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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Liva - Liverpool (Stadt)

dort scheint er 972 gestorben zu sein. Seine Schriften, alle drei unvollendet, sind leidenschaftlich und parteiisch, entstellt durch eingestreute Verse und griech. Ausdrücke, aber wertvoll und auch zuverlässig, besonders für die ital. Verhältnisse. Die beste Ausgabe ist die von Pertz in den "Monumenta Germaniae" (Spriptores, Bd. 3, Hannov. 1839) und in besonderm Abdruck, der 1877 von Dümmler erneut ist. Teilweise übersetzte die "Antapodosis" in den "Geschichtschreibern der deutschen Vorzeit" K. von der Osten-Sacken (Berl. 1855).

Liva (Liwa), türk. Verwaltungsbezirk, s. Ejálet.

Livadia, Lebadea, Hauptort der Eparchie L. im griech. Nomos Attikovirtias, am Westrande der Ebene des Kopaïs-Sees, hat (1889) 4990, als Gemeinde 6465 E. und lebhaften Handel. Bahnverbindung ist im Bau. L. war im Altertum berühmt durch das Heiligtum des Trophonius mit Orakel, blühte besonders zur Zeit des Herzogtums Athen (1205-1458) und war später Sitz der türk. Regierung Mittelgriechenlands, der Provinz Livadien.

Livadia, Besitzung der russ. Kaiserin, im Kreis Jalta des russ. Gouvernements Taurien, an der Südküste der Krim, 4 km westlich von Jalta, besteht aus zwei Palästen, schonen Garten mit erotischen Gewächsen, Weinbergen und Parkanlagen und war ein Lieblingsaufenthaltsort Kaiser Alexanders II.

Liven (spr. liwen), ein in Livland sprachlich ausgestorbenes, in Kurland noch vorhandenes Volk. Sie gehören dem finn. Sprachstamme an und gaben einst mit den ihnen nahe verwandten Kuren und Esthen den drei balt. Provinzen Rußlands ihre Namen. Die L. bewohnten den südwestl. Teil des heutigen Livland, vom Fluß Salis bis zur Düna und vom Rigaschen Meerbusen bis zum Burtnecksee und Kokenhusen. Mit der Zeit gingen die L. in Livland ganz in den Esthen und Letten auf, so daß Sjögren 1846 nur noch 22 Personen fand, welche die livische Sprache redeten. An der Westküste Kurlands haben sich noch 14 Livendörfer erhalten mit einer livisch redenden Bevölkerung von 3562 Seelen (1881). - Vgl. Sjögren, Livische Grammatik (hg. von Wiedemann, Petersb. 1864); Bielenstein, Die Grenzen des lettischen Volksstammes und der lettischen Sprache (ebd. 1892).

Livens, Jan, holländ. Maler, s. Lievens.

Livenza, Fluß in Venetien, entspringt am Monte-Cavallo (2247 m) und mündet bei Caorle in das Adriatische Meer. Er nimmt links die Meduna auf, ist 115 km lang und von Portobussole an schiffbar.

Liverpool (spr. liwwĕrpuhl), nächst London die größte Stadt des Vereinigten Königreichs und der zweitgrößte Handelsplatz, Municipal- und Countyborough in der engl. Grafschaft Lancashire, liegt unter 53° 24' nördl. Br., 2° 27' westl. Länge, am rechten Ufer des 1200 m breiten, buchtartig erweiterten Mündungstrichters des Mersey (s. d.), an einem sanften, bis 76 m hohen Sandsteinhügel hingestreckt. (S. umstehenden Situationsplan.) L. hatte 1881: 552 508, 1891 im verminderten Umfange 517 980 E. Völlig verwachsen mit der eigentlichen Stadt und seit 1895 mit ihr vereinigt sind die Vororte Walton-on-the-Hill mit (1895) 56 000, Wavertree mit 5389, West-Derby mit 38 528 und Toxteth Park mit 28 435 E. Nur Bootle nebst Waterloo im N. wußte sich der Einverleibung zu entziehen und zum selbständigen Parlamentsborough emporzuschwingen. Mit den genannten einverleibten Vororten zählt Groß-Liverpool (1895) etwa 650 000, mit Bootle und mit dem links am Mersey gelegenen Birkenhead (s. d.) etwa 830 000 E. Unterhalb links am Mersey liegt der Volksseebadeort New-Brighton. Etwa ein Fünftel der Bevölkerung sind Katholiken, meist Iren, die den ärmsten Massen angehören. Die Sterblichkeit beträgt (1892) 25,9 auf 1000 E. Im Parlament ist L. durch neun Abgeordnete vertreten. An der Spitze jedes der 28 Bezirke (Wards) stehen ein Alderman und drei Räte (city councellors), aus deren Mitte alljährlich der Mayor gewählt wird. L. ist Sitz eines anglikan. und eines kath. Bischofs.

^[Abb.]

Anlage und Bauten. L. trägt fast durchweg den Charakter der ernsten Geschäftsstadt; am Hafen und an der Börse konzentriert sich der gewaltige Verkehr. Hauptgeschäftsstraßen sind: Scotland-Road, Dale-Street, Chapel-Street und Church-Street. Die schönsten Parks sind Prince's und Sefton-Park (160 ha). Das schönste Bauwerk ist St. George's Hall, ein griech. Tempel, 180 m lang, 50 m breit, 1838-54 für 600 000 Pfd. St. erbaut, mit einer großen Halle, den Schwurgerichtshöfen, einem Konzertsaal und Räumlichkeiten für Behörden. Davor, dem gewaltigen Bahnhof Lime-Street-Station gegenüber, Reiterstatuen des Prinz-Gemahls, der Königin, ein Standbild Beaconsfields. Nach N. zu erheben sich die Walker-Fine-Art-Gallery mit modernen Gemälden, der Rundbau der Pictonbibliothek und die 1860 auf Kosten von Sir William Brown errichtete Freibibliothek mit 80 000 Bänden und einem Museum (meist Altertümer). Andere Bauten sind: das Stadthaus in korinth. Stil, die große Markthalle und die städtischen Verwaltungsgebäude mit Turm (64 m), beide in Dale-Street; die Börse, ein gewaltiges Bauwerk, 1864 von Wyatt für 220 000 Pfd. St. errichtet, die Häuser der polit. Klubs und die Revenue Buildings mit den Bureaus der Post, der Dockverwaltung, der Zölle und Steuern am Canningsplatz, wo auch das Seemannsheim sich erhebt. Von Kirchen sind nur die St. Johanniskirche, die des heil. Nikolaus, die ursprüngliche Pfarrkirche der Stadt, die von St. Peter, jetzt Metropolitankirche, die St. Georgskirche, St. Michaelskirche mit hohem Turm, die got. St. Lukaskirche, die der walisischen Presbyterianer, der Unitarier, die griech. Kirche und die maur. Synagoge nennenswert; zahlreich sind die Denkmäler, wie die Wellingtonsäule (35 m) vor St. Georgs-Hall, das des Freihändlers Huskisson, des Staatsmannes Canning in Town-Hall u. a. Die neue Wasserleitung aus dem Sammelbecken des ehemaligen Vyrnwythales wurde 1892 eröffnet und vermag täglich 40 Mill. Gallonen zu liefern.

Bildungswesen. An der Spitze steht das University College, eine Zweiganstalt der Victoria-Universität von Manchester, mit 41 Docenten für alle Fächer mit Ausnahme der Jurisprudenz, damit zusammenhängend eine Architektur- und eine Nautische Schule. Höhere Schulen sind: L. Institute, L. College, in einem schönen Gebäude im Tudorstil, und Merchant Tylor's School, die kath. Erziehungsanstalt und zwei Schulen für Mädchen, das kath. Seminar, Royal Institution für schöne Wissenschaften und Mathematik und die mit den Krankenhäusern Royal Infirmary und Southern Hospital