Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Lira; Lira (Musikinstrument); Lire; Liri; Liria; Liriodendron; Liris; Lirokonit; Lis; Lisaine; Lisbōa; Lisburn; Lisch

211

Lira – Lisch

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Liquor'

(s. Ätznatron); L. Natrii silicĭci, Natronwasserglaslösung; L. Plumbi subacetĭci (früher acetĭci oder hydrĭco-acetici), Bleiessig (s. d.); L. styptĭcus Lofi, Eisenöl (s. Eisenchlorid).

Lira, Mehrzahl Lire (vom lat. libra, Pfund), abgekürzt L, vor 1865 Name der Geldeinheit in den nördlichen ital. Staaten; seitdem ist L. im ganzen Königreich Italien der Name der Geldeinheit. Früher war der Edelmetallinhalt einer L. in den einzelnen ital. Staaten verschieden; sie wurde meist in 20 Soldi (Einzahl Soldo) geteilt. Jetzt stimmt die L. mit dem franz. Frank überein; sie wird in 100 Centesimi geteilt. Es giebt in Silber Courantmünzen zu 5 Lire, Scheidemünzen zu 2 Lire sowie zu 1 und zu 1/2 L.; in Gold Stücke zu 5, 10, 20 und 100 Lire. Im Lombardisch-Venetianischen Königreich wurde von 1824 bis zur Umgestaltung des österr. Münzwesens (1858) nach der L. austriaca (österreichischen L.) gerechnet, welche dem damaligen 1/3-Konventionsgulden- oder dem 20-Kreuzerstück, somit wenig mehr als 7 Sgr. preußisch oder 70 Pf. Reichswährung gleichkam. Bei Einführung des Guldens als Geldeinheit in den ital. Provinzen Österreichs wurden 100 bisherige Lire austriache zu 35 Fiorini oder neuen Gulden von 100 Soldi (Kreuzer, Neukreuzer) gerechnet. (S. Frank und Livre.)

Den Namen L. haben noch einige andere Geldeinheiten und Münzen. In Italien, auf der Insel Malta und in der Levante heißt das engl. Pfund Sterling L. sterlina oder auch L. inglese (s. Sterling); die Türkei und Ägypten prägen ein Goldstück von 100 Gurusch oder Piastern, welches von den Europäern L. turca, Livre turque oder türk. Pfund, auch Goldmedschidjeh und L. egiziana, Livre égyptienne oder ägypt. Pfund genannt wird. Die türkische L., türk. auch Osmanly lirascy oder Jüslik (Hunderter), Sarre-jüslik (gelber Hunderter), hat ein Gewicht von 7,2166 g und eine Feinheit von 916 2/3 Tausendteilen, während die ägyptische L. 8,5 g schwer und 875 Tausendteile fein ist, so daß (zum Preise von 2790 M. für 1 kg Feingold) erstere für 18,456 M., letztere aber für 20,751 M. Feingold enthält. (S. Piaster.)

Lira (L. da bracchio und da gamba), Musikinstrument, s. Lyra.

Lire, Mehrzahl von Lira (s. d.).

Liri, ital. Fluß, s. Garigliano.

Liria, alte Bezirkshauptstadt in der span. Provinz Valencia, 22 km im NW. von Valencia, in einer weiten, herrlich angebauten Ebene, hat (1887) 9089 E., Töpferei, Leinweberei, Ölfabrikation und Marmorbrüche. (S. Berwick, Herzog von.)

Liriodéndron, s. Tulpenbaum.

Liris, der alte Name des Garigliano.

Lirokonit oder Linsenerz, ein sehr seltenes Kupfererz von himmelblauer bis spangrüner Farbe, bildet aus kleinen monoklinen Kryställchen bestehende Drusen; chemisch ist es ein wasserhaltiges Arseniat von Kupferoxyd (37–39 Proz.) und Thonerde, das sich in Säuren und Ammoniak löst; es kommt vor auf einigen Gruben in Cornwall und zu Herrengrund (Urvölgy) in Ungarn.

Lis (lat.), Streit, Rechtsstreit; adhuc sub judice lis est, noch ist der Streit vor dem Richter, d. h. der Streit ist noch nicht entschieden, Citat aus Horaz' «Ars poetica» (Vers 78); Lite pendente, bei noch anhängigem Streite.

Lisaine (spr. -sähn), Zufluß der Savoureuse, eines Nebenflusses des Doubs, im franz. Depart. Haute-Saône, bekannt durch die Kämpfe vom ↔ 15. bis 17. Jan. 1871 zwischen Werder und Bourbaki. (S. Karte beim Artikel Belfort, Bd. 2, S. 666.) Werder war nach dem Gefecht bei Villersexel zur Deckung der Belagerung von Belfort hinter die L. gerückt, wo er 43000 Mann in starker Stellung in der Linie Frahier, Chénebier, Chagey, Héricourt und Montbéliard vereinigte. Die Stellung wurde verschanzt und durch schweres Geschütz verstärkt. Bourbaki näherte sich mit der 150000 Mann starken franz. Ostarmee, warf 13. Jan. die deutschen Vortruppen bei Arcey zurück, blieb am 14. wegen Verpflegungsschwierigkeiten unthätig und griff am 15. die Stellung in ihrem stärksten Teile, zwischen Héricourt und Montbéliard, mit drei Armeekorps (20., 24. und 15.) an; doch vermochte die franz. Artillerie trotz ihrer numerischen Überlegenheit der deutschen nicht Herr zu werden, und nur Bussurel und die Stadt Montbéliard wurden genommen, während das feste Schloß von Montbéliard in deutschem Besitz blieb. Eine unter Billot gegen Chagey entsendete, 40000 Mann starke Nebenkolonne (18. Corps und Division Cremer) verspätete sich und nahm erst nachmittags Chagey. Am 10. Jan. setzten die Franzosen den Angriff auf der ganzen Linie fort, jedoch vergebens; die Umfassung des rechten deutschen Flügels unterblieb auch an diesem Tage, doch nahm die Division Cremer, der eine Division des 18. Korps folgte, Chénebier, dessen Besatzung General Degenfeld über Frahier bis zur Mühle Rougeot zurückführte. Dies war der kritische Moment der Schlacht. Werder sandte die wenigen entbehrlichen Truppen (8 Bataillone, 8 Schwadronen, 4 Batterien) unter von Keller nach Frahier und drei 24-Pfünder nach der Mühle von Rougeot.

Die Franzosen unternahmen in der Nacht auf der ganzen Linie Überfälle, die jedoch abgeschlagen wurden, ließen dagegen keine Verstärkungen auf Chénebier nachrücken. Die dort stehenden beiden franz. Divisionen wurden morgens 5 Uhr durch Keller überfallen, wobei ein Teil des Dorfs in deutschen Besitz kam. Die Franzosen erneuerten dort zwar auf Bourbakis Befehl mit Tagesanbruch den Angriff, doch hielt sich Keller schließlich in der Stellung bei Frahier. Auf der ganzen Linie fand 17. Jan. nur ein stehendes Gefecht, meistens Geschützkampf, statt. Da empfing Bourbaki nachmittags Nachricht vom Anmarsch der deutschen Südarmee (Manteuffel) und entschloß sich bei der Erschöpfung seiner Truppen zum Rückzug (18. Jan. früh). Das Schicksal der franz. Ostarmee war damit besiegelt. Die Deutschen hatten 60 Offiziere und 1586 Mann, die Franzosen gegen 8000 Tote und Verwundete verloren. Der strategische Erfolg war: Fortsetzung der Belagerung von Belfort, Deckung des Elsaß, Sicherung der Verbindung der deutschen Heere vor Paris. – Vgl. Kunz, Die Schlacht an der L. (Berl. 1890).

Lisbōa (Lisbôa spr. lisch-), portug. Name von Lissabon.

Lisburn (spr. -börn), Stadt in der irischen Grafschaft Antrim, 12 km im SW. von Belfast, am Lagan, hat (1891) 12250 E., Leinenfabrikation, Musselindruckerei und Getreidemühlen. L., früher Lisnegarvey, ist eine der schönsten Städte Irlands. Die Kirche dient als Kathedrale dem Bistum Down. Von L. führt die Familie Vaughan den Grafentitel.

Lisch, Georg Christian Friedr., Geschichts- und Altertumsforscher, geb. 29. März 1801 zu Altstrelitz, studierte in Rostock und Berlin, wurde 1827 Lehrer

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 212.