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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Lomia - Lomonossow

ment, doch lehnte dies die tiefgreifendsten ab; er verbannte es nach Troyes (15. Aug. 1787), paktierte aber fünf Wochen später wieder mit ihm und nahm an Stelle jener Gesetze eine vorläufige Geldbewilligung. Kurze Zeit darauf ließ L. sich zum Premierminister und später zum Erzbischof von Sens erbeben. Neue Anleiheversuche führten zu einem Bruche, 8. Mai 1788 wurde die Organisation des Parlaments durch eine Reihe von Edikten zerschlagen; aber auch der Klerus versagte sich dem Minister, der sich nun nicht mehr zu helfen wußte. Am 8. Aug. berief er, auf 1. Mai 1789, die Reichsstände. Der Staatsbankrott, den er unmittelbar darauf beschließen ließ, stürzte ihn 25. Aug. Der König wirkte ihm den Kardinalshut aus; trotzdem leistete L. den Eid als konstitutioneller Priester. Die Streitigkeiten, in die er sich durch diesen Schritt mit dem päpstl. Stuhle verwickelte, veranlaßten ihn 1791, den Kardinalshut zurückzuschicken. Nachdem er 15. Febr. 1794 verhaftet war, fand man ihn am folgenden Morgen, wohl infolge eines Schlaganfalles, tot im Gefängnis. - Vgl. Chérest, La chute de l'ancien régime (3 Bde., Par. 1884-86).

Lomia, der 117. Planetoid.

Lommatzsch, Stadt in der Amtshauptmannschaft Meißen der sächs. Kreishauptmannschaft Dresden, am Köppritzbach und an der Nebenlinie Riesa-Nossen der Sächs. Staatsbahnen, Sitz eines Amtsgerichts (Landgericht Dresden), hat (1895) 2971 E. (1890: 2968, darunter 34 Katholiken), Postamt zweiter Klasse, eine schöne Kirche (1347) mit drei Türmen, Beamten-, Fortbildungs-, gewerbliche Zeichenschule, Krankenhaus, Oehmichen-Stift, Sparkasse, Kredit- und Vorschußverein; Biskuit- und Eiernudelfabrik, Rauhkarden-, Obst-, Getreide- und Kartoffelhandel. L ist Geburtsort des Komponisten Robert Volkmann. Die Umgebung von L., Lommatzscher Pflege, ist wegen ihres Getreide- und Obstreichtums berühmt. L. war einst ein Hauptort der sorbischen Daleminzen oder Glomaci.

Lommel, Eugen von, Physiker, geb. 19. März 1837 zu Edenkoben in der Pfalz, studierte 1854-58 Mathematik und Physik in München, war 1860-65 Lehrer der Physik und Chemie an der Kantonsschule in Schwyz, 1865-67 Lehrer der Mathematik an dem Gymnasium zu Zürich und zugleich Privatdocent an der dortigen Universität und an der Polytechnischen Schule. 1867-68 war er Professor der Physik an der land- und forstwirtschaftlichen Akademie zu Hohenheim, 1868-86 Professor der Experimentalphysik an der Universität Erlangen. Seit 1886 ist er Professor der Experimentalphysik an der Universität München. Von seinen Schriften sind zu nennen: "Studien über die Besselschen Funktionen" (Lpz. 1868), "Wind und Wetter" (Münch. 1873; 2. Aufl. 1880), "Das Wesen des Lichts" (Lpz. 1874), "Über die Interferenz des gebeugten Lichts" (Erlangen 1874-76), "Lexikon der Physik und Meteorologie" (Lpz. 1882), "Die Beugungserscheinungen einer kreisrunden Öffnung" (Münch. 1884), "Die Beugungserscheinungen geradlinig begrenzter Schirme" (ebd 1886), Lehrbuch der Experimentalphysik" (3. Aufl., ebd. 1896) und zahlreiche Abhandlungen über Fluorescenz, Phosphorescenz, Theorie des Lichts, über das ultrarote Spektrum u. s. w. in Poggendorffs und Wiedemanns "Annalen".

Lomnitz, linker Nebenfluß des Bober im preuß. Reg.-Bez. Liegnitz, entspringt am Südabhang des Riesengebirges und durchsticht das Hirschberger Thal (s. d.).

Lomnitz. 1) Stadt in der österr. Bezirkshauptmannschaft Semil in Böhmen, Sitz eines Bezirksgerichts (127 qkm, 17 601 czech. E.), hat (1890) 2627, als Gemeinde 3507 czech. E., Post, Telegraph, Schloß des Fürsten Rohan mit Fideïkommißherrschaft (1352 ha), eine k. k. Webschule, eine große mechan. Spinnerei, eine landwirtschaftliche Maschinenfabrik, Lohgerberei, mehrere Fabriken für farbige Baumwollwaren und bedeutende Leinenindustrie. - 2) Stadt in der österr. Bezirkshauptmannschaft Wittingau in Böhmen, von großen Teichen umgeben, am Goldenen Kanal, der die Teiche mit der Luschnitz verbindet, an der Linie Gmünd-Prag der Österr. Staatsbahnen, Sitz eines Bezirksgerichts (200,01 qkm, 9889 czech. E.), hat (1890) 1934 czech. E., Post, Telegraph, got. Pfarrkirche (13. Jahrh.). Über die zwischen Weseli und Wittingau sich ausdehnenden großen Teiche s. Wittingau. König Wenzel IV. erhob L. zur Stadt, 1420 nahm Ziska dieselbe ein.

Lomnitzer Spitze, zweithöchster Berg (2634 m) in der Hohen Tatra, besteht durchweg aus Granit und ist fast völlig kahl.

Lomond, Ben (spr. lohm'nd), Berg in Schottland, zwischen Lomond- und Katrinesee, 973 m hoch, ist der besuchteste Berg in den Hochlanden. Sein aus Glimmerschiefer bestehender Gipfel gewährt eine weite Rundsicht.

Lomond, Loch (spr. lock lohm'nd), der größte See Großbritanniens, zwischen den schott. Grafschaften Stirling und Dumbarton gelegen, 38 km lang, im S. 8 km breit, umfaßt 70,6 qkm; im S. ist er 40, im N. 120-200 m tief und gefriert an den tiefsten Stellen nie. Er trägt dreißig, zum Teil schön bewaldete Inseln. Sein Nordende reicht in eine wilde Felsgegend; dort erhebt sich der Ben Lomond (s. d.). Am Südende liegt Balloch. Unter den Zuflüssen ist der Endrick an der Südostecke bedeutend; der Leven am Südende ergießt sich in den Clydebusen.

Lomonossow (spr. -soff), Michail Wassiljewitsch, russ. Dichter und Gelehrter, der "Vater der russ. Litteratur", geb. 19. (8.) Nov. wahrscheinlich 1712 im Dorf Denissowka (Archangel), verließ heimlich das väterliche Haus und kam nach Moskau, wo er zur slaw.-griech.-lat. Akademie zugelassen wurde. Von dort gelangte er aus das akademische Gymnasium in Petersburg und wurde 1739 nach Deutschland (Marburg und Freiberg) geschickt, um Naturwissenschaften und Bergfach zu studieren. 1744 kehrte er nach Petersburg zurück. 1742 wurde er Adjunkt der Chemie an der Akademie, 1745 Professor der Chemie. Er entfaltete hier eine reiche, gelehrte und pädagogische Thätigkeit (seit 1747 wirkte er für Gründung einer von der Akademie unabhängigen Universität). 1757 wurde er Mitglied der Kanzlei, 1758 erhielt er die Aufsicht über die gelehrte und pädagogische Thätigkeit der Akademie. Er starb 15. (4.) April 1765 und wurde im Alexander-Newskijkloster in Petersburg beigesetzt, wo ihm der Kanzler Woronzow ein Denkmal errichten ließ. Ein zweites Denkmal wurde ihm 1867 in Archangelsk errichtet. L.s Werke zerfallen in poetische und gelehrte. Als Dichter ist er besonders berühmt durch seine weltlichen und geistlichen Oden. Ferner versuchte er sich im Epos ("Peter d. Gr.", 1760, zwei Gesänge), im Drama ("Tamira und Selim", 1750, und "Demophont", 1751) und in der didaktischen Poesie ("Der Nutzen des Glases", 1752). Endlich sind zu erwähnen seine zwei Lobreden auf Elisabeth (1747)