschuk. Wert des Exports ist 4 Mill., des Imports etwa 3 Mill. M.


Textfigur:

Das Wappen stellt eine Strandlandschaft dar; auf der See ein Segelschiff, rechts eine aufgehende Sonne, links am Ufer ein Palmbaum. Auf dem Strand ein Pflug, darunter in silbernem Band die Inschrift «The love of liberty brought us here», in den Lüften ein silberner Vogel, ein Spruchband tragend. Landesfarben sind Rot, Weiß, Blau. Die Flagge ist von Rot und Weiß elfmal horizontal gestreift; oben am Flaggenstock in blauem Feld ein fünfzackiger weißer Stern (s. Tafel: Flaggen der Seestaaten). Es besteht ein Orden der Afrikanischen Befreiung (s. d.).

Geschichte. L. verdankt seinen Ursprung der 31. Dez. 1816 in Washington gegründeten Amerikanischen Kolonisationsgesellschaft für freie Neger. Ein erster Versuch 1820, auf der Halbinsel Sierra Leone 30 Negerfamilien aus Amerika anzusiedeln, mißlang durch das mißgünstige Verhalten der Engländer; dagegen gedieh eine 1822 auf Kap Mesurado (Monte-Serrado) gegründete Kolonie, deren Hauptort dem Unionspräsidenten zu Ehren den Namen Monrovia erhielt. Sie blieb in einem Abhängigkeitsverhältnis zur amerik. Gesellschaft, bis diese 1848 förmlich auf ihre Verwaltung verzichtete. Die europ. Mächte erkannten sie größtenteils sofort an, die Vereinigten Staaten erst nach Ausbruch des Bürgerkrieges. 1860 trat die 1834 gegründete Negerrepublik Maryland bei.

Vgl. Hutchinson, Impressions of West Africa (Lond. 1858); Valdez, Six years of a traveller’s life in Western Africa (ebd. 1861); Oberländer, Westafrika (3. Aufl., Lpz. 1878); Wouvermans, L. Histoire de la fondation d’un état nègre libre (Brüss. 1885); Dutry, L., son histoire, sa constitution et ses ressources (Gent 1887); Büttikofer, Reisebilder aus L. (2 Bde., Leiden 1890).

Liberĭa oder Guanacaste, in Costa-Rica, Hauptstadt der Provinz Guanacaste, die sich zwischen

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 144.