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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Liëukiëu - Lift

von 2 Milles de poste, 28½ auf den Äquatorgrad = 2000 Toisen oder 3898,073 m.

Liëukiëu, japan. Inselgruppe, s. Liu-kiu.

Lieutenant (frz., «Stellvertreter»), Leutnant, ursprünglich die Charge in einem Heere, die zur Stellvertretung der nächst höhern bestimmt ist. In den Heeren des Mittelalters wählte jeder Hauptmann eines Fähnleins als seinen Stellvertreter einen Lokotenenten, woraus später L. entstand. Unter den alten franz. Königen war der L. du roi der Stellvertreter des Königs im Heere oder in einer Festung. Napoleon Ⅰ. erneuerte vorübergehend den abgeschafften Titel, indem er den Marschall Soult 1813 als Vicekönig der Pyrenäischen Halbinsel zum L. de l’empereur ernannte. Noch gegenwärtig bedeutet Generallieutenant, Oberstlieutenant, Kapitänlieutenant u. s. w. die der betreffenden Charge am nächsten stehende, also event. zur Vertretung berufene Rangstufe. Der L. bekleidet jetzt in fast allen Armeen die unterste Rangstufe der Offiziere. Es giebt im deutschen Heere Premier- und Sekondelieutenants, im österreichischen Ober- und Unterlieutenants. Im allgemeinen hat jede Compagnie, Eskadron oder Batterie 1 Premier- und 2‒3 Sekondelieutenants. Über das Chargengehalt s. Diensteinkommen. Über Feldmarschalllieutenant s. d.

Lieutenant Governor (engl., spr. leffténnent gowwĕrnĕr), Vice-, Unterstatthalter.

Lieutenant zur See, die Charge eines Seeoffiziers, die im Range dem Premierlieutenant der Landarmee entspricht. Sie kann nur erreicht werden nach fünfjähriger Seefahrtzeit und vorheriger Absolvierung der Kadetten- (Gemeiner),Seekadetten- (Fähnrich) und Unterlieutenants - (Sekondelieutenants-) Charge. Die nächsthöhere Stufe ist der Kapitänlieutenant (s. d.). Rangabzeichen des L. z. S. bilden eine Goldtresse unter der Krone am Ärmel und goldene Kantillen an, unklare Anker und ein Stern auf den Epauletten.

Lieven, Christoph Andrejewitsch, Fürst, geb. 17. Mai 1774 in Kiew, war 1809‒12 russ. Gesandter in Berlin, 1812‒34 in London und starb 10. Jan. 1839 zu Rom. – Seine Gemahlin, Dorothea (bei den Russen Darja Christoforowna) L., geborene Benckendorff, geb. 30. (19.) Dez. 1784 in Riga, verheiratete sich 1800. Schon in Petersburg waren ihre Salons der Sammelplatz der Diplomaten. Sie begleitete dann ihren Gemahl nach Berlin und 1812 nach London. Hier entwickelte sie eine große Thätigkeit im Interesse Rußlands. Diplomaten aller Länder verkehrten in ihrem Hause oder standen mit ihr in Korrespondenz, was ihr den Beinamen der diplomat. Sibylle Europas einbrachte. Nach dem Tode ihres Gemahls begab sie sich nach Paris und setzte hier ihre, zuletzt mehr der Litteratur und Kunst gewidmeten Beziehungen fort. Sie starb daselbst 27. Jan. 1857 und wurde in Mesohten in Kurland begraben. - Vgl. Kleinschmidt, Die Fürstin L. (in der «Europa», Nr. 1‒3, Lpz. 1883).

Lievens, auch Lievensz oder Livens, Jan, holländ. Maler und Kupferstecher, geb. 24. Okt. 1607 zu Leiden, war Schüler Joris van Schootens und Pieter Lastmans in Amsterdam. Schon in seinem 18. Jahre hatte er sich einen bedeutenden Ruf als Bildnismaler erworben. Er wurde 1631 nach England berufen, wo er die Bildnisse Karls Ⅰ., der Königin und vieler Großen malte, kehrte 1634 nach Holland zurück und starb 1674 in Amsterdam. Zu Brüssel und Antwerpen sind mehrere Kirchenbilder von ihm, und auf dem Stadthause zu Leiden eins seiner besten Werke im Rembrandtschen Geiste: Die Enthaltsamkeit des Scipio, im Amsterdamer Museum die Bildnisse des Dichters Vondel, Ruyters und Tromps; das königl. Schloß zu Würzburg besitzt von ihm eine große Beweinung Christi, das Louvre eine Heimsuchung Marias, das Berliner Museum Isaak den Jakob segnend. Seine Handzeichnungen stehen in hohem Werte, ebenso seine nach Art der Rembrandtschen Blätter angefertigten Kupferstiche (über 60); die bedeutendsten darunter sind: Die Auferweckung des Lazarus, die Porträte des Dan. Heinsius und Jak. Gouter.

Liévin (spr. -wäng), Stadt im franz. Depart. Pas-de-Calais, Arrondissement Béthune, an der Deule oder Souchez, hatte 1866 nur 2075, 1891 aber 12417 E.; bedeutenden Bergbau auf Steinkohlen.

Liezen. 1) Bezirkshauptmannschaft in Steiermark, hat 1397,30 qkm und (1890) 23416 (11788 männl., 11628 weibl.) E., 30 Gemeinden mit 47 Ortschaften und umfaßt die Gerichtsbezirke St. Gallen, L. und Rottenmann. – 2) Markt und Sitz der Bezirkshauptmannschaft sowie eines Bezirksgerichts (426,27 qkm, 7460 E.), in 659 m Höhe, am Ausgange des Pyhrnthals in das Ennsthal und an der Linie Bischofshofen-Selzthal der Österr. Staatsbahnen, hat (1890) 1397 E. und in der Nähe Spateisensteinbergwerke und Hochofen. Bei L. das große Liezener oder Gampermoos, dessen Torflager ausgebeutet werden.

Liezen-Mayer, Alexander, Maler, geb. 24. Jan. 1839 zu Raab in Ungarn, besuchte die Akademien in Wien und München, wo ihn 1862 Piloty in seine Schule aufnahm. Nachdem der Künstler den akademischen Preis erlangt hatte, vollendete er ein die Heiligsprechung der heil. Elisabeth vorstellendes Gemälde. Es folgte: Kaiserin Maria Theresia säugt das Kind einer Armen (1867). Seine Versuche in der Porträtmalerei fanden solchen Beifall, daß er 1870 nach Wien berufen ward und dort bis 1872 mit Bildnissen beschäftigt blieb. Nach seiner Rückkehr nach München entstanden bis 1874 vier Scenen aus klassischen Dramen: Imogen und Jachimo aus Shakespeares «Cymbeline», Faust und Gretchen vor der Kirche und im Garten, endlich Elisabeth das Todesurteil Maria Stuarts unterzeichnend (1873; Museum zu Köln). Die Jahre von 1874 bis 1880 füllte der Künstler vorzugsweise mit zwei Illustrationscyklen aus: in 50 Blättern zu Goethes «Faust» und in 32 zu Schillers «Lied von der Glocke». Auch zu andern Prachtausgaben hat L. einzelne Illustrationen geliefert, von welchen die drei Kartons zu Scheffels «Ekkehard» hervorragen. Von seinen Gemälden der neuern Zeit ist die Heilige Elisabeth von Ungarn (Nationalmuseum zu Budapest) und Philippine Welser vor Kaiser Ferdinand Ⅰ. (1883) zu nennen. L. wurde 1877 Mitglied der Akademie in Wien. 1880 übernahm er die Leitung der Stuttgarter Kunstschule, wo er den Verein zur Förderung der Kunst ins Leben rief, und wurde 1883 als Professor an die Münchener Akademie berufen.

Liffey (spr. -fĕ), Fluß in der irischen Provinz Leinster, 82 km lang, kommt aus den Bergen von Wicklow, beschreibt einen nach O. geöffneten Bogen und mündet bei Dublin in die Irische See. Die Mündung bildet den Hafen der Stadt.

Lifford, Hauptort der Grafschaft Donegal (s. d.).

Lift, engl. Bezeichnung für Aufzug (s. d.).