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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Liliputgeorgine - Lille

Liliplngeorgine, s. Dahlia.

Lilith (hebr., d. h. die Nächtliche), Nachtgespenst, das im jüd. Aberglauben eine Rolle spielt.

Lilium L., Lilie, Pflanzengattung aus der Familie der Liliaceen (s. d.) mit 45 bekannten, in den gemäßigten Regionen der nördl. Erdhälfte verbreiteten Arten, Zwiebelgewächsen mit großen, aufrecht stehenden oder hängenden, trichter-, glocken- oder schalenförmigen oder flach ausgebreiteten, meist wohlriechenden Blüten, deren Blumen- oder Perigonblätter häufig an der Spitze zurückgebogen oder ganz zurückgerollt sind. Die Zwiebeln bestehen aus dicken, fleischigen, dachziegelig liegenden Schuppen und haben am Zwiebelboden mehrere Jahre dauernde Wurzeln. Außerdem entwickeln sich an den Stengeln dicht über der Zwiebel jährlich neue Wurzeln, die zum Herbst mit jenen absterben. Als Nutzpflanzen können die Lilien nur insofern angesehen werden, als die Zwiebeln einiger Arten in ihrer Heimat, z. B. die von L. martagon L. in Sibirien, gekocht als Speise dienen. Dagegen werden die meisten Arten mit vielen Varietäten als Zierpflanzen kultiviert. So besonders: L. auratum Lindl., die Goldbandlilie aus Japan, von etwa 1 m Höhe, mit sehr großen, bis 25 cm im Durchmesser haltenden, flachglockigen, weißgrundigen, purpurrot gefleckten, in der Mitte eines jeden Blumenblattes goldgelb gestreiften, sehr wohlriechenden Blüten, meist als die schönste Art der Gattung angesehen (Königin der Lilien). Sie blüht im August und September; im Topf kultiviert, läßt sich die Blütezeit bis Weihnachten hinausschieben. Leider läßt sich diese prächtige Art in Deutschland schwer dauernd erhalten. Von den Hunderttausenden jährlich aus Japan eingeführten Zwiebeln gehen die meisten nach einigen Jahren wieder ein. L. speciosum Thunb. (L. lancifolium Hort.), ebenfalls aus Japan, ist der vorigen ähnlich, jedoch in allen Teilen etwas kleiner, mit rötlichweißgrundigen, purpurgefleckten und gewarzten wohlriechenden Blüten im August und September; die Zwiebeln halten unter Bedeckung den Winter im freien Lande aus. L. bulbiferum L. (die wilde Feuerlilie), in den Bergregionen Süd- und Mitteleuropas heimisch, mit trichterförmigen, ockergelben oder orangeroten hellern oder dunklern Blumen, blüht Mai bis Juni, läßt sich durch die in den Blattachseln sich bildenden Brutzwiebeln leicht vermehren, gedeiht in jedem Boden ohne Pflege und ist deshalb die verbreitetste Zierlilie. L. candidum L., die weiße Lilie, in Südeuropa und dem Orient heimisch, ist eine der ältesten Zierpflanzen und beliebtesten Lilien, mit reinweißen glockenförmigen, im Juni bis Juli erscheinenden stark duftenden zahlreichen Blüten; die Zwiebeln treiben schon im Herbst eine dichte Rosette von Niederblättern, aus deren Mitte im nächsten Jahre der Blütenschaft sich erhebt. L. croceum Chaix(Feder- oder Safranlilie), in Österreich, Italien und Frankreich heimisch, hat orangerote oder safranfarbene aufrecht stehende, in Afterdolden gestellte Blumen. L. longiflorum Thunb., aus Japan, hat 2-5 lange, trichterförmige, weiße Blüten im Juni bis Juli; ähnlich, jedoch noch schöner, ist L. Brownii Hort., wahrscheinlich auch aus Japan stammend, mit 1-4 langen, röhrigen, innen weißen, außen braunpurpurnen hängenden Blumen im Juni bis Juli. Beide Arten verlangen eine sorgfältige Pflege und guten Winterschutz. L. martagon L., Türkenbund, Gelb- oder Goldwurz, durch ganz Europa und das nördl. Asien verbreitet, hat schwarzpunktierte Stengel, quirlig gestellte Blätter und hängende, in langen Trauben stehende rosaviolette, braunpunktierte Blumen und stark zurückgerollte Blumenblätter. Es giebt Varietäten mit weißen, dunkelpurpurroten oder schwarzroten Blumen (L. martagon L. var. Catanii). L. chalcedonicum L., die Scharlach-Türkenbundlilie (Orient), hat leuchtendscharlachrote, der Form nach denen der vorigen gleiche Blüten, ebenso L. pomponium L. (Prachtlilie, scharlachroter Türkenbund), in den Pyrenäen und Sibirien heimisch. L. tigrinum Gawler (China und Japan) ist ausgezeichnet durch ihre schwärzlichen oder braunen, weißbehaarten Stengel, mit linienförmigen Blättern,in deren Achsel zahlreiche Zwiebelchen sitzen, und durch orangerote, schwarzpurpur gefleckte Blumen. L. testaceum Lindl., Nankinglilie (Japan), treibt schon im Herbst Blätter und im Frühjahr einen bis 2 m hohen Stengel, der an seinem obern Teile mit 2-5 trichterförmigen hängenden, nankinggelben Blumen besetzt ist. Die Blütezeit dieser leicht zu kultivierenden Art fällt in die Zeit von Mitte Juli bis Mitte August. L. monadelphum Bieb. und die Varietät Scovitzianum, aus dem Kaukasus, zeichnen sich durch große, trichterförmige, hängende, glänzend blaßgelbe, von Ende Mai bis Mitte Juni erscheinende Blumen aus; beide verlangen guten Boden und Winterschutz.

Die Lilien gedeihen am besten in lockerm, tiefgründigem Boden, in freier Lage. Man läßt die Zwiebeln 2-3 Jahre in der Erde liegen und verpflanzt sie, nachdem die Stengel abgestorben sind, sofort auf einen andern Platz, oder schlägt sie Zuerst in Erde ein, damit die ausdauernden Wurzeln nicht vertrocknen. Bei der Topfkultur ist jährliches Umpflanzen in frische Erde notwendig. Die Topflilien werden im Herbst verpflanzt, frostfrei durchwintert und zum Frühjahr ins Freie gestellt. Die Vermehrung der Lilie findet durch Brutzwiebeln und Samen statt.

Außer den zur Freilandkultur geeigneten Arten ist noch L. giganteum Wall., die Riesenlilie (Himalaja), hervorzuheben, die im Winter im Kalthause kultiviert werden muß. Aus ihrer oberirdischen Zwiebel mit großen herzförmigen Blättern treibt nach 8-12 Jahren ein 2-3 m hoher, starker Schaft, der an seinem obern Teile 10-15 sehr wohlriechende, bis 18 cm lange trichterförmige, außen grünlichweiße, innen violett angehauchte Blumen trägt. Die alte Zwiebel, an der sich schon Brutzwiebeln gebildet haben, gebt nach der Blüte ein. Die Saranahlilie, L. kamtschatcense L., wird jetzt zur Gattung Fritillaria (s. d.) gezogen. - Vgl. Rümpler, Die schönblühenden Zwiebelgewächse (Berl. 1882).

Liljeb., hinter lat. Tiernamen Abkürzung für Wilh. Liljeborg, Professor der Zoologie zu Upsala; er schrieb besonders über Krebse.

Liljebl., hinter lat. Pflanzennamen Abkürzung für Samuel Liljeblad, schwed. Botaniker, gest. 1. April 1815; er schrieb mehrere Abhandlungen über die Flora Schwedens.

Liljeholmen, Vorstadt von Stockholm (s. d.).

Lille (spr. lil). 1) Arrondissement des franz. Depart. Nord, hat 776,61 qkm, (1891) 732 862 E. - 2) Hauptstadt des Depart. Nord, vläm. Ryssel, Festung und eine der gewerbreichsten Städte Frankreichs, 11 km von der belg. Grenze, in 24 m Höhe, in einer reichbewässerten, ergiebigen Ebene,