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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Luftwurzeln; Luftziegel; Luftzünder; Lufupa; Lug; Luganer Alpen; Luganer See; Luganj; Lugano

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Luftwurzeln - Lugano

cyklonen (vgl. die Pfeile auf umstehendem Wetterkärtchen vom 4. Febr. 1874, 8 Uhr vormittags) gleich wie der Zeiger der Uhr. Erstere sind in der Regel von bedecktem Himmel, feuchter Luft und Niederschlägen, letztere von wolkenlosem, wenn auch häufig nebeligem, und trocknem Wetter begleitet. Bei den cyklonalen L. ist der barometrische Gradient (s. d.) größer und deshalb die Windstärke bedeutender als bei den Anticyklonen. Die Cyklonenbahnen sind dieselben wie die Zugstraßen der Depressionen (s. d.); die Anticyklonen sind im allgemeinen mehr oder weniger stationär.

Als Cyklonen im engern Sinne bezeichnet man gewöhnlich L. von großer Heftigkeit oder großem Durchmesser. Dieselben treten über allen Teilen der Erde, vorzüglich aber über den Meeren auf und sind wahrscheinlich Produkte der warmen, feuchten Luft über den Oceanen. In den tropischen Gegenden sind sie selten, zeichnen sich durch verhältnismäßig geringe horizontale Ausbreitung, aber durch Heftigkeit der Luftbewegung, Regenfälle und elektrische Entladungen aus. In den höhern Breiten treten sie häufig auf, haben große horizontale Erstreckung, aber geringere Intensität der Luftbewegung und der begleitenden Erscheinungen. Meist treten hier stürmische Bewegungen nur an einzelnen Stellen der Cyklone auf. Die Mitte (Centrum) bildet einen verhältnismäßig windstillen Raum. Hier steigt die Luft in die Höhe, die Bewölkung ist hier geringer, so daß sogar zeitweise die Sonne durchscheinen kann (Auge des Sturmes). Die Erstreckung des windstillen Raums hängt vom Durchmesser der ganzen Cyklone ab. Er wnrde in einer Cyklone zu 30 Seemeilen gefunden, während der Orkangürtel 35 Seemeilen breit war. Das Centrum umgiebt ein Ring mit stürmischen Winden, die sich in Spiralbewegung dem Centrum nähern und darin aufsteigen. Dieser Teil wird von schwerem Gewölk, das bis auf die Oberfläche des Meers herabreicht, überdeckt. Weiter nach außen nehmen Windstärke und Bewölkung sowie die sämtlichen Begleiterscheinungen ab. Da in der Cyklone in geringer Entfernung alle Windrichtungen vorkommen, müssen die Wogen von allen Richtungen durcheinander laufen und bilden eine sog. Kreuzsee, deren Bewegung der Oberfläche kochenden Wassers ähnelt. Der Durchmesser einer Cyklone, soweit also Winde von ungewöhnlicher Stärke in Betracht kommen, wird von 1000 bis 3000 km angegeben. Die kleinsten werden als Tornado (s. d.) bezeichnet, sie stellen den Übergang von den Seetornado (s. d.) zu den eigentlichen Cyklonen dar. Dann solgen die Taifune (s. d.), die Hurricane (s. d.), die Cyklone des Indischen und Großen Oceans (s. Mauritiusorkane) und endlich die Wirbelstürme (s. d.) der höhern Breiten. Auch diese Cyklone folgen meist bestimmten Bahnen (Sturmbahnen), deren wichtigste das mittlere Kätchen der Karte Isobaren und Luftbewegungen im Januar, Jahr und Juli, beim Artikel Isobaren, angiebt. (S. Manövrieren im Wirbelsturm.)

Luftwurzeln, die aus oberirdischen Teilen der Pflanzen sich entwickelnden und entweder in ihrer ganzen Ausdehnung frei in der Luft herabhängenden oder später teilweise in den Boden eindringenden Wurzeln. Sie finden sich hauptsächlich an tropischen Gewächsen, die epiphyt auf Bäumen leben. Zahlreiche Arten aus den Familien der Orchideen und Araceen haben L., die bei manchen, z. B. bei

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einigen Philodendronarten, eine außerordentliche Länge erreichen. Ein sehr ausgedehntes Luftwurzelsystem besitzen die meist in Südamerika einheimischen Arten der Gattung Rhizophora (s. d.), die sog. Mangrove- oder Manglebäume. Etwas Ähnliches findet sich auch bei Pandanus (s. d.). Auch die Klammerwurzeln (s. Wurzel) sind L.

Luftziegel, s. Lehmsteine und Luftsteine.

Luftzünder, s. Pyrophor.

Lufupa, Nebenfluß des Lualaba (s. d.).

Lug, Maß, s. Rute.

Luganer Alpen, s. Ostalpen.

Luganer See (ital. Lago di Lugano oder Lago Ceresio), reichgegliedertes Wasserbecken, zum größern Teil im schweiz. Kanton Tessin, zum kleinern in der ital. Provinz Como in 271 m Höhe, ist 35 km lang, 1-3 km breit und bedeckt 48 qkm. Die größte Tiefe (279 m) findet sich am Eingang in den Arm von Porlezza; in den Armen von Capolago, Porto und Agno beträgt sie 84-94, in dem Laghetto (zwischen Lavena und Ponte-Tresa) nur 50 m. Sein wichtigster Zufluß ist der Agno, sein Abfluß zum Lago Maggiore die Tresa. Die wichtigsten Orte sind Lugano (s. d.), Porlezza, von wo eine Dampftrambahn nach Menaggio an den Comer See führt, Osteno mit seiner Grotte und Morcote. Der See wird mit Dampfschiffen befahren und zwischen Melide und Bissone von einem Zweige der Gotthardbahn sowie von der Straße auf einem Steindamm (816 m) überschritten.

Luganj, russ. Stadt, s. Lugansk.

Lugano, deutsch Lauis. 1) Bezirk im schweiz. Kanton Tessin, hat 327,1 qkm und (1888) 40350 E., darunter 303 Evangelische, in 101 Gemeinden. - 2) Hauptstadt des Bezirks L., in 276 m Höhe, auf dem nördl. Ufer des Luganer Sees, an der Linie Bellinzona-Chiasso der Gotthardbahn, mit Drahtseilbahn vom Bahnhof (338 m) zur Stadt und Dampferverbindungen auf dem See, Sitz des Kantonsgerichts, hat durchaus ital. Charakter, (1888) 7097 E., darunter 184 Evangelische, Post, Fernsprecheinrichtung, eine Promenade am Seeufer mit Brunnenstandbild Tells, einen Monumeutalbrunnen auf der Piazza del Grano, hochgelegene Hauptkirche San Lorenzo, wahrscheinlich von Tom. Rodari Ende des 15. Jahrh. erbaut, mit Marmorfacade, eine Klosterkirche Sta. Maria degli Angioli mit einem der schönsten Freskogemälde Bern. Luinis (Passionsgeschichte Christi; um 1530), mehrere Klöster, einen Palazzo Civico, früher Regierungsgebäude, ein Theater, ein palastartiges Hôtel du Parc und das Liceo Ticinese mit der Kantonsschule, Bibliothek und verschiedenen Sammlungen, Quellwasserleitung; Seiden- und Tabakfabrikation, Papiermühlen, Eisen- und Kupferhammer, Viehmärkte, sowie bedeutenden Fremdenverkehr. In der Umgebung liegen zahlreiche Villen und Campagnen, von denen sich namentlich die Villen Enderlin, Maraini, Luvini, Ciani, Castagnola und Trevano durch ihre prächtigen Parkanlagen auszeichnen; die bekanntesten Aussichtspunkte sind der Monte-Salvatore (909 m), 3 km südlich von L., mit Drahtseilbahn, der Monte-Bré (933 m), 3 km östlich, und der am andern Seeufer, hinter dem Monte-Caprino und dem Colmo di Creccio aufsteigende Monte-Generoso (s. d. und Generosobahn).

Schon im 10. Jahrh. ein bedeutender Marktflecken, hatte L. im spätern Mittelalter viel durch die Fehden der Geschlechter Rusca und Visconti zu leiden, bis