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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Lindau; Lindblad; Linddrache; Linde

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Lindau (Rudolf) - Linde (Baum)

1894) u. a.; als Teile eines größern Romancyklus "Der Zug nach dem Westen" (Stuttg. 1886; 8. Aufl. 1895), "Arme Mädchen" (5. Aufl., ebd. 1887), "Spitzen" (1888; 5. Aufl. 1890), "Hängendes Moos" (3. Tausend, Bresl. 1893) u. a. In den Skizzen und Humoresken "Nüchterne Briefe aus Bayreuth" (10. Aufl., Bresl. 1881), "Bayreuther Briefe vom reinen Thoren" (5. Aufl., ebd. 1883) und "Überflüssige Briefe an eine Freundin" (3. Aufl., ebd. 1878) knüpft er an bestimmte Tagesereignisse an. L.s dramat. Schaffen eröffnete das Lustspiel "Marion" (1868), dem das Lustspiel "In diplomat. Sendung" (1872), die Schauspiele "Maria und Magdalena" (1872) und "Diana" (1872) folgten; ferner das Lustspiel "Ein Erfolg" (1874), das Schauspiel "Tante Therese" (1876), der Schwank "Der Zankapfel" (1876), die Schauspiele "Johannistrieb" (1878), "Gräfin Lea" (1879), "Verschämte Arbeit" (1881), "Jungbrunnen" (1882), "Mariannens Mutter" (1883), "Galeotto" (nach dem Spanischen des Echegaray, 1886), "Der Schatten" (1889), "Der Komödiant" (1892), "Der Andre" (1893), "Ungeratene Kinder" (1894), die Lustspiele "Die beiden Leonoren" (1888), "Die Sonne" (1891), das einaktige Drama in Versen "Venus von Milo" (1895) u. a. Eine Sammlung seiner dramat. Werke erschien u. d. T. "Theater" (5 Bde., Berl. und Bresl. 1873-88). An Reisewerken erschienen: "Aus dem Orient" (Bresl. 1889), "Altes und Neues aus der Neuen Welt" (2 Bde., Berl. 1893), "Eine Jachtfahrt nach Norwegen" (Bresl. 1895).

Lindau, Rudolf, Diplomat und Schriftsteller, Bruder des vorigen, geb. 10. Okt. 1830 in Gardelegen, ging jung nach Frankreich, wo er in Montpellier und Paris Sprachen und Geschichte studierte. Darauf wurde er Mitarbeiter an der "Revue des Deux Mondes", an dem "Journal des Débats" u. a. 1859-69 lebte L. in Indien, Malaka, Cochinchina, China, Japan und Kalifornien, zunächst als Delegierter des schweiz. Handelsdepartements und schweiz. Gesellschaften. 1864 gründete er in Jokohama mit Charles Rickerby die Zeitung "The Japan Times", 1867-69 war er Teilhaber eines amerik. Handelshauses. 1862 nahm er im Generalstabe am cochinchinesisch-chines. Feldzuge teil. 1869 kehrte L. nach Deutschland zurück. Als der Deutsch-Französische Krieg ausbrach, wurde er dem Generalkommando des Gardekorps beigegeben. Seine Berichte erschienen im "Staats-Anzeiger" und in der "Norddeutschen Allgemeinen Zeitung". 1872-78 lebte er in Paris, der deutschen Botschaft beigegeben; 1878 wurde er nach Berlin in das Auswärtige Amt berufen, in dem er die Stelle eines vortragenden Rates bekleidete. 1892 wurde er auf Wartegeld gestellt, um die Thätigkeit als Vertreter der deutschen Gläubiger der Türkei im Verwaltungsrat der ottomanischen Staatsschuld zu übernehmen. L.s erste Arbeiten sind in franz. Sprache verfaßt: "Un voyage autour du Japon" (Par. 1864), "Peines perdues" (eine Sammlung von Novellen, die in der "Revue des Deux Mondes", im "Journal de St. Pétersbourg" und im Pariser "Figaro" erschienen waren, ebd. 1880). In engl. Sprache gab er einen Band Novellen heraus: "The Philosopher's Pendulum and other stories" (Edinb. 1883). Deutsch erschienen: "Die preuß. Garde im Feldzuge 1870-71" (Berl. 1872), "Erzählungen und Novellen" (2 Bde., ebd. 1873), "Robert Ashton" (Roman, 2. Aufl., 2 Bde., Stuttg. 1879), "Liquidiert" (Novelle, ebd. 1877; 2. Aufl. 1880), "Schiffbruch" (Novellen, ebd. 1877; 2. Aufl. 1880), "Gordon Baldwin" (Novelle, Berl. 1878), "Vier Novellen und Erzählungen" (ebd. 1878), "Gute Gesellschaft" (Roman, 2 Bde., Bresl. 1878; 2. Aufl. 1883), "Die kleine Welt" (drei Novellen, Berl. 1880), "Wintertage" (drei Erzählungen, Bresl. 1883), "Der Gast" (Roman, ebd. 1883), "Auf der Fahrt" (Erzählungen, Berl. 1886), "Zwei Seelen" (Roman, Stuttg. 1888), "Der lange Holländer" (Erzählungen, Berl. 1889), "Martha" (Roman, Stuttg. 1892), "Liebesheiraten" (Roman, Berl. 1894), "Aus China und Japan. Reiseerinnerungen" (ebd. 1896). L.s "Gesammelte Romane und Novellen" erschienen in 6 Bänden (Berl. 1892-93).

Lindblad, Adolf Fredrik, schwed. Komponist, geb. 1. Febr. 1801 in dem Städtchen Skenninge, ging 1825 nach Berlin und Paris und gründete nach seiner Heimkehr in Stockholm eine viel besuchte Musikschule (1827-61). L. starb 23. Aug. 1878 auf dem Gute Löfvingsborg unweit Linköping. Seine zahlreichen Lieder sind stark national gefärbt und originell. Jenny Lind machte sie zuerst außerhalb ihres Heimatlandes bekannt. Außer Liedern hat L. auch eine Oper ("Frondörerna") und mehrere Sinfonien sowie Streichquartette, Trios u. a. komponiert.

Linddrache, s. Lindwurm.

Linde (Tilia L.), Pflanzengattung aus der Familie der Tiliaceen (s. d.) mit 8 in der nördlichen gemäßigten Zone vorkommenden Arten, Bäumen mit etwas schiefen, meist herzförmigen Blättern. Die gelblichen Zwitterblüten, in drei- oder mehrblütigen Trugdolden, sitzen in der Achsel eines großen, an den Stiel der Dolde angewachsenen, zungenförmigen, blaßgrünen, netzaderigen Deckblattes. Der Kelch ist fünfblätterig, ebenso die Blumenkrone, die Staubfäden sind langgestielt, zahlreich, die Fruchtknoten obenständig, fünffächerig mit zwei Samenknospen, die Früchte meist fünfkantige, gewöhnlich nur einsamige Kapseln mit harter Schale, die sich beim Keimen fünfklappig teilt. In Deutschland kommt nur die klein- und die großblätterige L. vor.

Die kleinblätterige L. (Tilia parvifolia Ehrh., ulmifolia Scop.), auch Stein-, Berg-, Spät- oder Winterlinde genannt, hat unterseits seegrünliche Blätter, die außer einem gelben Bärtchen in den Nervenwinkeln kahl sind. Die Abbildung auf Tafel: Laubhölzer. Waldbäume IV, Fig. 2 zeigt die Winterlinde als frei erwachsenen Baum, ferner: 1 blühenden Zweig, 2 und 3 Blüten, 4 Stempel, 5 Querdurchschnitt des Fruchtknotens, 6 Längsdurchschnitt desselben, 7 Frucht, 8 Längsdurchschnitt derselben, 9 Längsdurchschnitt des Samens, 10 Triebspitze mit Knospen im Winter, 11 Keimpflanze mit den beiden fünf- oder mehrspaltigen Kotyledonen.

Die großblätterige L. (Tilia grandifolia Ehrh., plytyphyllos Scop.), auch Wasser-, Früh- oder Sommerlinde genannt, hat etwas größere, unterseits blaß-grasgrüne, etwas rauh behaarte Blätter, in den Nervenwinkeln hellere Bärtchen; Blüten und Früchte sind etwas größer als bei der kleinblätterigen L. Von beiden Arten giebt es zahlreiche Varietäten; merkwürdig ist die sog. Kapuzenlinde auf dem Kirchhofe des von den Hussiten zerstörten Klosters Siedlec in Böhmen, die sich durch eigentümliche Verwachsung des Blattes zu einer Art Kapuze auszeichnet. Beide L. bilden einen geraden Schaft, mit in der Jugend glatter, im Alter