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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: London

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London (Denkmäler, Plätze und Parks)

ner (1850-54) in frühgot. Stil in Gordon-Square, die dem Erechtheion nachgebildete St. Pancras' Church in Euston-Road, und vor allem die Westminsterabtei (offiziell die Kollegiatkirche von St. Peter) am Parliament-Square. Sie gehörte zu einem noch in Resten vorhandenen Kloster, das vom angelsächs. Könige Sebert zu Anfang des 7. Jahrh. gegründet, von den Dänen zerstört und von König Edgar 958 erneuert wurde. Eduard der Bekenner baute sie kurz vor seinem Tode um, Heinrich III. und Eduard I. gaben ihr ihre jetzige Gestalt. Nur die beiden Türme (68 m) und der westl. Eingang wurden noch im 18. Jahrh. von Wren errichtet (s. Tafel: Londoner Bauten, Fig. 1). Heinrich VIII. verwandelte bei der Reformation das Kloster in ein Kollegiatstift; unter Maria kehrten die Mönche zurück; Elisabeth stellte das Stift mit einer Erziehungsanstalt für Knaben wieder her. Die Kirche ist in Kreuzform erbaut, das Äußere ist vielfach schwerfällig, das Innere, namentlich vom westl. Haupteingange aus, gewährt den erhabenen Eindruck eines Meisterwerks frühgot. Baukunst. Freilich wird der Überblick durch Holzverschläge, Gitterwerk und Nebenbauten zum Teil gehindert. Die Kirche ist 156 m lang, im Kreuz 61, im Schiff 22 m breit. Besonders schön sind die 20 gemalten Glasfenster und die Holzschnitzereien im Chor. Sie ist noch in höherm Grade als die St. Paulskathedrale Nationalheiligtum und Ruhmeshalle. Hier ruhen oder sind durch Marmordenkmäler verherrlicht fast alle großen Staatsmänner, wie Pitt, Fox, Canning, Palmerston, Cobden, Beaconsfield, und Feldherren, Künstler wie Garrick, Kneller, G. G. Scott, Gelehrte wie Newton, Macaulay, Herschel, Lyell, Grote, Darwin, Männer wie Stephenson, Livingstone, Wilberforce u. a. Das südl. Querschiff, die Dichterecke (The Poet's Corner), ist Thackeray, Händel, Goldsmith, Shakespeare, R. Burns, Southey, Ch. Dickens, Sheridan, Chaucer, Longfellow, Tennyson u. a. gewidmet. Viele der Kunstwerke haben nur geringen ästhetischen Wert; doch findet man auch einige schöne Arbeiten von Westmacott, Chantrey und Flaxman. An der Ostseite liegen im Halbkreis 9 Kapellen, die vorzugsweise Denkmäler, Reliquien und Gräber engl. Großen und die der Könige und Königinnen bis auf Georg III. enthalten. Die schönste ist die Kapelle Heinrichs VII. (erbaut 1502-20), mit einer phantastischen fächerförmigen Decke, den eichenen Chorstühlen der Ritter des Bathordens und deren Fahnen sowie gegen 100 Statuen. An der Südostseite der Abtei schließt sich das achteckige Kapitelhaus an, das 1282-1547 dem Parlament als Sitzungssaal diente. Im SW. der schöne Kreuzgang mit alten Grabsteinen und die Jerusalem Chamber mit Fresken, wo Heinrich IV. starb. Ein Anbau ist hier geplant. Vor dem nördl. Querschiff liegt die St. Margaretskirche, von Eduard IV. erneuert, mit schönen Glasmalereien zur Erinnerung au den Buchdrucker Caxton, Sir Walter Raleigh, Milton und Admiral Blake. (Vgl. Neale, History and antiquities of the Abbey of Westminster, Lond. 1818 u. ö.; Stanley, Historical memorials of the Westminster Abbey, 5. Aufl., ebd. 1882.)

In Brompton liegt die noch unvollendete Church of the Oratory im ital. Renaissancestil mit schönen Mosaiken, in Chelsea die Old-Church (1660). Auf dem Südufer sind St. Saviour's Church bei London-Bridge, teilweise aus dem 16. Jahrh. stammend, jetzt restauriert, die moderne gotische kath. St. Georgskathedrale in Westminster-Bridge-Road, Christchurch der Dissidenten und das Tabernacle (für 6000 Personen) zu erwähnen, in dem Spurgeon predigte. Wichtig für das kirchliche Leben sind noch die ritualistische St. Albanskirche in Holborn, Union-Chapel in Islington und die Wesleyanerkirche in City-Road, die großartige Great-Central-Synagogue der Juden in Great-Portland-Street, die Bedfort-Chapel der Unitarier in Bloomsbury-Street, die New-Jerusalem-Church der Swedenborgianer in Kensington, der City-Temple der Kongregationalisten bei Holborn-Viaduct und die schwedische prot. Kirche im Eastend. Für den auflebenden Katholicismus wichtig ist die Kirche St. Mary in Moorfields, die Jesuitenkirche in Farm-Street, die Pro-Cathedral in Kensington und St. Joseph's Retreat in Highgate. Religiöse Versammlungen und Andachten finden auch auf Plätzen und in den Parks allsonntäglich statt.

Denkmäler, Plätze und Parks. Außer den Denkmälern in den beiden Hauptkirchen sind folgende zu nennen: das Albert-Memorial von Sir G. G. Scott im S. von Kensington-Gardens, auf quadratischer Plattform ein Unterbau mit 4 Marmorgruppen und 169 Reliefporträten von Künstlern, der unter got. Baldachin die sitzende Statue des Prinz-Gemahls in vergoldeter Bronze von Foley trägt (s. Tafel: Englische Kunst III, Fig. 5); die Reiterstandbilder von Richard Löwenherz (Bronze von Marochetti) neben dem Parlament, von Karl I., 1633 gegossen, auf Charing-Croß und von Prinz Albert auf Holborn-Circus, die Statue der Königin Anna (1886, von Belt) vor der St. Paulskathedrale und von Jakob II. in den Gärten von Whitehall (1686, von Grinling Gibbons), die Marmorstatue der Königin Victoria (1896, von Thornycroft) vor der Börse. Auf Trafalgar-Square steht die Nelsonsäule (44 m, 1843) mit den vier Löwen von Landseer und Bronzereliefs, zwischen Standbildern Havelocks und Napiers, Georgs IV. von Chantrey und Gordons (1888) von Thornycroft; auf dem Parliament-Square die Minister Canning, Palmerston, Derby, Peel und Beaconsfield in Bronze, ferner auf Waterloo-Place nach Bells Entwurf das Krimdenkmal zum Andenken an die 2162 gefallenen Gardisten und ihm gegenüber Lord Clyde von Marochetti, Lord Lawrence von Böhm, Franklin von Noble und Burgoyne von Böhm, sämtlich in Bronze. Cavendish-Square trägt ein marmornes Reiterstandbild des Herzogs von Cumberland von Chew und die Bronzestatue Lord G. Bentincks von Campbell. Unweit des British-Museums stehen Fox und der Herzog von Bedford, beide von Westmacott. Peel ist auf Cheapside, Sir Rowland Hill, Wellington und Peabody vor der Börse, Carlyle (s. Tafel: Englische Kunst III, Fig. 7) von Böhm vor seinem Wohnhaus in Chelsea, Byron in Hamilton-Gardens, Shakespeare auf Leicester-Square, Dr. Jenner in Kensington-Gardens verewigt. George Stephenson von Baily steht in der Vorhalle des Euston-Bahnhofs (s. Taf. III, Fig. 1). Dem Herzog von Wellington sind noch am Hydepark ein Reiterstandbild von Böhm und die sog. Achillesstatue ans Kanonenmetall von Westmacott gewidmet. An Stelle des alten Citythors am Ende von Fleet-Street steht seit 1878 das Temple-Bar-Memorial; an den furchtbaren Brand (1666) soll das Monument (61 m) dicht bei London-Bridge erinnern, das einen großartigen Blick über das Gewühl der City und