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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Lothar; Lotharingisches Reich; Lothian; Lothringen

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Lothar (König von Frankreich) – Lothringen (Herzogtum)

Grafen Ludwig. Zudem verlieh er das obotritische Königreich nach dem Tode des Wendenkönigs Heinrich an den Dänenfürsten Knut und zwang dessen Vetter Magnus, der nach Knuts Ermordung sich des Reichs bemächtigt hatte, die Belehnung von ihm zu empfangen. Bei der streitigen Papstwahl zwischen Innocenz Ⅱ. und Anaklet Ⅱ. entschied sich L. für den erstern, führte ihn nach Rom zurück und wurde von ihm mit seiner Gemahlin Richenza, der Tochter Heinrichs des Fetten, Grafen von Nordheim, 4. Juni 1133 zum Kaiser gekrönt. Auch empfing er aus der Hand des Papstes die Mathildischen Erbgüter zu Lehn, ein Akt, dem die Kirche später die Deutung gab, als ob L. von dem Papste mit dem Kaisertums belehnt worden sei. Indes schon auf diesem Zuge trat er diese Güter nebst den ehemaligen Mathildischen Reichslehen mit Genehmigung des Papstes seinem Eidam, Heinrich von Bayern, ab, und im Lager von Monza belehnte er 1134 Albrecht den Bären mit der Nordmark. Nach der Rückkehr nach Deutschland vollendete L. die Besiegung der Hohenstaufen, worauf er ihnen die streitigen Güter als Lehn zurückgab. Unterdessen hatte Roger von Sicilien, Anaklets Beschützer, den Papst Innocenz zur Flucht genötigt und die Städte Salerno, Melfi, Troja, Capua und Benevent bezwungen. Auf des Papstes Bitten unternahm L. im Aug. 1136 einen zweiten Zug nach Süditalien, auf dem ihn auch Konrad der Hohenstaufe begleitete. Er vertrieb Roger aus Neapel nach Sicilien, belieh mit Innocenz gemeinschaftlich den Fürsten Rainulf mit dem Herzogtum Calabrien und Apulien und kehrte dann nach Deutschland zurück. Unterwegs ereilte ihn der Tod unweit Trient in einer Alpenhütte 3. Dez. 1137. Er wurde zu Königslutter im Braunschweigischen begraben. L. besaß persönliche Tapferkeit und männlichen Ehrgeiz und hat auch der Kirche gegenüber das kaiserl. Ansehen und die Würde des Reichs aufrecht erhalten. Nach seinem Tode wurde Konrad Ⅲ. von Hohenstaufen zum deutschen Könige gewählt.

Vgl. Jaffé, Geschichte des Deutschen Reichs unter L. dem Sachsen (Berl. 1843); Giesebrecht, Geschichte der deutschen Kaiserzeit, Bd. 4 (2. Aufl., Braunschw. 1878); Bernhardi, L. von Suplinburg (Lpz. 1879).

Lothar, König von Frankreich (954‒986), geb. 941, wurde nach dem Tode seines Vaters Ludwigs Ⅳ. 954, erst 13 Jahre alt, durch den mächtigen Erzbischof Bruno von Köln, den Bruder des deutschen Kaisers Otto Ⅰ., gegen den Willen des Herzogs Hugo d. Gr. (s. d.) von Francien auf den Thron gehoben. 965 mit Ottos Stieftochter Emma vermählt, gedachte er, nach unglücklichen Kriegen gegen seine Vasallen, besonders gegen Richard von der Normandie, durch eine Unternehmung gegen Kaiser Otto Ⅱ. Lothringen zu erobern. Er überfiel diesen 978 hinterlistig in Aachen, mußte sich aber vor Otto, der bald darauf in Frankreich einrückte, nach Paris flüchten, wurde hier belagert und mußte 980 auf Lothringen verzichten. Auch im eigenen Lande war er ohnmächtig gegenüber seinem mächtigsten Vasallen Hugo (s. d.) Capet. L. starb 2. März 986. Ihm folgte sein Sohn Ludwig Ⅴ.

Lothar, König von Italien, seit 931 Mitregent seines Vaters Hugo von Niederburgund, bekämpfte nach dessen Flucht vor Berengar Ⅱ. (s. d.) von Ivrea diesen, der ihm das Königtum streitig machte. Er starb eines plötzlichen Todes 950 zu Turin. Seine Witwe, Adelheid, Tochter Rudolfs von Hochburgund, heiratete 951 den deutschen König Otto Ⅰ., welcher damit ihre Ansprüche auf ihr Erbland und auf Italien erwarb. Seine Tochter Emma heiratete 965 Lothar (s. d.) von Frankreich.

Lotharingisches Reich, s. Lothringen (Herzogtum).

Lothian (spr. lóhthĭänn), fruchtbare Landschaft Schottlands, zwischen Firth of Forth und Pentland-, Moorfoot- und Lammermuir-Hills, zerfällt in die drei Grafschaften Haddington, Linlithgow und Midlothian oder Edinburgh.

Lothringen (frz. Lorraine), ehemals ein deutsches Herzogtum, jetzt den Bezirk Lothringen (s. d.) des deutschen Reichslandes und die franz. Depart. Meurthe-et-Moselle, Maas und Vogesen bildend. Seine selbständige Geschichte beginnt mit dem Karolinger Lothar Ⅱ. (s. d.), der 855 in der Teilung mit seinen Brüdern Karl und Ludwig die Länder zwischen Schelde, Rhein, Maas und Saône erhielt, die nach ihm das Lotharingische Reich (Lotharii regnum) genannt, aber nach seinem Tode sogleich im Vertrag zu Mersen 9. Aug. 870 zwischen Ludwig dem Deutschen und Karl dem Kahlen geteilt wurden. Nachdem L. trotzdem fortgesetzt der Zankapfel des karoling. Geschlechts gewesen und mehrmals zu Frankreich geschlagen worden war, kam es durch Heinrichs Ⅰ. Schwiegersohn Giselbert wieder zum Ostfränkischen Reiche und blieb seitdem dem Hauptteile nach ein deutsches Herzogtum. Nach der Empörung seines Schwiegersohns Konrad des Roten von Franken, der das Land seit 944 innehatte, gab Otto Ⅰ. es 953 seinem Bruder, dem Erzbischof Bruno von Köln, der 959 unter seiner Aufsicht besondere Herzöge von Oberlothringen oder Mosellanien und Niederlothringen oder Ripuarien einsetzte. Vorübergehend wurden sie (1033) wieder vereinigt, aber seit 1048 wurde die Trennung dauernd, und der Name L. haftete fast nur an Oberlothringen, dem Gebiet zwischen Maas und Vogesen mit den Städten Trier, Metz, Verdun, Toul, Nancy.

Niederlothringen, das die Gebiete Hennegau, Brabant, Namur, Lüttich und Luxemburg umfaßte, zersplitterte sich im Laufe der Jahrhunderte an verschiedene Dynastien, von denen außer den Grafen von Löwen, die sich vorzugsweise Herzöge von (Nieder-)Lothringen oder auch seit 1190 nach dem Hauptteile ihres Landes Herzöge von Brabant nannten, auch die von Limburg den Herzogstitel führten. Brabant fiel nach Philipps Ⅰ. Tode, der 1429 ohne Erben starb, an Burgund. Die Nachkommen des von Bruno eingesetzten Herzogs Friedrich von Oberlothringen starben 1033 aus, und der Kaiser verlieh hierauf das Land an den Herzog Gozelo Ⅰ. von Niederlothringen, dann an dessen Sohn Gottfried den Bärtigen (s. d.) und nach dessen Absetzung 1047 dem Grafen Albrecht von Elsaß, dem 1048 sein Bruder Gerhard folgte. Niederlothringen kam nach Gozelos Ⅰ. Tode 1044 an dessen Sohn Gozelo Ⅱ., 1046 an Friedrich von Lützelburg, dem 1065‒70 der ehemalige Herzog von Oberlothringen Gottfried der Bärtige und nach dessen Tode, 1070‒76, sein Sohn Gottfried der Bucklige folgte. Nach ihm erhielten Kaiser Heinrichs Ⅳ. Sohn Konrad, 1088 Gottfrieds des Buckligen Neffe, Gottfried von Bouillon, 1100 die Lützelburger und mit Gottfried Ⅴ. die Grafen von Brabant das Herzogtum. Der schon genannte Herzog Gerhard wird als der Stammvater der ganzen lothring. Dynastie betrachtet. Der letzte unmittelbare Sprößling seines Geschlechts, Karl Ⅱ. (Ⅰ.), starb 1431 und hinterließ eine Tochter Isabella, die mit Renatus Ⅰ. (René) von Anjou, dem Titular- ^[folgende Seite]