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Liegnitz (Fürstin von) – Lieue
Liegnitz, Fürstin von, s. Harrach (Geschlecht, Bd. 8, S. 833 b).
Liek oder Leik, das Tauwerk, womit die Kanten der Segel besäumt werden, um sie haltbarer zu
machen. Nach den Kanten, an denen das L. sitzt, wird es Ober-,
Seiten- oder Unterliek genannt.
Lielsche Lafette, hölzerne Festungs- und Belagerungslafette mit vielseitiger Verwendungsfähigkeit,
1843 vom bayr. Artillerielieutenant Liel konstruiert, jetzt veraltet.
Lienbacher, Georg, österr. Jurist und Parlamentarier, geb. 18. April 1822 in Kuchl im Salzburgischen,
studierte die Rechte in Wien, trat dann in die Gerichtspraxis ein, war 1854–59 Staatsanwalt in Pest und Ofen, dann in Wien im
Justizministerium als Verfasser von Gesetzesvorlagen thätig und wurde 1865 zum Oberlandesgerichtsrat, 1880 zum Hofrat beim
Obersten Gerichtshof ernannt, trat aber 1887 in den Ruhestand. Dem Salzburger Landtage gehört L. seit 1870, dem Reichsrate
seit 1873 an. Anfangs Mitglied der klerikalen Rechtspartei, deren Anwalt und Sprecher er war, nahm er doch stets eine besondere
Stellung ein, weil er mit der Verbindung mit den Slawen, besonders den Czechen, nicht einverstanden war. Er trat 1884 aus dem
Centrumsklub aus und begründete 1887 die Freie Agrarvereinigung (s.d.), deren Vorsitzender er ist. Von
seinen Schriften sind hervorzuheben: «Die Preßfreiheit» (anonym, Wien 1861), «Historisch-genetische Erläuterungen des österr.
Preßgesetzes» (ebd. 1863), «Praktische Erläuterungen des österr. Preßgesetzes» (ebd. 1868), «Das österr. Polizeistrafrecht»
(4. Aufl., ebd. 1880), «Sammlung oberstbehördlicher Entscheidungen in Polizeistrafsachen» (1871); außerdem gab er die
Monatsschrift für Polizei- und Strafsachen «Die öffentliche Sicherheit» heraus und läßt seit 1890 in Salzburg eine polit.
Wochenschrift «Der Volksfreund» erscheinen.
Liénz. 1) Bezirkshauptmannschaft in Tirol, hat 2149,82 qkm und
(1890) 30343 (14525 männl., 15818 weibl.) deutsche kath. E., 56 Gemeinden mit 128 Ortschaften und umfaßt die
Gerichtsbezirke L., Sillian und Windisch-Matrei. –
2) Stadt und Sitz der Bezirkshauptmannschaft sowie eines Bezirksgerichts (566,29 qkm,
12823 E.), in 667 m Höhe, an der Mündung der Isel in die Drau und der Linie Franzensfeste-Villach der Österr. Südbahn, hat
(1890) 3603 E., Post, Telegraph, got. Pfarrkirche (13. Jahrh.), Franziskaner- und Dominikanerinnenkloster, eine Burg Lieburg
(16. Jahrh.), jetzt Sitz der Behörden, und ist eine beliebte Sommerfrische und Ausgangspunkt für Touren in die Hohen Tauern, auf
den Großglockner, Großvenediger u. s. w. Nahebei das Schloß Bruck, im Mittelalter
Sommerresidenz der Grafen von Görz und Tirol. L. gegenüber auf der Südseite des Drauthals die Lienzer Dolomiten, die
Keilspitze (2801 m) und der Spitzkofel (2740 m), östlich von L. der Paß des Iselsberges (1204 m). Westlich oberhalb L.
durchbricht die Drau den 1809 von den Tirolern mit Erfolg verteidigten Engpaß (13 km lang) der
Lienzerklause.
Lièpvre (spr. liähwr), der franz. Name der Stadt
Leberau (s. d.) im Oberelsaß.
Lier (frz. Lierre), Stadt im Arrondissement Mecheln der belg.
Provinz Antwerpen, am Zusammenfluß der Großen und der Kleinen Nethe, an den Linien L.-Turnhout (39 km), Contich-L.,
Aachen-Antwerpen und Broechem-L. (16 km), hat ↔ (1890) 20133 E., eine spätgot. Gommariuskirche
(1425 -1557) mit schönen Glasmalereien, einen Belfried (1369), Gemäldesammlung; Seiden- und Spitzenfabrikation,
Salzsiederei und Bierbrauerei.
Lier, Adolf, Landschaftsmaler, geb. 21. Mai 1826 zu Herrnhut in Sachsen, war
anfangs Maurer, studierte dann an der Dresdener Akademie und seit 1850 in München Baukunst, wandte sich hier jedoch dem
Gebiet der Malerei zu. Hier sowie seit 1861 bei Jules Dupré in Paris folgte er der Richtung der landschaftlichen
Stimmungsmalerei (paysage intime) und verpflanzte sie auf deutschen Boden, wodurch er
ein Vorbild namentlich für die neuere Münchener Landschaftsschule wurde. Die Dresdener Galerie besitzt von ihm: Oise im
Mondschein (1867), die Berliner Nationalgalerie: Abend an der Isar (1877), die Neue Pinakothek in München: Theresienwiese zu
München (1882), das Museum in Leipzig: Ernte in Oberbayern. Er starb 30. Sept. 1882 zu Bahrn bei Brixen.
Lierre (spr. liähr), franz. Name der Stadt Lier.
Liescha, Braunkohlenbergwerk bei Prävali (s. d.).
Lieser, linker Nebenfluß der Mosel, entspringt in der Eifel und mündet gegenüber Mühlheim a. M.
Liesing, Dorf in der österr. Bezirkshauptmannschaft und dem Gerichtsbezirk Hietzing, 12 km südlich
von Wien, an den Linien Wien-Triest und L.-Kaltenleutgeben (7 km) der Österr. Südbahn, hat (1890) 5455 E., Post, Telegraph
und Telephonverbindung mit Wien, eine Versorgungsanstalt der Stadt Wien; Fabrikation von Kerzen, Seife, Glycerin, Kupfer-,
Eisenwaren und Asbestwaren, chem. Produkten, Brauerei und bedeutende Baumschule.
Liestal. 1) Bezirk im schweiz. Kanton Basel-Land, hat 82,1 qkm und
(1888) 14753 E., darunter 1361 Katholiken und 89 Israeliten, in 14 Gemeinden. –
2) Hauptstadt des schweiz. Kantons Basel-Land und des Bezirks L., in 330 m Höhe, auf dem linken Ufer der Ergolz, an den Linien
Basel-Olten der Schweiz. Centralbahn und L.-Waldenburg (14km) der Waldenburger Bahn, hat (1888) 4850 E., darunter 716
Katholiken und 84 Israeliten, Post, Telegraph, elektrische Beleuchtung, zwei Kirchen, stattliches Regierungsgebäude,
Gemeinderatshaus, Schulhaus, Spital, Strafanstalt, zwei Armen- und Pfründhäuser, Banken, mehrere Gasthöfe und als
eidgenössischer Waffenplatz eine große Kaserne; ferner Eisengießereien, Florettspinnerei, Seidenweberei, Woll- und
Farbwarenfabrikation, Feld- und Weinbau. Die bekanntesten Punkte der Umgebung sind das Kurhaus und
Solbad Bienenberg (431 m), 2 km nordwestlich auf einer Jurahöhe; 3 km weiter
Bad Schauenburg (486 m) am Fuße der gleichnamigen Ruine (602 m) und 4 km von L. das
Bad Bubendorf (s. d.).
Lieste, eine Vogelfamilie, deren bekannteste Vertreter die Baumlieste (s. d.)
sind.
Lieue (spr. liöh), altfranz. Wegmaß, war viererlei, nämlich:
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1) die L. Commune oder gewöhnliche L., 25 auf einen Äquatorgrad = 4452,26 m;
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2) die L. moyenne oder mittlere L., 22 2/9 auf einen Äquatorgrad = 5008,80 m;
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3) die L. marine oder See-Lieue von 3 Milles marines (Seemeilen), 20 auf einen
Äquatorgrad = 5565,33 m;
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4) die L. de poste
Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 167.