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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Loris - Lorsch

in Schlesien. Seine Hauptwerke sind die "Untersuchungen über die Rinderpest" (Berl. 1831) und "Die Pest des Orients" (ebd. 1837). Großes Aufsehen erregte 1831 eine Abhandlung über die Cholera in den "Jahrbüchern für wissenschaftliche Kritik", welche die Aufhebung des Militärkordons zur Folge hatte. Ebenso veranlaßte seine kleine Schrift "Zum Schutze der Gesundheit in den Schulen" (Berl. 1836; neu gedruckt 1861) den sog. Lorinserschen Schulstreit und die Wiedereinführung von Turnanstalten auf preuß. Gymnasien. L.s Selbstbiographie (Regensb. 1861) gab sein Sohn Franz L. heraus.

Loris, Papageien, s. Pinselzüngler.

Loris-Melikow (spr. -kóff), Michail Tarielowitsch, russ. General und Staatsmann, geb. 2. Nov. (21. Okt.) 1825 in Tiflis, aus armenischer Familie, trat 1842 in das Gardehusarenregiment in Grodno, kam 1847 in den Kaukasus, nahm während des Krieges 1853-55 an der Belagerung und Eroberung von Kars teil, war dann Kommandant dieser Festung sowie darauf zehn Jahre Administrator des Terekgebietes. Im Kriege 1877-78 gegen die Türken führte L. ein Armeekorps, nahm Ardahan, wurde 25. Juni bei Zewin von den Türken besiegt, schlug sie aber dann vollständig 15. Okt. 1877 am Aladscha-Dagh, worauf Kars am 18. Nov. erstürmt wurde. L. wurde dafür in den Grafenstand erhoben. Er bekämpfte dann als zeitweiliger Generalgouverneur der Gouvernements Astrachan, Saratow und Samara mit Erfolg die dort ausgebrochene Pest und wurde im April 1870 zum Generalgouverneur in Charkow ernannt. Im Febr. 1880, nach der Dynamitexplosion im Winterpalast in Petersburg, wurde L. an die Spitze der "Höchsten Exekutivkommission" gestellt. Ein gegen ihn am 3. März von dem getauften Juden Mlodezki gerichtetes Attentat blieb ohne Erfolg. L. wollte nicht bloß mit Gewalt, sondern auch durch Reformen den Nihilismus bekämpfen und entwarf den Plan zu einer Volksvertretung, dessen Ausführung nur durch die Ermordung Alexanders II. verhindert wurde. Ein Freund veröffentlichte diesen Entwurf nach L.s Tode u. d. T. "Constituzia Grafa Loris Melikowa" (Lond. 1893). Die bisher unmittelbar unter dem Kaiser stehende sog. "Dritte Abteilung" (geheime Polizei) wurde dem Ministerium des Innern unterstellt und dieses L. übertragen. Dennoch fand das Attentat vom 13. März 1881 statt, dessen Opfer Kaiser Alexander II. wurde. L. nahm am 16. Mai 1881 seine Entlassung und wurde durch den Grafen Ignatjew ersetzt. Er starb 24. Dez. 1888 in Nizza.

Loriti, Heinrich, Humanist, s. Glareanus.

Lork, plattdeutsch für Lurch, Name der Amphibien überhaupt und der gemeinen Kröte im besondern (s. Kröten).

Lorm, Hieronymus, Pseudonym von Heinr. Landesmann (s. d.).

Lorne (spr. lorn), s. Argyll, Herzogstitel.

Lornsen, Uwe Jens, der erste Anreger der schlesw.-holstein. Bewegung, geb. 18. Nov. 1793 zu Keitum auf der Insel Sylt, studierte die Rechte in Kiel und Jena, trat 1821 in die schlesw.-holstein.-lauenb. Kanzlei zu Kopenhagen und wurde 1830 zum Landvogt der Insel Sylt ernannt. Unmittelbar darauf verfaßte er die Schrift "Über das Verfassungswerk in Schleswig-Holstein" (Kiel 1830), worin er auf Grund der alten Landesrechte eine gemeinsame ständische Verfassung für beide Herzogtümer forderte. Das Buch erregte mächtiges Aufsehen. L. wurde im Nov. 1830 verhaftet und 31. Mai 1831 zur Amtsentsetzung und einjähriger Festungshaft verurteilt, die er teils in Rendsburg, teils in Friedrichsort verbüßte. Nach einjährigem Aufenthalt auf Sylt reiste er nach Rio de Janeiro; 1837 kehrte er schwermütig nach Genf zurück und endete hier durch Selbstmord; 13. Febr. 1838 fand man seine Leiche im Genfer See. Sein größeres Werk: "Die Unionsverfassung Dänemarks und Schleswig-Holsteins", wurde erst nach seinem Tode von G. Beseler (Jena 1841) herausgegeben. Am 25jährigen Gedenktage der Erhebung Schleswig-Holsteins wurde ihm in Rendsburg ein Denkmal errichtet, ein anderes (Säule mit Medaillonbild) 1890 zu Keitum auf Sylt. - Vgl. Jansen, Uwe Jens L. (Kiel 1872); ders., Uwe Jens L. Zur Erinnerung an den 24. März 1848 (Garding 1873); Zeitschrift für schlesw.-holstein.-lauenb. Geschichte, Bd. 3 (Kiel 1872).

Loröl, s. Lorbeeröl.

Lörrach. 1) Kreis im Landeskommissariatsbezirk Freiburg des Großherzogtums Baden, hat 960,27 qkm und (1890) 95 143 E., darunter 37 726 Katholiken und 1042 Israeliten, 1895: 97 618 (47 859 männl., 49 759 weibl.) E. in 129 Gemeinden und zerfällt in 4 Amtsbezirke:

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Amtsbezirke qkm Einw. 1890 Einw. auf 1 qkm Evangelische Katholiken Israeliten Einw. 1895

Lörrach 257,21 37 907 147 26 418 11 014 390 40 271

231,93

Müllheim 231,93 21 015 91 14 241 6 114 622 20 680

Schönau 218,76 15 266 70 1 534 13 726 6 15 440

Schopfheim 252,37 20 955 83 14 056 6 872 24 21 227

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2) Bezirksamt im Kreis L. (s. vorstehende Tabelle).

3) Stadt und Hauptort des Kreises und Amtsbezirks L. und des durch seine Weine bekannten Markgräflerlandes, an der Wiese, der Wiesenthalbahn und der Linie St. Ludwig-L. (11,9 km) der Bad. Staatsbahnen, Sitz des Bezirksamtes, eines Amtsgerichts (Landgericht Freiburg), Hauptsteueramtes, einer Bezirksbau-, Wasser- und Straßenbauinspektion und einer Reichsbanknebenstelle, hat (1895) 9036 (1890: 8121) E., darunter 3267 Katholiken und 202 Israeliten, Postamt erster Klasse, evang. und kath. Pfarrkirche, Synagoge, Gymnasium und Realprogymnasium, höhere Mädchen-, Gewerbeschule, Kreishypotheken-, Vorschußbank, Sparkasse; Woll- und Baumwolldruckerei, Tuchfabrik, Seidenband-, Woll- und Baumwollweberei, Baumwollspinnerei, Schokoladefabrik, Eisen- und Messinggießerei, Uhrfederfabrik, mechan. Werkstätten, Färbereien, 3 Brauereien, Jahr-, Vieh-, Gemüse- und Obstmärkte. In der Nähe die große Burgruine Rötteln, Sitz der Markgrafen von Hachberg-Sausenburg, 1678 von den Franzosen zerstört. 1682 erhob Markgraf Friedrich Magnus L. zur Stadt. - Vgl. Höchstetter, Die Stadt L. (Lörrach 1882).

Lorrain, franz. Maler, s. Claude Lorrain.

Lorraine (spr. -rähn), franz. Name für Lothringen.

Lorris, Guillaume de, altfranz. Dichter, s. Guillaume de Lorris.

Lorsch, Marktflecken im Kreis Bensheim der hess. Provinz Starkenburg, unweit der Weschnitz, an der Linie Worms-Bensheim der Hess. Ludwigsbahn, Sitz eines Amtsgerichts (Landgericht Darmstadt) und Forstamtes, hat (1895) 3808 (1890: 3707) meist kath. E., Post, Spar- und Leihkasse; Tabaksbau und Cigarrenfabrikation. Von der fürstl. Abtei, ehemals eins der reichsten Klöster Deutschlands, welche 162l abbrannte, steht nur noch die