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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Ludwig (Prinz von Preußen) - Ludwig IV. (Landgraf von Thüringen)

Ludwig, Friedrich L. Christian, Prinz von Preußen, meist Louis Ferdinand genannt, Sohn des Prinzen Ferdinand, eines Bruders Friedrichs d. Gr., geb. 18. Nov. 1772 in Friedrichsfelde bei Berlin, war eine geniale Natur, trefflich beanlagt, aber auch ausschweifend, unbeständig und unüberlegt. In den Französischen Revolutionskriegen folgte er 1792 dem Heere an den Rhein und erstürmte vor Mainz die Zahlbacher Schanzen, wofür er zum Generalmajor befördert wurde. Zum Schutz der Demarkationslinie wurde er 1796 nach Westfalen kommandiert; 1799 stieg er zum Generallieutenant auf. Seine häufige Anwesenheit in Hamburg, wo er mit franz. Emigranten in Verbindung trat, veranlaßte 1800 seine Rückberufung nach Magdeburg, wo er sich ernsten künstlerischen, namentlich musikalischen und militär. Studien widmete. In Berlin, wohin er bald übersiedelte, gehörte er zu den Vertretern der Kriegspartei, die 1805 durch ein enges Bündnis mit Österreich Preußen gegen Napoleon sichern wollte. Bei Ausbruch des Krieges erhielt er 1806 den Befehl über die 8000 Mann starke Vorhut des Hohenloheschen Korps, mit der er über den Thüringer Wald vorrücken sollte. Er nahm, als ihm ein überlegener Feind 10. Okt. bei Saalfeld entgegenrückte, den Kampf an, der mit der fast gänzlichen Vernichtung seines Korps endete. Er selbst fiel nach tapferer Gegenwehr im Handgemenge. Ein Denkmal wurde ihm 10. Okt. 1823 durch seine Schwester, die Fürstin Radziwill, auf dem Kampfplatze bei dem kleinen Orte Wölsdorf errichtet. Seinen Namen führt seit 1889 das 2. magdeburgische Infanterieregiment Nr. 27. "Briefe des Prinzen Louis Ferdinand an Pauline Wiesel" (Lpz. 1865) gab Büchner heraus. Auch die aus dem Nachlaß Varnhagens herausgegebenen "Briefe von Chamisso, Gneisenau u. s. w." (2 Bde., Lpz. 1867) enthalten einige von L. - Vgl. Militär. Blätter (hg. von Mauvillon, Jahrg. 1, Essen 1820); Schneidawind, Prinz Louis Ferdinand (Neuhaldensl. 1836); Fanny Lewald, Prinz Louis Ferdinand (2. AuI., 3 Bde., Berl. 1859).

Ludwig der Springer, Graf von Thüringen (1076-1123), Sohn Ludwigs des Bärtigen, knüpfte nach der sagenhaften Überlieferung mit Adelheid, der Gemahlin des Pfalzgrafen Friedrich von Sachsen, ein Liebesverhältnis an, tötete den Pfalzgrafen auf der Jagd und heiratete nun Adelheid. Aber die Rache der Verwandten des ermordeten Pfalzgrafen bewirkte, daß der Kaiser den Landgrafen auf dem Schlosse Giebichenstein bei Halle gefangen setzte. Von hier aus erlangte L. durch einen kühnen Sprung in die Saale seine Freiheit, ward zwar wieder gefangen, aber später losgelassen, und sühnte seine That durch fromme Stiftungen, namentlich des Klosters Reinhardsbrunn, wo er später selbst als Mönch eintrat. Thatsache ist, daß Pfalzgraf Friedrich wirklich ermordet und seine Witwe die Gattin L.s wurde. Aus der Fabel von dem rettenden Sprunge scheint der erst im 15. Jahrh. vorkommende Beiname Saltator, d. h. der Springer, entstanden zu sein, den man dann wieder (wegen der fränk. Herkunft des Geschlechts) ohne Grund in Salier, Salicus, umgedeutet hat. Geschichtlich erscheint L. zuerst 1076 und 1080 als treuer Anhänger Heinrichs IV., von dem er wohl zum Lohn für seine Dienste die gräfl. Würde erhielt. Aber von 1085 an stand er dauernd auf der Seite von dessen Gegnern. Von Heinrich V. fiel er erst 1112 ab, focht 1113 gegen ihn bei Warnstädt mit und war 1114-16 Gefangener des Kaisers. Ein neuer Aufstand der Sachsen bewirkte seine Freilassung. Für Wahrung seiner Hausmacht war L. unermüdlich thätig gewesen. Er starb 1123 im Kloster Reinhardsbrunn. - Vgl. Knochenhauer, Geschichte Thüringens zur Zeit des ersten Landgrafenhauses (Gotha 1871).

Ludwig I., Landgraf von Thüringen (1130-40), Sohn des vorigen, verdankte seine Würde der Gunst Kaiser Lothars, der ihn dazu erhob an Stelle Hermanns II. von Winzenburg, welcher wegen Ermordung eines seiner Vasallen seiner Güter und Leben verlustig ging. L.s Ehe mit Hedwig, der Erbtochter des gräfl. Geschlechts von Gudensberg, verschaffte ihm 1137 ausgedehnte hess. Besitzungen. Seit 1139 schloß er sich entschieden der staufischen Partei an gegen die Welfen, die die Herzogtümer Bayern und Sachsen vereinigten und damit den selbständigen Bestand Thüringens bedrohten. L. starb 12. Jan. 1140.

Ludwig II., der Eiserne, Landgraf von Thüringen (1140-72), Sohn des vorigen, war durch seine Heirat mit Judith, der Stiefschwester Kaiser Friedrichs I., zum engen Anschluß an die staufische Politik veranlaßt. 1157 war er mit Friedrich in Polen, 1158 und 1161 in Italien, 1166 kämpfte er im Bunde mit den sächs. Fürsten gegen Heinrich den Löwen und begleitete 1172 den Kaiser abermals nach Polen. Im selben Jahre starb L. Zwei einander widersprechende Sagen knüpften sich an ihn. Nach der ältern war L. von seinen Vasallen geliebt, welche die seiner Burg noch fehlende Mauer zur Verwunderung des Kaisers auf die Weise ersetzten, daß sie in eisernem Ring sich um die Burg stellten. Nach der andern war er von ihnen wegen seiner Strenge gefürchtet, nachdem L. die Mahnung des Schmieds von Ruhla: "Landgraf, werde hart", beherzigt hatte und aller Gewaltthätigkeit und Bedrückung der untern Stände entgegentrat. - Vgl. Knochenhauer, Geschichte Thüringens zur Zeit des ersten Landgrafenhauses (Gotha 1871).

Ludwig III.,der Fromme oder Milde, Landgraf von Thüringen (1172-90), Sohn des vorigen, setzte dessen staufische Politik fort, befehdete 1172-74 die Askanier, trat 1179 dem Bunde gegen Heinrich den Löwen bei und erlangte dadurch vom Kaiser Friedrich I. die Ernennung zum Pfalzgrafen von Sachsen. In weiterm Kampfe mit Heinrich dem Löwen wurde L. 14. Mai 1180 völlig besiegt und mit seinem Bruder kurze Zeit gefangen gehalten. Der endliche Sturz des Welfen hat die landgraflich-thüring. Macht bedeutsam gefördert. L. schloß sich dem dritten Kreuzzug an und beteiligte sich in hervorragender Weise an der Belagerung von Akkon 1189. Er starb 16. Okt. 1190 auf der Heimkehr. - Vgl. Knochenhauer, Geschichte Thüringens zur Zeit des ersten Landgrafenhauses (Gotha 1871).

Ludwig IV., der Heilige, Landgraf von Thüringen (1217-27), Sohn Hermanns I., geb. um 1200, übernahm 1221 für seinen minderjährigen Neffen Heinrich den Erlauchten die Verwaltung von Meißen und der Ostmark. Durch die Besitzungen in Hessen geriet er in Fehden mit dem Erzbischof von Mainz; im Osten entriß er 1225 den Polen Lebus. Ein treuer Freund Kaiser Friedrichs II., wollte er mit ihm zusammen 1227 ein Kreuzzugsgelübde erfüllen, erkrankte aber gleich nach der Abfahrt von Brindisi und starb 11. Sept. in Otranto. Seine Gebeine wurden nach Reinhardsbrunn gebracht, wo man ihn als Heiligen verehrte, obwohl er nie heilig