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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Lippfische - Lippspringe

Lippfische oder Labroiden (Labroidei), der Name einer zahlreichen (etwa 400 Arten umfassende), Familie der Haftkiefer (s. d.), von gestrecktem Körper, mit meist ansehnlichen Schuppen, kräftigem Gebiß, brustständigen Bauchflossen und einer zusammenhängenden Rückenflosse, deren stachlichter Teil von gleicher Größe wie der weiche oder größer ist. Manche haben wulstig aufgeworfene Lippen. Die meisten zeichnen sich durch prächtige Färbung aus. Die L. nähren sich hauptsächlich von Mollusken und finden sich in allen tropischen und gemäßigten Meeren; ihr Fleisch ist wenig wert. Zu den L. gehören der Meerjunker (s. d.) und die Kerblippfische (Crenilabrus) mit gezähneltem Kiemendeckel, zu welchen die Goldmaid (s. d., Crenilabrus Bailloni C. et V.; s. Tafel: Buntfarbige Fische, Fig. 1, beim Artikel Fische) und der Drosselfisch (Cossyphus axillaris Bl., Fig. 8) zu rechnen sind.

Lippi, Filippino, ital. Maler, der natürliche Sohn des folgenden, geb. etwa 1457, gest. 18. April 1504 in Florenz, lernte bei Botticelli. Er vollendete die Fresken Masaccios in der Kirche Sta. Maria del Carmine in Florenz (Paulus bei dem gefangenen Petrus, Erweckung des Königssohns, Befreiung Petri, Petrus und Paulus vor dem Prokonsul, Kreuzigung Petri), schmückte 1488-93 in Sta. Maria sopra Minerva zu Rom eine Kapelle mit Fresken, welche den heil. Thomas von Aquino verherrlichen, und malte ferner in Sta. Maria Novella zu Florenz Fresken. Von seinen Tafelbildern sind die hervorragendsten: Maria dem heil. Bernhard erscheinend (1480; Florenz, Kirche La Badia), Thronende Madonna mit Heiligen (1485; Florenz, Uffizien), Anbetung der Könige (1496; ebd.), Heiliger Franziskus in der Glorie (London, Nationalgalerie). Naturtreue, dramat. Behandlung und treffende Charakteristik, zugleich aber eine Neigung zum Bizarren, Übertriebenen kennzeichnen seine Werke; in der Füllung der Bilder mit antikisierendem Beiwerk huldigte er dem Geschmack seiner Zeit.

Lippi, Fra Filippo, ital. Maler, geb. wahrscheinlich 1402 zu Florenz, trat in den Orden der Karmeliter ein, in deren Kirche er die vollkommensten Malereien jener Zeit, die Fresken Masaccios, entstehen sah. Aus seinem Leben wird mancher romanhafte Zug erzählt. Er soll Seeräubern in die Hände gefallen sein, die ihm aus Achtung vor seiner Kunst Leben und Freiheit schenkten, gelangte dann zu geistlichen Ämtern und entführte als Kaplan eines Nonnenklosters in Prato eine Nonne, Spinetta Buti, die er häufig als Madonna porträtierte. Ein lebhafter Sinn für die Wirklichkeit ließ ihn in einer für die Folgezeit bestimmenden Weise das Reinmenschliche und Naivnatürliche in seinen Madonnendarstellungen hervorheben, wie es ähnlich zu gleicher Zeit von Luca della Robbia geschah. Die Bilder aus seiner Jugend erinnern durch zarten Ausdruck und Farbenbehandlung an die Werke Fiesoles. Hervorragende Werke sind seine Fresken in Prato (Legende Johannes' des Täufers und des heil. Stephanus) und Spoleto (Leben der Jungfrau Maria). Noch bevor er die letztern vollenden konnte, starb er 9. Okt. 1469 und liegt im dortigen Dom begraben. Die Stadt Spoleto weigerte sich, den Leichnam des berühmten Malers herauszugeben, weil sie nicht wie seine Heimat Florenz Überfluß an Berühmtheiten habe. Von seinen Tafelbildern sind zu nennen: Krönung Mariä (Florenz, Akademie), Madonna (Florenz, Uffizien), Madonna mit Engeln und Heiligen (Paris, Louvre), Verkündigung Mariä (München, Alte Pinakothek).

Lippǐa L., artenreiche Gattung südamerik. Pflanzen aus der Familie der Verbenaceen (s. d.), Halbsträucher mit rutenförmigen Zweigen, gegen- oder quirlständigen rauhen Blättern und röhrenförmiger Blumenkrone, deren schiefer, vierspaltiger Saum fast zweilippig ist. L. (Aloysia) citriodora Kth. aus Peru besitzt nach Citronen duftende Blätter, wird als Punschpflanze oder Citronenkraut oft im Kalthause kultiviert und bisweilen zum Parfümieren des Thees benutzt; in Südspanien ist sie Gartenpflanze.

Lippischer Wald, im Mittelalter Osneggi und Osning, ein Teil des Teutoburger Waldes; er erstreckt sich 30 km weit durch das Fürstentum Lippe vom Velmerstot oder Völmerstod (s. Egge) bis zu der Schlucht von Örlinghausen und wird fast in der Mitte von der Dörenschlucht quer durchsetzt. Er besteht aus zwei durch tiefen Thalgrund getrennten, beinahe parallelen Ketten. Zu der westlichen gehören die Kleine Egge (333 m), über welche die Kunststraße von Horn nach Kohlstädt und Paderborn führt, der Barnacken (454 m), die Große Egge (352 m), mit der ältern Kunststraße von Horn nach Paderborn, das Winfeld (421 m). Zur östl. Kette gehören der 318 m hohe Bergrücken, an welchem die Externsteine (s. d.) liegen, der Stemberg (415 m) bei Holzhausen und die Grotenburg (s. d.) mit dem Hermannsdenkmal (s. d.). Jenseit der Dörenschlucht sind bemerkenswert der Große Hermannsberg (369 m), die Stapelager Berge und endlich der Tönsberg (341 m), ein etwa 3,7 km langer, schmaler Rücken, dessen südl. Teil die angeblich zum Andenken an Karls d. Gr. Sieg bei Detmold erbaute Hünenkirche oder Tönskapelle trägt.

Lippitūdo (lat.), s. Triefaugen.

Lippowāner, der Teil der russ. Sekte der Philipponen (s. d.), welcher sich während der Regierung Josephs II. unter den Rumänen und Kleinrussen in der Bukowina ansiedelte und noch gegenwärtig gegen 2800 Köpfe zählt. Ihr Hauptsitz ist die Gemeinde Fontina alba oder Kiernica Biała (russ. Bjelaja Kriniza) in der Bezirkshauptmannschaft Sereth. - Vgl. D. Dan, Die L. in der Bukowina (Czernowitz 1890).

Lippspringe, Marktflecken und Kurort im Kreis Paderborn des preuß. Reg.-Bez. Minden, am Ursprunge der Lippe, am Rande der Senner Heide und am südwestl. Abhange des Teutoburger Waldes, hat (1895) 2457 (1890: 2430) meist kath. E., Post und mehrere stickstoffreiche Quellen, von denen besonders die Arminiusquelle (21° C., 1832 entdeckt) zum Baden, Trinken und Inhalieren gegen Lungenleiden benutzt wird. Die Hauptbestandteile des Wassers sind außer dem Stickstoff Gips, Glaubersalz, Kalk- und Eisencarbonat. Das Kurhaus enthält außer Bädern eine Trinkhalle und einen Inhalationssaal (1895: 3250 Kurgäste). Im Frühjahr 1894 wurde L. durch eine Feuersbrunst schwer heimgesucht. Die alte Burg, deren Trümmer mitten im Orte liegen, war einst im Besitz der Tempelherren, später des Domkapitels von Paderborn und verfiel nach dem Dreißigjährigen Kriege. - Vgl. Brunn, Kurmittel und Indikationen von Bad L. (5. vermehrte Aufl., Cöthen 1890); Dammann, Der Kurort L., seine Heilmittel und Heilwirkungen (5. Aufl., Paderb. 1891); Rohden, Lippspringe (6. Aufl., bearbeitet von Königer, Berl. 1893).