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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Lufiji - Luftballon

sellschaft. Bis zu L.s 1584 erfolgten Tode sind nach alter Schätzung wohl 100 000 Exemplare der deutschen Bibel ans seinen Pressen hervorgegangen. Als Wappen zeigen die Drucke ein von zwei Händen nach oben gehaltenes und von zwei in die eine Hand beißenden Schlangen umringeltes Schwert mit einem Herzen an der Spitze. - Vgl. G. G. Zeltner, Historie der gedruckten Bibel-Version ... M. Lutheri, in der Beschreibung des Lebens ... Hanns Luffts (1727).

Lufiji (Lufidschi), Fluß in Ostafrika, s. Rufiji.

Lufira, Nebenfluß des Lualaba (s. d.).

Luft, im allgemeinen jeder gasförmige Körper (s. Gas), weshalb man auch die Gase als Luftarten bezeichnet. Gewöhnlich versteht man unter L. das Gasgemisch, welches die Atmosphäre (s. d.) bildet, die im wesentlichen aus Stickstoff und Sauerstoff besteht nebst Beimengungen von Wasser, Dampf, Kohlensäure, Ammoniak. Zur Untersuchung der atmosphärischen L. dient das Eudiometer (s. d.).

Luft, fixe, s. Fix.

Luftansammlung (Pneumatosis). L. kommt als pathol. Vorgang im menschlichen Körper nicht bloß in Kanälen und Höhlen, die schon unter normalen Verhältnissen Luft enthalten (wie in den Lungen, dem Magen, Darm u. a.), sondern auch in Organen und Geweben vor, welche im gesunden Zustand keine Luft enthalten. In den weitaus meisten Fällen ist die Luft von außen (durch Wunden, Knochenbrüche, bei Operationen u. dgl.) oder aus benachbarten Teilen des Organismus (durch Perforation und andere pathol. Prozesse derselben) eingedrungen; in andern Fällen dagegen ist sie durch faulige Zersetzung entstanden, wie beim Brand, bei Abscessen u. dgl. Je nach den betroffenen Körperteilen wird die L. mit besondern Namen bezeichnet; die des Brustfellsacks heißt Pneumothorax, die des Herzbeutels Pneumoperikardium, die des Magendarmkanals Meteorismus, die in den Höhlen der Lungenbläschen Lungenemphysem, die des Unterhautzellgewebes traumatisches Emphysem u. s. w. Die Folgen der L. sind die eines fremden Körpers, der die Gewebe und Organhöhlen auseinander drängt und schädigt, oder die mikroskopischen Fäulniserreger in Entzündung versetzt, oder endlich auch raschen Tod zur Folge hat.

Luftäther, s. Geheimmittel.

Luftbad, s. Bad (Bd. 2, S. 255 a) und Elektrotherapie (Bd. 6, S. 13 b). - L. heißt auch ein Apparat des chem. Laboratoriums, der dazu dient, Substanzen in einem erwärmten Luftstrome höhern Temperaturen auszusetzen. Er besteht aus einem kupfernen, kastenförmigen Behälter, in dem sich geeignete Vorrichtungen zur Aufnahme von Tiegeln, Schalen, Trichtern befinden. Die Erhitzung erfolgt durch eine kleine unter dem Kasten brennende Gasflamme. Manche Operationen erheischen eine genaue Innehaltung bestimmter Temperaturgrade; bei solchen verbindet man das L. mit einem Thermostaten (s. d.).

Luftballon, Aerostat, ein aus luftdichtem Stoff gefertigter Ballon, der mit einem Gas gefüllt ist, das leichter ist als die atmosphärische Luft der Erdoberfläche, wodurch derselbe einen Auftrieb (s. d.) erleidet und sich in die Luft zu erheben vermag. Bei genügender Größe kann der L. außer seinem eigenen Gewicht auch noch andere Lasten: Menschen, Proviant, Instrumente u. s. w., emportragen. Die L. sind für den Menschen bis jetzt das einzige Mittel, sich frei in die Luft zu erheben. Man nennt sie, je nachdem das Füllgas erwärmte Luft, Wasserstoff oder Leuchtgas ist, Montgolfièren, Charlièren oder Greenièren, eine Verbindung der beiden ersten auch wohl Rozièren, und teilt sie ferner nach der Art ihres Gebrauchs und der dadurch nötigen verschiedenen Einrichtung in Fesselballons (s. d.), lenkbare L. (s. Lenkbarkeit der Luftschiffe) und L. schlechtweg. Diese bestehen gegenwärtig aus der Hülle mit einem oder mehrern Ventilen (Manövrierventil, Landungsventil) oben und dem Appendix unten, dem Netz, dem Tragring, dem Korb oder Gondel mit Anker, Schleppseil, Ballast u. s. w. Die Hülle besteht am besten aus gutem Seidenstoff (ponghée), der trotz großer Festigkeit roh nur 40-80, gefirnißt 200-300 g pro 1 qm wiegt, aber auch 8-12 M. kostet. Durch ihre Billigkeit (1-2 M.) empfehlen sich Baumwollstoffe (Perkale, Nanking), die aber 2-3mal so schwer sind. In neuester Zeit werden jedoch in Hannover Ballonstoffe aus gummierter Baumwolle hergestellt, deren Gewicht bei doppelter Stofflage auch nur etwa 300-350 g pro Quadratmeter beträgt. Neben beiden finden sich auch Ballons aus Goldschlägerhaut, namentlich in der engl. Armee. Dagegen haben sich Hüllen aus Metall als unbrauchbar erwiesen. Das Zuschneiden der Stoffbahnen in Gestalt schmaler Kugelzweiecke geschieht nach Pappschablonen auf Tischen, das Dichten mit Leinölfirnis erfordert große Vorsicht, sonst verbrennt der Ballon oder klebt zusammen. Das Ventil am Scheitel des L. ist eine durch Federn und den Druck des Gases geschlossene Klappe, die sich durch Zug an der durchs Balloninnere gehenden Ventilleine öffnet. (Tafel: Luftschiffahrt II, Fig. 3, zeigt das von Yon konstruierte Ventil.) Eine neuere Konstruktion rührt von Lüllemann her; andere von Groß in Berlin. Anf der untern Seite läuft die Hülle in den Appendix oder Füllansatz aus. Um die zarte Hülle zum Tragen der Last zu befähigen, überdeckt man sie mit dem Netz, das sie in eine Anzahl kleinerer, stärker gewölbter und daher gegen den innern Druck widerstandsfähigerer Flächen zerlegt. Seine Maschen sind am Äquator am größten, werden nach oben immer kleiner und umschließen endlich das Ventil in einem Ringe. Von da ab, wo nach unten die Netzleinen den L. berühren, läßt man die Halteleinen herabhängen, faßt jene fortdauernd zu 2 oder 4 in einem "Gänsefuß" zusammen und befestigt schließlich die Auslaufleinen mit ihren Schlaufen an den Knebeln des Tragringes, an dem dann wieder die Gondel, aus Weidengeflecht und Spanisch Rohr verfertigt, hängt. (S.Tafel: Luftschiffahrt I, Fig. 7.) Die Stärke der Leinen ist so bemessen, daß sie die gesamte Last mit 10- bis 20facher Sicherheit tragen. Infolge einer fehlerhaften Netzkonstruktion, eines einfachen Meridiannetzes, fand der amerik. Luftschiffer La Mountain den Tod. Der Ballon schlüpfte allmählich zwischen zwei Meridianen hindurch und Mountain stürzte samt Gondel und Netz aus großer Höhe herab (4. Juli 1873). In manchen Fällen ersetzt man den obern Teil des Netzes durch einen Leinenplan, das "Ballonhemd".

Die Steigkraft des L. (eine Folge des Auftriebes, s. d.) ist gleich dem Gewichte der von ihm verdrängten Luftmasse, vermindert um das Gewicht des L. nebst dem des Gases. Bei 0° C. und 760 mm Barometerstand trägt 1 cbm reiner Wasserstoff theoretisch 1,2, in der Praxis 1 bis 1,12 kg, Leucht-^[folgende Seite]