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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Ludwig IX; Ludwig X.,; Ludwig XI

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Ludwig IX. (König von Frankreich) - Ludwig XI. (König von Frankreich)

mehr hatte, kehrte er unter Verzicht auf die engl. Krone 1217 nach Frankreich zurück. Hier folgte er 1223 dem Vater und entriß sogleich den Engländern Poitou. Wichtiger war, daß unter ihm das franz. Königtum zuerst seine Macht nach Süden ausbreitete, indem L. die Rechte auf Gebiete in Languedoc, die ihm Amalrich von Montfort übertragen hatte, durch einen Kreuzzug gegen die Albigenser (s. d.) und den Grafen Raimund VI. von Toulouse durchsetzen wollte. Es gelang ihm, Sept. 1226 das reiche Avignon, das zum Deutschen Reiche gehörte, nach längerer Belagerung zu erobern. Aber schon 8. Nov. 1226 starb L. in Montpensier, nachdem er sein Reich unter seine Söhne, die ihm seine Gemahlin Blanca (s. d.) von Castilien geboren hatte, geteilt hatte. Von diesen sind Ludwig IX., Alfons von Poitou und Karl von Anjou (s. diese Artikel) am berühmtesten geworden. - Vgl. Petit-Dutaillis, Étude sur la vie et le règne de Louis VIII 1187-1226 (Par. 1895).

Ludwig IX., der Heilige (Saint-Louis), König von Frankreich (1226-70), geb. 25. April 1215, Sohn des vorigen und der Blanca von Castilien, folgte 8. Nov. 1226 seinem Vater unter Vormundschaft der Mutter. Die Großen versuchten zwar Widerstand und wollten sich 1228 L.s bemächtigen, wurden aber von Blanca bezwungen. Gleichzeitig führte sie den Krieg gegen die Albigenser (s. d.) zum siegreichen Ende, indem sie im Frieden von Paris 1229 einen großen Teil der Languedoc von Raimund VII. von Toulouse erhielt. 1234 verheiratete sie L. mit Margarete, der ältesten Tochter des Grafen Raimund IV. Berengar von Provence. Als der König volljährig geworden war, weigerte sich Hugo de la Marche, den Vasalleneid zu leisten, und rief seinen Schwager Heinrich III. von England zu Hilfe; doch L. schlug letztern 1242 bei Taillebourg und Saintes. Im Aug. 1248 unternahm L. einen Kreuzzug. Nachdem er seine Mutter zur Regentin eingesetzt hatte, segelte er mit einem Heere von 40000 Mann nach Cypern, von wo er im nächsten Frühjahr nach Ägypten übersetzte, um den Beherrscher Jerusalems, den Sultan Ejjub, in seinem eigenen Lande anzugreifen. Er landete 4. Juni 1249 zu Damiette, schlug das mohammed. Heer und nahm die Stadt, rückte aber erst im November den Nil bis Mansurrah hinauf, wo es zur Schlacht kam. Des Königs Bruder Robert von Artois drang jedoch blindlings in den schon fliehenden Feind, wurde mit seinem Korps gänzlich geschlagen und fiel selbst (7. Febr. 1250). L. sah sich so hart bedrängt, daß er sich 5. April 1250 mit seinen Brüdern Karl und Alfons gefangen geben mußte. Er wurde indes mit den Seinigen 7. Mai gegen ein Lösegeld von 100000 Mark Silber wieder freigelassen. Mit dem Reste von kaum 6000 Mann schiffte er sich nach Akkon ein und blieb noch vier Jahre im Heiligen Lande, bis ihn der Tod seiner Mutter (Nov. 1252), der Aufstand der Pastorellen (s. d.) und Unruhen in Flandern 1254 zur Rückkehr nötigten. Bald gelang es ihm, die Ruhe herzustellen und diese auch seinem Lande fortdauernd zu erhalten. Im Interesse seines Bruders Karl von Anjou, den Clemens IV. 1265 mit Neapel und Sicilien belehnt hatte, unternahm er 1270 einen Kreuzzug nicht gegen das Heilige Land, sondern gegen Tunis. Im Juli landete er beim alten Karthago. Bald aber brach eine Seuche aus, der L. 25. Aug. 1270 erlag. Nach einigen Erfolgen schloß sein Sohn Philipp III. bald mit dem Emir von Tunis Frieden und kehrte mit der Leiche des Vaters nach Frankreich zurück. L. wurde 1297 von Bonifacius VIII. heilig gesprochen.

Die Erstarkung des franz. Staates ist von L. in erfolgreichster Weise gefördert worden, nicht nur durch territoriale Erwerbungen (s. Frankreich, Bd. 7, S. 85 a), sondern auch durch polit. und administrative Maßregeln, durch die er die verschiedenen Gebiete zu einer lebendigen Gemeinschaft verband. Er begünstigte die Entwicklung der Städte, veranlaßte die Abfassung von Rechtsbüchern (Établissements de Saint-Louis) und wahrte den Übergriffen des Papsttums gegenüber, trotz seiner Frömmigkeit und Friedensliebe, die Würde der Krone und die Selbständigkeit der Gallikanischen Kirche (s. d.).

Vgl. Villeneuve-Trans, Histoire de Saint-Louis (3 Bde., Par. 1836); Le Nain de Tillemont, Vie de Saint-Louis (hg. von de Gaulle, 6 Bde., ebd. 1846-51); Scholten, Geschichte L.s IX. (2 Bde., Münst. 1850-55); Faure, Histoire de Saint-Louis (2 Bde., Par. 1866); de Joinville, Histoire de Saint-Louis (hg. von Natalis de Wailly, ebd. 1873); Wallon, Saint-Louis et son temps (2 Bde., ebd. 1875); Viollet, Les sources des établissements de Saint-Louis (ebd. 1877); Berger, Saint-Louis et Innocent IV (ebd. 1893).

Ludwig X., der Zänker (le Hutin), König von Frankreich (1314-16), geb. 4. Okt. 1289, war der älteste Sohn Philipps IV. des Schönen und durch seine Mutter Johanna (s. d.) König von Navarra. Ein wenig bedeutender Herrscher, fand er trotz der finanziellen Not des Landes seine Befriedigung in verschwenderischen Festen und Turnieren und überließ die Regierung seinem Oheim Karl von Valois, der im Sinne der Adelsopposition die Räte Philipps des Schönen verfolgte. Während so die Feudalherrschaft wieder emporkam, verfügte L. 1315 die Aufhebung der Leibeigenschaft auf den Krongütern gegen eine Ablösungssumme. Er starb 4. Juni 1316 in Vincennes. L. war verheiratet mit Margarete von Burgund und, nachdem diese wegen Ehebruchs hingerichtet war, mit Clementia von Ungarn. Von der erstern hatte er eine Tochter Johanna, die Erbin von Navarra; die letztere gebar nach dem Tode L.s einen Sohn, Johann I., der bald starb. Die Krone fiel nun dem zweiten Sohne Philipps des Schönen, Philipp V. zu.

Ludwig XI., König von Frankreich (1461-83), geb. 3. Juli 1423, der älteste Sohn Karls VII. und der Maria von Anjou, zeigte schon als Dauphin eine eigenwillige und rücksichtslose Herrschernatur, die ihn bald in einen feindlichen Gegensatz zu seinem Vater brachte. Er verband sich 1440 gegen die Günstlinge des letztern mit der Praguerie (s. d.); doch Karl begnadigte ihn und schickte ihn mit den Armagnaken (s. d.) 1444 gegen die Schweizer; er mußte aber später wieder gegen ihn einschreiten, als er von neuen Anschlägen des Sohnes gegen den Thron erfuhr. L. floh 1456 zum Herzog Philipp von Burgund und blieb bei ihm bis zum Tode des Vaters. Als ihm 1461 die Krone zufiel, begann er sogleich eine Verfolgung der alten Räte und die Unterdrückung der Großen, namentlich der Häuser Burgund und Bretagne, was zu einer Verbindung des Adels gegen ihn führte (s. Ligue du bien public). Gegen Karl den Kühnen von Burgund, der sich an die Spitze der Liga stellte, lieferte L. die unentschiedene Schlacht bei Montlhéry, 16. Juli