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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Liebau (Markt) - Lieber (Franz)

reien, Weberei, Papier- und Cellulosefabrik, Glashütte, Dampfsägewerk und -Drechslerei und Ackerbau.

Liebau, Deutsch-Liebau, Markt in der österr. Bezirkshauptmannschaft und dem Gerichtsbezirk Schönberg, an der Linie Sternberg-Ziegenhals der Mähr. Grenzbahn, hat (1890) 4673 deutsche E.; bedeutende Leinweberei und -Spinnerei.

Liebe, im allgemeinen Sinne das mit dem Verlangen nach Besitz, Genuß oder inniger Vereinigung verbundene Gefühl der Wertschätzung eines Gegenstandes oder Wesens. So spricht man von L. zu leblosen Gegenständen, zu Tieren, zu Menschen, zu Gott. Auch die innere Hingabe an ideale Güter wird als L. bezeichnet, z. B. L. zum Guten, Schönen u. s. w. Im engern Sinne versteht man unter L. die Geschlechtsliebe. - Vgl. Michelet, L'amour (Par. 1859 u. ö.; deutsch von Spielhagen, 4. Aufl., Lpz. 1874); Abel, Über den Begriff der L. (Berl. 1872); Mantegazza, Fisiologia dell' amore (Mail. 1873 u. ö.; deutsch, 7. Aufl., Jena 1893); Duboc, Die Psychologie der L. (Hannov. 1874; 3. Ausg., Hamb. 1883); Teichmüller, Über das Wesen der L. (Lpz. 1879).

Liebe, rechter Nebenfluß der Weichsel, entsteht im W. vom Geserichsee in Westpreußen und mündet als Alte Nogat in den Weichselarm Nogat.

Liebemühl, Stadt im Kreis Osterode des preuß. Reg.-Bez. Königsberg, am Oberländischen Kanal und an der Nebenlinie Elbing-Osterode der Preuß. Staatsbahnen, hat (1895) 2230 (1890: 2150) meist evang. E., Post, Telegraph; Maschinenfabrik, Ziegeleien, Ackerbau und Schiffahrt.

Lieben, Dorf in der österr. Bezirkshauptmannschaft und dem Gerichtsbezirk Karolinenthal in Böhmen, nordöstlich von Prag, unmittelbar bei Karolinenthal, am Einfluß des Rokytnitzbaches in die Moldau, an den Linien Lissa-Prag der Österr. Nordwestbahn und Prag-Bodenbach der Österr.-Ungar. Staatsbahn, hat (1890) 9000, als Gemeinde 12536 czech. E.; mechan. Webereien, Spinnereien, Gerbereien, Lederfärbereien, Spitzenweberei, Fabriken für Dachpappe, Chemikalien, Farbwaren, Pfeifen, Handschuh- und Lackleder, Maschinen u. s. w., Ölraffinerie, Ziegeleien und Brauereien.

Liebenau. 1) L. in der Neumark, Stadt im Kreis Züllichau-Schwiebus des preuß. Reg.-Bez. Frankfurt, hat (1895) 1265 (1890: 1303) E., darunter 392 Katholiken, Post, Telegraph; bedeutende Braunkohlengruben mit Preßsteinfabrik. - 2) Stadt im Kreis Hofgeismar des preuß. Reg.-Bez. Cassel, 8 km westlich von Hofgeismar, auf einer Insel der Diemel, an der Linie Cassel-Scherfede der Preuß. Staatsbahnen, hat (1895) 594 (1890: 631) evang. E., Post, Telegraph, alte Stadtmauer, elektrische Straßenbeleuchtung; Kalkwerke und Ackerbau.

Liebenau, czech. Hodkovice, Stadt in der österr. Bezirkshauptmannschaft und dem Gerichtsbezirk Reichenberg in Böhmen, an der Linie Josephstadt-Seidenberg der Südnorddeutschen Verbindungsbahn, hat (1890) 3123 meist deutsche E., Post, Telegraph, gewerbliche Fortbildungs- und Bürgerschule; Leinen- und Baumwollwebereien, mechan. Wollweberei mit Färberei und Druckerei, Brauerei, Kunstmühle, Fabrikation von Liqueur, Branntwein, Kartonnagen, Papiertüten und Glaswaren. Bei L. fand 25. Juni 1866 ein Zusammenstoß der Österreicher mit den Preußen statt.

Liebenstein, Dorf im Kreis Meiningen des Herzogtums Sachsen-Meiningen, an der Nebenlinie Immelborn-L. (6,4 km, Station L.-Schweina) der Werrabahn, am Südabhang des Inselsbergs, hat (1895) 1292 (1890: 1230) evang. E., Postamt zweiter Klasse, Telegraph, drei erdig-salinische Eisenquellen, deren Wasser getrunken und zu Bädern verwendet wird, ferner zwei große Badeanstalten (Stahl-, Sol-, Eisensol-, Fichtennadelbäder), eine Wasserheilanstalt, Molkenkuranstalt (1893: 2042 Kurgäste) und eine Metallwarenfabrik. Seit 1892 ist das Bad im Besitz eines Hamburger Kaufmanns. Über dem Dorfe die Ruinen der 1577 zerstörten Burg L. - Vgl. Brückner, Histor. Skizze von Burg und Bad L. (Meining. 1872); Preller, Thüringens Bäder, Kurorte und Sommerfrischen (2. Aufl., Weim. 1888); Koch, Bad L. (Meining. 1896).

Liebenthal, czech. Dodrouč Dolni, Markt im Gerichtsbezirk Wildenschwert der österr. Bezirkshauptmannschaft Landskron in Böhmen, an der Linie Wildenschwert-Geiersberg der Osterr. Nordwestbahn, hat (1890) 2666 czech. E., Post, Telegraph.

Liebenwalde, Stadt im Kreis Niederbarnim des preuß. Reg.-Bez. Potsdam, an der Havel beim Anfang des Finowkanals, Sitz eines Amtsgerichts (Landgericht Berlin II) und Steueramtes, hat (1895) 2737 (1890: 2569) E., darunter 30 Katholiken, Post, Telegraph, Spar- und Vorschußverein; Dampfmahl- und Sägemühle, Schiffbau.

Liebenwerda. 1) Kreis im preuß. Reg.-Bez. Merseburg, hat 793,63 qkm und (1890) 48799, 1895: 51203 (24954 männl., 26249 weibl.) E., 6 Städte, 79 Landgemeinden und 33 Gutsbezirke. - 2) Kreisstadt im Kreis L., an der Schwarzen Elster und der Linie Falkenberg-Kohlfurt der Preuß. Staatsbahnen, Sitz des Landratsamtes und eines Amtsgerichts (Landgericht Torgau), hat (1895) 2856 (1890: 3011) E., darunter 30 Katholiken, Postamt zweiter Klasse, Schloß, jetzt Amtsgericht, Vorschußverein, Kreisspar- und Darlehnskasse.

Liebenzell, Stadt im Oberamt Calw des württemb. Schwarzwaldkreises, an der Nagold und der Linie Pforzheim-Calw der Württemb. Staatsbahnen, hat (1895) 973 (1890: 1000) E., Post, drei erdig-salinische Heilquellen (22-24° C.) und eine Burgruine (s. Tafel: Burgen I, Fig. 1); Wollspinnereien, Papiermühle und Kettenfabrikation.

Lieber, Ernst, Parlamentarier, geb. 16. Nov. 1838 zu Camberg, studierte in Würzburg, München, Bonn und Heidelberg 1858-61 Rechts- und Staatswissenschaften, wurde 1870 in das preuß. Abgeordnetenhaus, 1871 in den Deutschen Reichstag gewählt und gehörte in beiden Häusern zu den Mitbegründern des Centrums. Seitdem ist er ununterbrochen Mitglied des Reichs- und Landtags. 1888 und 1890 unternahm er größere Reisen nach Nordamerika. L. ist besonders nach dem Tode Windthorsts (1891) als Führer des linken Flügels des Centrums hervorgetreten, der sich 1893 gegen die Militärvorlage entschieden ablehnend verhielt und bei den Neuwahlen zum Reichstag die mehr konservativen Elemente unter dem Freiherrn von Huene und dem Grafen Ballestrem zu verdrängen wußte. Dagegen stimmte L. mit dem größern Teil des Centrums für die Handelsverträge.

Lieber, Franz, deutsch-amerik. Gelehrter und Publizist, geb. 18. März 1800 zu Berlin, machte die Schlachten von Ligny und Waterloo mit und wurde beim Sturm auf Namur 20. Juni 1815 schwer verwundet. Er studierte dann in Berlin und wurde 1819 als Demagog verhaftet, nach vier Monaten zwar frei-^[folgende Seite]