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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Lungenschrumpfung; Lungenschwindsucht

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Lungenschrumpfung – Lungenschwindsucht

neen und die langgestreckten, nur am Ende mit kleinen Schälchen versehenen, mit langen, spitzen Radulazähnen ausgestatteten, unterirdisch lebenden Raublungenschnecken oder Testacelliden, die in Deutschland nur durch die seltenen kleinen Daudebardien vertreten sind. Alle L. haben einen komplizierten Geschlechtsapparat; die Begattung, bei der die Ruten durch Blutdruck ausgestülpt werden, erfolgt gegenseitig, nur bei den Limnäiden gelegentlich in Kettenform, wie bei manchen Hinterkiemern (s. d.). Die Limnäiden legen den Laich in Gallertbändern ab, die Stylommatophoren sind selten lebendig gebärend, meist legen sie einzelne, häufig durch eine Kalkschale geschützte Eier. Fossile Limnäiden sind mit einer Ausnahme vom Jura an bekannt, Stylommatophoren treten vereinzelt bereits im Carbon, dann wieder zusammenhängend von der Kreide an auf.

Lungenschrumpfung, Lungencirrhose oder Lungeninduration (Cirrhosis s. Induratio pulmonum), ein nicht seltener Ausgang der Lungen- und Rippenfellentzündung, wobei das lufthaltige Lungengewebe in größerm oder geringerm Umfang verödet und durch eine derbe fibröse Narbenmasse ersetzt wird; gewöhnlich ist damit eine mehr oder minder auffallende Einsenkung des Brustkorbes verbunden. Da die L. meist die Folge eines abgelaufenen Krankheitsprozesses ist, so sind gewöhnlich therapeutische Mittel dagegen machtlos.

Lungenschwindsucht (Phthisis pulmonum), der gemeinschaftliche Name für verschiedene Krankheitsprozesse, bei welchen durch weitgreifende Vereiterung oder sonstige Zerstörung des Lungengewebes der Atmungsprozeß und die Blutneubildung derart beeinträchtigt werden, daß schließlich unter allgemeiner Konsumtion des Körpers früher oder später der Tod erfolgt. In den weitaus meisten Fällen handelt es sich hierbei um die sog. tuberkulöse oder bacilläre L., die Lungentuberkulose (Tuberculosis pulmonum), eine infektiöse Krankheit, welche durch die von R. Koch 1882 entdeckten Tuberkelbacillen hervorgerufen und unterhalten wird. Wenn die letztern mit der eingeatmeten Luft in die Lungen gelangen und sich unter gewissen, ihrer weitern Entwicklung günstigen Verhältnissen (blutarmes und schlaffes Gewebe, stagnierende Sekrete, Entblößung der Schleimhaut vom schützenden Epithel u. dgl.) in den Lungenbläschen und deren Umgebung einnisten und vermehren, so bringen sie dort als Entzündungsreiz teils chronische Entzündungen, teils echte Tuberkeln hervor, durch deren pathol. Veränderungen (Verkäsung, Erweichung) das umgebende Lungengewebe zerstört wird. (S. Tuberkulose.) Die L. beginnt meist mit einem Katarrh der Bronchien, besonders in den Lungenspitzen (sog. Spitzenkatarrh), der sich durch schleimigen, oft blutigen oder eiterigen Auswurf, Husten, Brennen und Schmerz auf der Brust u. s. w. kundgiebt und bald in umschriebene Entzündungen des benachbarten Lungengewebes übergeht. Hierbei werden die ausgeschwitzten Produkte derartiger Entzündungen (Eiterkörperchen, Epithelzellen, Rundzellen) nicht rechtzeitig wieder aufgesaugt, sondern eingedickt und in graue, käsige Knötchen umgewandelt, durch deren weitern Zerfall und Erweichung bald kleinere oder größere Höhlen (sog. Kavernen) von der Größe einer Erbse bis zu der einer Mannesfaust entstehen, so daß zuletzt der ganze Lungenlappen durch derartige Erweichungsherde zerstört wird. Während sich dieser zerstörende Vorgang in den Lungen immer weiter ausbreitet, tritt hektisches Fieber hinzu, das mit konsumierenden Nachtschweißen verbunden ist. Es stellt sich Appetitlosigkeit, Abmagerung und Ermattung ein, das Gesicht und die Schleimhäute werden blaß und der Atem, namentlich bei Anstrengungen (Treppensteigen), kurz. Der Auswurf, welcher immer reichlicher und eiteriger wird, läßt unter dem Mikroskop außer den schon frühzeitig vorhandenen Tuberkelbacillen auch die Reste des zerstörten Lungengewebes, insbesondere elastische Fasern, erkennen, häufig enthält der Auswurf auch Blut, ja es kommt selbst zu stärkern Blutungen aus den Lungen. (S. Bluthusten.) Häufig stellt sich auch hartnäckige, oft bis zur völligen Tonlosigkeit gesteigerte Heiserkeit ein, die von tuberkulösen Geschwüren der Kehlkopf- und Luftröhrenschleimhaut herrührt (sog. Luftröhren- oder Kehlkopfschwindsucht); viele Kranke werden auch infolge gleichzeitiger Tuberkulose des Darms von schwer stillbaren Durchfällen geplagt. Übrigens muß ganz ausdrücklich darauf hingewiesen werden, daß der Laie aus den eben angeführten Symptomen, die sich bei den verschiedensten Lungenkrankheiten vorfinden, durchaus nicht die L. mit Sicherheit erkennen kann, sondern daß hierzu eine genaue physik. Untersuchung (durch Besichtigen, Befühlen, Beklopfen und Behorchen) der Brust und die mikroskopische Untersuchung des Auswurfs ganz unerläßlich ist. Die L. ist eine überaus häufige Krankheit, da ihr nahezu zwei Siebentel aller Menschen zum Opfer fallen. Wenn auch nicht in dem hohen Grade gefährlich, wie sich viele vorstellen, insofern eine definitive Heilung mit Stillstand des tuberkulösen Prozesses mit Narbenbildung recht wohl möglich ist, bedarf die L. doch der umsichtigsten, sorgfältigsten Behandlung, soll sie sich nicht gefährlich gestalten. Die L. kann jahrelang andauern und erlöschen oder zum Tode führen, oder auch in einigen Monaten ablaufen (galoppierende Schwindsucht, Phthisis florida). Maßgebend zeigt sich bei der Beurteilung der Schwere des Falls vor allem die Körpertemperatur; selbst geringe Steigerung der Temperatur über die natürliche Höhe (s. Fieber) ist, wenn sie monatelang anhält, von der übelsten Vorbedeutung.

Man kann die L. leichter verhüten als heilen. Eine der wichtigsten Ursachen, welche das Einnisten und Wuchern der Tuberkelbacillen begünstigen, ist die schlechte Ernährung des Körpers, und es zählen hierher alle die Verhältnisse, welche eine solche herbeiführen: schlechte, unzureichende Nahrung, ungesunde Wohnungen, Fabriken und Arbeitsräume, schlechte Stuben- und Kerkerluft, übergroße Anstrengung (namentlich geistige), erschöpfende Umstände aller Art, wie zahlreiche Wochenbetten, langes Säugen der Kinder, geschlechtliche Ausschweifungen, schwerer Kummer, Gram und Sorge; daher bricht die L. so oft mit großer Heftigkeit im Wochenbett aus, und es sterben so viele Tuberkulöse bald nach der Verheiratung. Auch der Tod an «gebrochenem Herzen» ist der Tod an Tuberkulose. Oft bricht sie aus nach erschöpfenden Krankheiten, wie Typhus, Syphilis, Bleichsucht, Zuckerharnruhr u. s. w. Weitere Ursachen liegen in Schädlichkeiten, welche direkt auf die Lungen einwirken. Der Leichtsinn, welcher Lungenkatarrhe vernachlässigen läßt, wird oft mit der Gesundheit oder mit dem Leben bezahlt. Gewisse Gewerbe fördern aus denselben Gründen die L., und man trifft die Krankheit z. B. häufig bei Steinhauern, Schleifern, Cigarrenmachern u. dgl. wegen