Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

371

Luise von Savoyen - Luitpold

dem Erbprinzen (seit 1732 Herzog) Friedrich (III.) von Sachsen-Gotha, auf dessen Regierung sie großen Einfluß gewann. So trat sie gelegentlich dem orthodoxen Eifer der gothaischen Geistlichkeit entgegen und erwirkte 1745 die Erlaubnis zur Gründung der Herrnhuterkolonie Neudietendorf. Die Erziehung ihrer Kinder überwachte sie aufs sorgfältigste, vor allem aber machte sie den kleinen Hof auf dem Friedenstein zu einem deutschen Mittelpunkt franz. Bildung, trat mit zahlreichen Gelehrten und Dichtern in lebhaften Briefwechsel, so mit Voltaire, den sie auch zur Abfassung seiner "Annales de l'Empire" anregte, mit Diderot, d'Alembert, Helvetius, Rousseau u. a., und die "Correspondance" der Barons Melchior von Grimm für Katharina II. ging anfangs an sie allein. Für die deutsche Litteratur hatte L. D. wenig Verständnis. Sie starb 22. Okt. 1767. - Vgl. Jenny von der Osten, L. D., Herzogin von Sachsen-Gotha 1732-67 (Lpz. 1893).

Luise von Savoyen, Herzogin von Angoulême, geb. 1476 als Tochter des Herzogs Philipp von Savoyen, wurde 1490 mit Karl von Orleans, Grafen von Angoulême, vermählt, der 1495 starb. Als ihr Sohn Franz I. 1515 König von Frankreich wurde und sofort nach Italien zog, führte L. die Regentschaft in Gemeinschaft mit dem Kanzler Duprat; desgleichen zur Zeit seiner Gefangenschaft 1525. Sie gab 1523 den Anlaß zu den: Abfall des Connétable Charles de Bourbon (s. d.), indem sie ihm die Güter seiner verstorbenen Gemahlin streitig machte. 1529 schloß sie den Damenfrieden zu Cambrai (s. d.). Sie starb 14. Sept. 1534. Die stolze Frau, Vorkämpferin des königl. Absolutismus, ist von den Zeitgenossen und Geschichtschreibern vielfach angegriffen und verdächtigt worden. - Vgl. P. Paris, Études sur François Ier (2 Bde., Par. 1885); Jacqueton, La politique extérieure de Louse de Savoie (ebd. 1892); R. de Maulde la Clavière, Louise de Savoie et François Ier (ebd. 1895).

Luise Ulrike, Königin von Schweden, eine Schwester Friedrichs d. Gr., geb. 24. Juli 1720, vermählte sich 1744 mit dem Kronprinzen und nachmaligen König Adolf Friedrich von Schweden. Sie stiftete 1753 die Akademie der schönen Litteratur und Geschichte zu Stockholm, ebenso die Bibliothek und das später mit dem königl. Museum vereinigte Kunstkabinett im Schlosse zu Drottningholm. In polit. Beziehung suchte sie ihren Gemahl vom Reichsrat unabhängiger zu machen, wodurch sie sich unter den Großen des Landes Feindscbaft zuzog. Nach dem Tode ihres Gatten geriet sie mit ihrem Sohn, Gustav III., in ein niemals wieder ausgeglichenes Zerwürfnis. Sie starb 16. Juli 1782. - Vgl. Arnheim, Die Memoiren der Königin von Schweden, Ulrica Luise (Halle 1888); Hüffer und Arnheim, Das Zerwürfnis Gustafs III. von Schweden mit seiner Mutter L. U. (Lpz. 1893).

Luisenburg, früher Luxburg, ein mit großartigem Granitfelsenlabyrinth bedeckter Berg bei Alexandersbad (s. d.) im Fichtelgebirge, wurde 1790 zuerst zugänglich gemacht; seine einzelnen Punkte (Kreuz 785 m, Burgstein 869 m, Haberstein 849 m) gewähren eine herrliche Rundsicht über das Fichtelgebirge. 1805 erhielt der Berg anläßlich der Anwesenheit der Königin Luise von Preußen den jetzigen Namen. - Vgl. Gümbel, Geognost. Beschreibung des Fichtelgebirges (Gotha 1879); Alb. Schmidt, Die L. bei Wunsiedel (Hof 1882).

Luisendorf (Neu-), Kolonie bei Calcar (s. d.).

Luisenhall, Saline bei Stotternheim (s. d.).

Luisenhof, Gestüt bei Pleß (s. d.).

Luisenhütte, Eisenwerk, s. Lünen.

Luisenorden, preuß. Frauenverdienstorden, von König Friedrich Wilhelm III. 3. Aug. 1814 gestiftet und von seinen Nachfolgern 15. Juli 1850 und 30. Okt. 1865 für Verdienste preuß. Frauen und Jungfrauen um das Vaterland, besonders in Kriegszeiten, erneuert und erweitert. Derselbe zerfällt seit 1865 in zwei Abteilungen. Ordenszeichen der ersten Abteilung ist ein schwarz emailliertes goldenes Kreuz, mit dem von sieben Sternen umgebenen Namenszug L im blauen Mittelschilde; das der Zweiten Abteilung ein solches schwarz emailliertes silbernes Kreuz. Das Band ist weiß, bei der ersten Abteilung mit schwarzen Randstreifen, bei der zweiten noch mit einem schwarzen Mittelstreifen. (S. Tafel: Die wichtigsten Orden I, Fig. 18.) - Vgl. L. Schneider, Der L. (Berl. 1867).

Luisenstädtischer Kanal, s. Tabelle I zur Karte: Die Schiffahrtsstraßen des Deutschen Reichs, beim Artikel Schiffahrtskanäle.

Luisenstiftung, s. Luise, Königin von Preußen.

Luitpold, Prinz und Regent von Bayern, geb. 12. März 1821, dritter Sohn des Königs Ludwig I., beschäftigte sich vorzugsweise mit dem Militärwesen und bekleidete die Stelle eines Generalfeldzeugmeisters und Generalinspektors der Armee. Als langjähriges Mitglied der Reichsratskammer, als Vorsitzender des Staatsrats und als zeitweiliger Stellvertreter Ludwigs II. stand er den öffentlichen Angelegenheiten nahe. Den Deutsch-Französischen Krieg machte er im Großen Hauptquartier des Königs von Preußen mit. Auch übernahm er zum Zweck einer Annäherung Preußens und Deutschlands an Österreich-Ungarn die erste Vermittelung zwischen den beiderseitigen Monarchen und Kabinetten. Lange Zeit galt L. für streng klerikal.

In den Vordergrund der neuesten bayr. Geschichte (s. Bayern, Bd. 2, S. 581 a) trat L. 1886, als er 10. Juni die Reichsverweserschaft übernahm. Nach dem Tode Ludwigs II. erließ er 14. Juni ein Thronfolge- und Regentschaftspatent und ließ dem Landtag zwei Gesetzentwürfe vorlegen betreffs Übernahme der Regentschaft und Dotation des Regenten. Das Kabinettssekretariat hob er auf und verhandelte mit den Ministern unmittelbar. Am 7. Dez. machte er dem Kaiser Wilhelm einen mehrtägigen Besuch in Berlin. 1887 ernannte er den Freiherrn von Franckenstein zum Präsidenten der Reichsratskammer und nahm 1888 nach dem Tode der beiden Kaiser an der Fürstenversammlung in Berlin 25. Juni teil. 1889 erteilte L. 24. März dem vom Kulturminister von Lutz abgefaßten Antwortschreiben an die bayr. Bischöfe seine Zustimmung, wies einige fernere Überredungsversuche der Ultramontanen zurück und drang durch ein Handschreiben an den Erzbischof Thoma von München 10. Mai 1890 auf die Verlegung des für München geplanten Katholikentages nach einer andern Stadt. In Landau wurde ihm 1892 ein Reiterdenkmal (von Rümann), in Berchtesgaden 1893 ein Bronzestandbild errichtet. Seinen Namen führt jetzt das 3. sächs. Infanterieregiment Nr. 102. L. vermählte sich 14. April 1844 mit der Prinzessin Auguste (gest. 26. April 1864), Tochter des Großherzogs Leopold II. von Toscana, aus welcher Ehe vier Kinder entsprossen sind: die Prinzen Ludwig (s. d.), Leopold (s. d.), Arnulf (geb. 6. Juli 1852, kommandierender Gene-^[folgende Seite]