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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: London

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London (Verkehrswesen)

galerien, teils von der königl. Akademie hergeliehen, meist Gemälde und Aquarelle engl. Meister, außerdem sieben Wandteppiche nach den Raffaelschen Cartons in Arras gewebt (früher in Hampton-Court), die Jones-Sammlung franz. kunstgewerblicher Gegenstände aus dem 18. Jahrh., deren Wert auf 250000 Pfd. St. geschätzt wird, eine keramische Ausstellung und eine Fachbibliothek (Dyce and Forster Library, 18000 Bände). Mit dem Museum verbunden ist eine große Kunstschule, eine Kunstbibliothek (70000 Bände und 240000 Stiche) und eine naturwissenschaftliche Bibliothek (73000 Bände), ferner Sammlungen von Maschinenmodellen (Watt, Stephenson, Bell), telegr. Apparaten u. s. w. Seit 1872 ist in Bethnal-Green im Eastend ein Zweigmuseum eröffnet, in dem neben periodischen Gemäldeausstellungen große Sammlungen animalischer Produkte, Ölgemälde und Aquarelle sowie in den obern Galerien die National-Portrait-Gallery berühmter Briten in histor. Anordnung untergebracht sind, die aber nach dem neuen Gebäude (1896) hinter der Nationalgalerie übergeführt wurden. Unweit des South-Kensington-Museum steht das Museum für Naturkunde, 1873-80 erbaut, mit Terracottaschmuck an der 205 m langen Façade; es enthält neben einer einleitenden Zusammenstellung in musterhafter Anordnung wohl die reichhaltigsten geolog., paläontolog., wie mineralog. Sammlungen, Herbarien, Schädel, Vögel, Fische, Reptilien u. s. w. Das India-Museum giebt einen umfassenden Überblick über alle Erzeugnisse älterer und moderner ind. Kultur; es bildet jetzt den östl. Flügel des Imperial Institute (s. d.), eines gewaltigen Baues im Renaissancestil. - Unter den Gemäldesammlungen nimmt die Nationalgalerie am Trafalgar-Square die erste Stelle ein. Sie birgt gegen 1300 Gemälde in 22 Sälen, außer den Meisterwerken der Englischen Kunst (s. d.) vor allem ital. Bilder aller Schulen, darunter Leonardo da Vinci, Fra Angelico da Fiesole, Botticelli, Lippi, Raffael (Vision eines Ritters, Madonna degli Ansidei und Aldobrandini, Papst Julius II.), Tizian, Tintoretto, Bellini, Mantegna, ferner mehrere Bilder von Rembrandt, van Dyck, Rubens, Ruisdael, Hals, Hobbema, Terburg und Memling, Cuyp, Jan Steen, Potter, Teniers, Wouverman, franz. Gemälde von Claude Lorrain, Poussin, spanische von Velasquez, im Souterrain wertvolle Aquarelle. Von andern Gemäldesammlungen seien nur genannt: das Soane-Museum bei Lincoln's Inn-Fields und die Doré-Galerie. Sehr wertvolle Gemälde enthalten die am Hydepark liegenden Paläste engl. Adelsfamilien.

Alljährlich finden Ausstellungen moderner Gemälde statt in der Königlichen Gesellschaft für Aquarellmalerei in der New-Gallery in Regent-Street, in der Grafton-Gallery und in der Royal Academy of Arts (Direktor: Sir F. Leighton, s. d.), in New-Burlington-House, das auch die Universität und die berühmte Royal Society (s. Akademien, Bd. 1, S. 277 b) beherbergt. Andere Sammlungen sind Parkes Museum für Hygieine, das Royal United-Service-Museum in Whiteball für Waffen, Trophäen und Modelle, die Blumenausstellungen der Gartenbaugesellschaft und der zoolog. Garten im Regent's Park, der reichhaltigste der Erde. Der botan. Garten liegt in Kew (s. d.). Von Bibliotheken seien noch die Allan-Wesleyan-Library mit theol. Werken, die in Guildhall, die in Toynbee-Hall (8000 Bände), die von Dr. Williams (40000 Bände), des London-Institute (100000 Bände), die des Patentamtes sowie die in Lambeth-Palace mit 30000 Bänden erwähnt. Die seit 1880 bestehenden Volksbibliotheken weisen alljährlich 2,5 Mill. Bücherbenutzungen auf. - Überaus entwickelt ist das Vereins- und Klubwesen. Polit. Klubs sind die konservativen Carlton- und Constitutional-Club, die liberalen National-Liberal-Club in Whitehall-Place und Reform-Club in Pall Mall. Diplomaten verkehren im St. James-Club, Militärs im Army- and Navy-, Naval and Military-, United Service-Club, Schriftsteller und Künstler im Athenäum-, im Burlington Fine Arts- und im Savage-Club, Sportsleute im Badminton-, in Traveller's und in Boodle's Club. Geselligen Zwecken dienen: The German Athenäum in Mortimer-Street (der erste deutsche Klub), Grosvenor-Club, Brooke's und White's Club. Freimaurerlogen bestehen 374.

Über das Zeitungswesen s. Großbritannien und Irland (Bd. 8, S. 421-423).

Unter den 65 Theatern ragen hervor: Covent-Garden, für 3500 Personen, jetzt meist ital. Opern und Konzerten dienend; Drury-Lane, wo Kean, Kemble und Mrs. Siddons spielten, das Lyceum (s. Irving, J. H. B.), Haymarket- (unter Beerbohm Tree), St. James-, Daly- und Garrick-Theatre für Schauspiele, Savoy-Theatre für W. Schwenck Gilberts (s. d.) Operetten, Lyric- für komische Opern, Criterion- und Court-Theatre für Lustspiele. Die Mehrzahl, z. B. Toole's Theatre, The Globe, Strand-Theatre, Shaftesbury-Theatre, sind Possen, Burlesken, Volksstücken u. s. w. gewidmet. Die wichtigsten Konzertsäle sind: Albert-Hall, im S. des Hydeparks, ein Rundbau (245 m Umfang) für 8000 Personen, mit glänzender innerer Ausstattung, St. James' Hall mit den philharmonischen Konzerten, Alexandrapalast, Steinway-Hall, der Krystallpalast (s. d.) in Sydenham, mit den Sonnabendkonzerten, und die neue Queen's Hall auf Langham-Place. Viel besucht werden Madame Tussauds Wachsfigurenkabinett und die großartigen Schaustellungen in Olympia (Kensington) und Carl's Court. Music-Halls bestehen an 400, darunter Empire-Theatre und Alhambra (beide mit Ballett), Oxford-Music-Hall, Tivoli und Pavilion.

Verkehrswesen. Der Verkehr, namentlich in der innern Stadt während der Geschäftszeit, nimmt geradezu ungeheure Dimensionen an. Es giebt gegen 14000 Cabs und Hansoms mit etwa 20000 Pferden (für den Westen wichtig); Omnibuslinien, mit etwa 1300 Wagen und 15000 Pferden, bestehen etwa 200. Pferde- und Straßenbahnen (11 Gesellschaften) konnten nur in wenigen breiten Hauptstraßen oder in der äußern Peripherie angelegt werden. Sie befahren 206 km und besitzen 8223 Pferde. Postkutschen (Coaches) fahren im Sommer nach den Vororten und Vergnügungsplätzen der weitern Umgebung. Das wichtigste Verkehrsmittel des linken Themse-Ufers bildet die Untergrundbahn (The Underground; s. Londoner Untergrundbahnen). Die Victoria-Steamboat-Company vermittelt mit 48 primitiven Dampfern den Verkehr auf dem Fluß selbst (48 Landestellen zwischen Hampton-Court und der Mündung). Die oberirdischen Bahnen haben 15 Hauptbahnhöfe, meist in der innern Stadt und auf ebener Erde gelegen. Die wichtigsten sind: Charing-Croß- und Cannon-Street-, Victoria- und Paddington-Station; Euston, King's Croß und St. Pancras (s. Tafel: Bahn-^[folgende Seite]