Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

152

Lichtkupferdruck - Lichtpausverfahren

Lichtkupferdruck, ein von Obernetter in München erfundener und ausgeübter Photogravureprozeß, der jedoch in seiner Ausführung sehr von der eigentlichen Photogravure (s. d.) abweicht. Von einem Original wird ein Negativ aufgenommen und dieses Negativ in ein Chlorsilberpositiv umgewandelt und danach mit der vollständig planen Kupferplatte in Kontakt gebracht. Ganz entsprechend der Intensität des Originals befindet sich Chlorsilber auf der Metallschicht, in den kräftigen dunkeln Partien mehr, in den hellern weniger. Durch einen einfachen galvanischen Prozeß (Einschaltung in eine galvanische Zelle) zersetzt sich das Chlorsilber und bildet lösliches Chlormetall und Silber und erzeugt so die Tiefe der Platte und zwar da, wo viel Chlorsilber war, in desto stärkerm Grade, da, wo die Schicht gering war, im Verhältnis weniger tief. Dieser Prozeß ist wesentlich kürzer als der der Photogravure durch Ätzung mit Eisenchlorid, doch in seinen Detailmanipulationen noch Geheimnis Obernetters.

Lichtleimdruck, soviel wie Lichtdruck (s. d.).

Lichtmaschinen, die für den Lichtbetrieb konstruierten Dynamomaschinen.

Lichtmesse (lat. festum candelarum) oder Maria Reinigung (lat. festum purificationis Mariae), und in ungenauer Zusammenziehung beider Bezeichnungen Maria Lichtmeß, auch Darstellung Christi, ein in der röm. Kirche im 5. oder 6. Jahrh. im Anschluß an heidn. Gebräuche eingeführtes Fest zum Gedächtnis des Luk. 2, 22 fg. erzählten Besuches der Maria mit dem Jesuskinde im Tempel zu Jerusalem. Da nach 3 Mose 12, 2–6 dieser Tempelbesuch 40 Tage nach der Geburt des Kindes zu geschehen hatte, wurde das Fest auf den vierzigsten Tag nach Weihnachten (2. Febr.) gelegt. Mit Anspielung auf die von Symeon über das Kind gesprochenen Worte "Ein Licht, zu erleuchten die Heiden" (Luk. 2, 32) werden in der kath. Kirche an diesem Tage die zum kirchlichen Gebrauch bestimmten Lichte geweiht und brennend in feierlicher Prozession umhergetragen. In der griech. Kirche wurde das Fest 542 von Justinianus unter dem griech. Namen Hypante (Fest der Begegnung, nämlich Symeons mit dem Jesuskinde, lat. festum Symeonis) angeordnet. Während die reform. Kirche das Fest abschaffte, behielt die lutherische es zunächst noch als Fest der Darstellung Christi bei. In der evang. Kirche Württembergs wird es als solches noch jetzt gefeiert.

Lichtmesser, s. Photometer.

Lichtmessung, s. Photometrie.

Lichtmotten, soviel wie Zünsler (s. d.).

Lichtmühle, s. Radiometer.

Lichtnelke, Pflanzengattung, s. Lychnis.

Lichtnußbaum, s. Bankulnüsse.

Lichtpausverfahren, ein Zweig der photogr. Positivverfahren (s. Photographie), der in photogr. Ateliers selten, desto mehr aber von Technikern für Vervielfältigung ihrer Zeichnungen und Pläne angewendet wird. Er ist einer der ältesten photogr. Prozesse und ist zurückzuführen auf Fox Talbot, der bereits 1839 Pflanzenblätter auf lichtempfindliches Silberpapier legte und das Ganze dem Licht aussetzte. Das Papier wurde an allen Stellen, wo es nicht von Pflanzenblättern gedeckt war, gebräunt. Waren die Pflanzenblätter durch eine Spiegelscheibe angepreßt, so zeichnete sich ihr Umriß scharf auf dem Papier ab, aber auch durch die durchscheinenden Stellen der Blätter schien das Licht abgeschwächt hindurch und so zeichneten sich die Adern des Blattes und andere Stellen deutlich ab und zwar weiß oder grau auf Dunkel (s. nachstehende Fig. 1 u. 2). Das überschüssige Silbersalz im Papier entfernte Talbot durch unterschwefligsaures Natrium und Auswaschen. Das vorhandene negative Bild konnte noch einmal in gleicher Weise durch das Licht gepaust werden und lieferte dann ein Positiv dem Originale gleich. Ein Mangel dieses Silberpausprozesses ist der hohe Preis der angewendeten Papiere. Zum Kopieren von technischen Zeichnungen eignet sich daher die billigere Cyanotypie (s. d.), die als Negativprozeß sehr verbreitet ist. Leichtere Prozesse, die direkte Positive nach Positiven liefern, sind der sog. Zinkoprozeß und der Anilindruck; letzterer verdient den Vorzug. Beim Zinkoprozeß braucht man zwei Lösungen: 1) 10 g schwefelsaures Eisenoxyd, 10 g Weinsäure, 20 g Eisenchlorid, 200 ccm destilliertes Wasser; 2) 10 g Gelatine in 100 ccm destilliertem Wasser warm gelöst. Lösung 1 und 2 werden gemischt und noch warm durch angefeuchteten Flanell filtriert. Lösung 1 hält sich im Dunkeln längere Zeit. Das Präparieren des Papiers wird bei Lampen- oder schwachem Tageslicht vorgenommen. Getrocknet wird im Dunkeln. Das präparierte Papier, das auch Handelsartikel ist, wird am besten bald verarbeitet. Man belichtet unter einer Zeichnung (am besten im direkten Sonnenlicht) so lange, bis die schwarzen Linien der Zeichnung schwach gelb auf völlig weißem Grunde sichtbar sind. Das kopierte Bild kommt dann in das "Entwicklungsbad" (s. Photographie): 7 g Gallussäure, 1 g Oxalsäure, 100 ccm Wasser. Hier färben sich die gelben Linien schwarz unter Tintenbildung. Man entfernt dann die überschüssigen Eisensalze durch tüchtiges Waschen. Der Anilindruck von Willis liefert mit leichtester Mühe absolut haltbare Kopien, fordert aber unbedingt Selbstpräparation des Papiers, da dieses nicht lange haltbar und daher im Handel nicht zu haben ist. Man überstreicht (bei Lampen- oder gedämpftem Tageslicht) photogr. Rohpapier mit folgender Lösung: 10 g saures chromsaures Kalium, 100 g Phosphorsäurelösung von 1,124 spec. Gewicht, 100 ccm Wasser (Manipulation wie oben) und trocknet im Dunkeln. Die Lösung ist unbegrenzt haltbar, das damit präparierte Papier aber nur 1 bis höchstens 2 Tage. Man kopiert unter einer Zeichnung, bis die schwarzen Linien der Zeichnung schwach gelb auf grünlichweißem Grunde sichtbar sind. Besser verwendet man noch Vogels Photometer (s. Photometer, photographisches), welches mit einem Stück Papier von gleicher Transparenz wie das Originalpapier der Zeichnung bedeckt sein muß, und kopiert bis das Photometer 15° zeigt. Dann bringt

^[Abb.: Fig. 1.] ^[Abb.: Fig. 2.]