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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Luther (Karl Theodor Robert); Luther (Martin)

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Luther (Karl Theodor Robert) – Luther (Martin)

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Luthardt'

«Römerbrief» (Münch. 1880–87, 2. Aufl. 1894), ferner das «Kompendium der theol. Ethik» (Lpz. 1896). Für ein größeres Publikum berechnet sind: die «Apologie des Christentums» (Bd. 1, Lpz. 1804; 11. Aufl. 1889; Bd. 2, 6. Aufl., ebd. 1890; Bd. 3, 4. Aufl., ebd. 1889; Bd. 4, 2. Aufl., ebd. 1880), «Die Kirche nach ihrem Ursprung, ihrer Geschichte, ihrer Gegenwart» (mit Kahnis und Brückner, ebd. 1865; 3. Ausg. 1888), «Gesammelte Vorträge» (ebd. 1870), «Die Kirche in ihrer Bedeutung für das öffentliche Leben» (ebd. 1882), «Zur Einführung in das akademische Leben und Studium des Theologen» (ebd. 1892). Auch hat er mehrere «Predigtsammlungen» (Bd. 1–11, ebd. 1801–92 u. ö.) und «Erinnerungen aus vergangenen Tagen» (ebd. 1889; 2. Aufl. 1891) veröffentlicht. L. übt großen Einfluß durch seine «Allgemeine evang.-luth. Kirchenzeitung» (seit 1868) aus, der seit 1880 das «Theol. Litteraturblatt» und die (eingegangene) «Zeitschrift für kirchliche Wissenschaft und kirchliches Leben» zur Ergänzung dienen.

Luther, Karl Theodor Robert, Astronom, geb. 16. April 1822 in Schweidnitz, studierte in Breslau und Berlin, arbeitete dann unter Encke an der Berliner Sternwarte, bis er 1851 Direktor der Benzenbergschen Sternwarte in Düsseldorf wurde; 1885 erhielt er den Titel Professor. Von den Berliner akademischen Sternkarten bearbeitete L. die Stunde 0 h; besonders bekannt geworden ist er durch die Entdeckung kleiner Planeten, deren er 24 zuerst auffand; auch um die Berechnnng und Wiederauffindung dieser Weltkörper hat er sich verdient gemacht.

Luther, Martin, Begründer des deutschen Protestantismns, geb. 10. Nov. 1483 zu Eisleben, wohin sein Vater, der Bergmann Hans L., aus dem Dorfe Möhra bei Eisenach, und seine Mutter Margarete, geborene Ziegler, gezogen waren. Nach einem halben Jahre siedelte sein Vater nach Mansfeld über. Von L.s drei Brüdern wird nur einer mit Namen genannt, Jakob; die andern starben an der Pest. Seine Schwestern hießen Barbara, Dorothea, Katharina und Marie. Mit diesen Geschwistern wurde L. streng erzogen. Bis zu seinem 14. Jahre besuchte er die Mansfelder Schule, 1497 kam er nach Magdeburg, wo er zu den Brüdern vom gemeinsamen Leben in die Schule ging und durch Kurrendsingen seinen Unterhalt mit erwerben mußte. 1498 ging er nach Eisenach, wo Verwandte wohnten; dort besuchte er die Lateinschule unter dem Rektor Trebonius und wurde von der frommen Frau Ursula Cotta unterstützt. L. bezog 1501 die Universität zu Erfurt, um nach dem Willen seines Vaters Rechtswissenschaft zu studieren. Zunächst jedoch wandte er sich den Humanitätsstudien sowie der scholastischen Philosophie zu. 1505 wurde er Magister.

Da wurde aber teils durch die Bekanntschaft mit einer Bibel, die er auf der Universitätsbibliothek fand, teils durch den plötzlichen Tod eines Freundes, vor allem aber durch eine heftige Krankheit die Vorstellung der menschlichen Unheiligkeit und der göttlichen Strafgerechtigteit so lebendig in ihm angeregt, daß er der heil. Anna das Gelübde that, Mönch zu werden. Am 17. Juli 1505 trat er gegen seines Vaters Willen in das Kloster der Augustiner-Eremiten zu Erfurt. Allein selbst die strengste Ascese befreite ihn nicht von seiner Seelenangst, bis ihn ein alter Ordensbruder auf die Vergebung der Sünden durch den Glauben an Jesum Christum verwies. Diese damals über dem Dringen auf sog. gute Werke beinahe vergessene Lehre brachte Trost ↔ und Licht in L.s Seele, und die Milde, mit welcher Staupitz, sein Ordensprovinzial, ihn behandelte, wirkte ermunternd auf ihn. Staupitz befreite ihn von allen niedern Klosterdiensten und ermahnte ihn zur Fortsetzung seiner Studien. 1507 erhielt L. die Priesterweihe und 1508 durch Staupitz den Ruf als Professor der Philosophie an die neue Universität zu Wittenberg. Doch durfte er auch theol. Vorlesungen halten, seit er 9. Mai 1509 das theol. Baccalaureat erhalten hatte. Zugleich begann er zu predigen. Als er 1511 als Pilger und zugleich in Geschäften seines Ordens in Rom weilte, wurde er durch den Leichtsinn und die Sittenlosigkeit des Klerus tief empört.

Im J. 1512 wurde L. zum Doktor der Theologie promoviert; in seinem Eid als Doctor biblicus sah er die Verpflichtung, die christl. Wahrheit aus der Schrift frei zu erforschen und zu verkündigen. Vom akademischen Lehrstuhle wie von der Kanzel aus, als geistlicher Visitator und als Schriftsteller lehrte er das Bibelwort im streng Augustinischen Sinne. Auf seine Ordensbrüder konnte er um so mehr einwirken, als er 1510 das Generalvikariat des Ordens für Staupitz verwaltete; zugleich ward er 1516 zum Prediger an die Stadtkirche zu Wittenberg berufen. Die Fehde der Reuchlinisten (s. Reuchlin), die eben im Gange war, zerstörte den letzten Rest seiner Achtung für die scholastische Theologie. Zugleich trat er selbst mit einer Reihe volkstümlicher und gelehrter Schriften auf. Zu jenen gehörte die Auslegung der Zehn Gebote, zu diesen seine Auslegung des Römerbriefs, der Psalmen, des Vaterunsers, die Disputationen über die Freiheit des Willens, über die Liebe, Gnade, Rechtfertigung, Buße (1510), die Herausgabe der «Deutschen Theologie», der Sermon von Ablaß und Gnade (1517). Auch begann er bereits mit der Übersetzung biblischer Bücher.

Großes Aufsehen machte es in ganz Deutschland, als er 31. Okt. 1517, gereizt durch Tezels (s. d.) leichtfertigen Ablaßhandel, 95 Sätze über den Ablaß an die Schloßkirche zu Wittenberg anschlug, um zu einer öffentlichen Disputation darüber einzuladen. Weder die Streitschriften des Dominikaners Hogstraaten, des Magister sacri palatii Prierias und des Dr. Eck (s. d.), noch die Vorladung des Papstes nach Rom konnten ihn zum Widerrufe bewegen. Auf Veranlassung des Kurfürsten von Sachsen, Friedrichs des Weisen, unterblieb zwar seine Reise nach Rom; doch mußte er vor dem Kardinal Cajetanus (s. d.) in Augsburg erscheinen (Okt. 1518). Da dieser aber nur auf Widerruf von seiten L.s drang und L.s Freunde befürchteten, er werde ihn heimlich gefangennehmen und nach Rom bringen lassen, floh L. 20. Okt., mit Einlegung einer Appellation «vom übel berichteten an den besser zu unterrichtenden Papst», nach Wittenberg zurück. Hier wiederholte er seine Appellation nunmehr als eine solche an ein allgemeines Konzil (28. Nov.), als Papst Leo X. die bisherige Theorie des Ablasses von neuem (9. Nov.) bestätigt hatte. Durch die Bemühungen des Kammerherrn Karl von Miltitz wurde L. bei einer Zusammenkunft in Altenburg (Jan. 1519) zum Versprechen des Schweigens willig gemacht, wenn seine Feinde schweigen würden. In einem demütigen Briefe bezeugte L. noch einmal dem Papst Leo seine Ergebenheit (3. März 1519). Da regte aber Eck den Streit von neuem auf, indem er Karlstadt (s. d.) zur Disputation in Leipzig (27. Juni bis 16. Juli 1519) aufforderte und auch L. in diese verwickelte. Durch diese

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 393.