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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Lutheraner

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Lutheraner

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Luther (Martin)'

dieses mit dem Alten Testament 1534 und die ganze Bibel überarbeitet 1541. – L. war ein großer Freund der Geselligkeit, wobei er, wie seine Tischreden zeigen, eine kernige und geistreiche Unterhaltung führte. Große Vorliebe hegte er für die Musik, bei der er Erholung suchte. Seine geistlichen Lieder, wie «Ein’ feste Burg», «Wir glauben all’ an einen Gott», «Aus tiefer Not» u. a., von denen zuerst 8 zu Wittenberg 1524, später 89 zu Leipzig 1545 erschienen, zeichnen sich durch tiefe Innigkeit und große Kraft aus. Seine vollkommene Herrschaft über die deutsche Sprache zeigt sich in allen seinen Schriften, namentlich in seiner Bibelübersetzung. Mit ihm begann für die Geschichte der deutschen Sprache ein neuer Zeitraum. (S. Deutsche Sprache, Bd. 5, S. 81a.) L. starb, während er als Schiedsrichter mit der Beilegung einer Streitsache der Mansfelder Grafen beschäftigt war, 18. Febr. 1540 zu Eisleben und wurde in der Schloßkirche zu Wittenberg beigesetzt.

L. war zu einiger Wohlhabenbeit gelangt. Er besaß das Große oder ehemalige Augustinerkloster in Wittenberg, das ihm Johann der Beständige schenkte, ferner das Kleine Kloster, das Vorwerk Wachsdorf und das zwischen Borna und Pegau gelegene Gut Zölsdorf (auch Zöllsdorf oder Zeilsdorf).

Von L.s Kindern wurde Johann, geb. 7. Juni 1526, Rat bei den Söhnen des Kurfürsten Johann Friedrich, trat dann in die Dienste des Herzogs Albrecht von Preußen und starb 28. Okt. 1575 in Königsberg. L.s Tochter Elisabeth, geb. 10. Dez. 1527, starb schon 3. Aug. 1528; seine zweite Tochter Magdalena, geb. 4. Mai 1529, starb 20. Okt. 1542. Sein zweiter Sohn Martin, geb. 7. Nov. 1531, studierte Theologie, nahm aber kein Amt an und starb kinderlos 3. Mai 1565. Der dritte Sohn L.s, Paul, der Stammhalter der Familie, geb. 28. Jan. 1533, wurde Leibarzt bei Johann Friedrich II., dann bei Joachim II., nach dessen Tode bei den Kurfürsten August und Christian von Sachsen, privatisierte dann in Leipzig und starb hier 8. März 1593. L.s dritte Tochter, Margarete, geb. 17.Dez. 1534, starb 1570. Die männliche Nachkommenschaft L.s erlosch mit Martin Gottlob L., der 1759 als Rechtskonsulent in Dresden starb. – Vgl. Nobbe, Genealog. Hausbuch der Nachkommen des Dr. Martin L. (Lpz. 1871).

Am 25. Juni 1868 ward das nach Rietschels Entwurf aufgeführte großartige Lutherdenkmal zu Worms enthüllt. Ähnlich in der Anlage ist das von P. Otto entworfene, von Toberentz vollendete Lutherdenkmal in Berlin (1895 enthüllt). Lutherdenkmäler befinden sich außerdem noch in Wittenberg (von Schadow, 1821), in Möhra (Bronzestatue von Ferd. Müller, 1861), in Eisleben (Erzstatue von Siemering, 1883), in Leipzig (Doppelstatue mit Melanchthon von J. Schilling, 1883), in Dresden (nach Rietschels Originalmodell, 1885), in Magdeburg (von Hundrieser, 1886), in Erfurt (von Schaper, 1890), in Eisenach (von Donndorf, 1895). Friedrich Wilhelm IV. ließ das Wohnhaus L.s in Wittenberg auf Staatskosten ankaufen und eine Schule darin einrichten. Der Rest des gesammelten Geldes bildet das Grundkapital des «Lutherstipendiums» für Theologen. Die vierte Säkularfeier von L.s Geburtstag (10. Nov. 1883) veranlaßte die Gründung einer allgemeinen deutschen Lutherstiftung (s. d.). Auch wurde L. mehrfach zum Helden von Dramen gemacht (s. Lutherfestspiele). ↔

Zu den wichtigsten Ausgaben der Werke L.s gehören aus dem 16. Jahrh. die Wittenberger (deutsch und lateinisch 1539–61), die Jenaer (8 deutsche und 4 lat. Bände, ergänzt von Aurifaber 1556–58), aus dem 17. Jahrh. die Altenburger von Sagittarius (10 Bde., 1661–64) und aus dem 18. Jahrh. die Leipziger (22 Bde., 1729–40). Die Hallesche von Walch (24 Bde., Halle 1740–53) ist die vollständigste (Neudruck von der Missouri-Synode 1880 fg.), die Erlangen-Frankfurter Ausgabe ist die handlichste (deutsche Schriften, 67 Bde., Erlangen und Frankf. 1826–57; Bd. 1–20, 2. Aufl., Frankf. 1862–80; lat. Schriften, 38 Bde., Erlangen, Frankf. und Calw 1829–86). L.s «Briefe, Sendschreiben und Bedenken» gab De Wette (5 Bde., Berl. 1825–28; Bd. 6, von Seidemann, ebd. 1856) heraus, dazu L.s «Briefwechsel», hg. von Burkhardt (Lpz. 1866); ferner begann Enders eine Ausgabe des «Briefwechsels» (Bd. 1, Frankf. a. M. 1884; Bd. 2–5, Calw 1887–93); eine Sammlung von Briefen und Aktenstücken zur Geschichte L.s lieferte Kolde u. d. T. «Analecta Lutherana» (Gotha 1883). L.s «Disputationen, in den J. 1535–45 an der Universität Wittenberg gehalten» gab P. Drews heraus (2 Hälften, Gött. 1895–96). L.s «Tischreden oder Colloquia» wurden nach Aurifabers Ausgabe (Eisl. 1566) neu hg. von Förstemann und Bindseil (4 Abteil., Lpz. 1844–48); in Auswahl u.a. Berlin (2. Aufl.) 1877, «Tischreden aus den J. 1531 und 1532 nach Schlaginhausen» gab Preger heraus (Lpz. 1888); ferner seine «Drei großen Reformationsschriften vom J. 1520» (hg. von Lemme, 2. Aufl., Gotha 1884) und seine «Geistlichen Lieder» (Dresd. 1870); außerdem wurde eine Sammlung seiner kleinern Schriften u. d. T. «Martin L. als deutscher Klassiker» (2 Bde., Frankf. a. M. 1871–74) und eine andere u. d. T. «Martin L., dessen Lehr- und Streitschriften» (Wiesb. 1872), neuerdings «L.s Werke für das christl. Haus" (4 Folgen in 8 Bdn., Braunschw. 1889–92) veranstaltet. Eine «kritische Gesamtausgabe», die alles umfassen soll, erscheint in Weimar seit 1883 (bisher 12 Bde.). – Vgl. die Lebensbeschreibungen L.s von Ukert (2 Bde., Gotha 1817), Pfizer (Stuttg. 1836), Jäkel (Lpz. 1840–46), Genthe (Lpz. und Halle 1841–45), Jürgens («L.s Leben», Abteil. 1: «L. von seiner Geburt bis zum Ablaßstreit», 3 Bde., Lpz. 1846–47), Meurer (3. Aufl., ebd. 1870; dasselbe, Jugend- und Volksausgabe, 3. Aufl., ebd. 1878); Heinr. Lang, Martin L., ein religiöses Charakterbild (Berl. 1870); E. Zittel, Dr. Martin L. (Karlr. 1873); J. Köstlin, Martin L., sein Leben und seine Schriften (2 Bde., Elberf. 1875; 4. Aufl., Berl. 1889); ders., L.s Leben (mit authentischen Illustrationen, Lpz. 1882; 9. Aufl. 1891); Plitt, L.s Leben, vollendet von Petersen (ebd. 1883; 4. Aufl. 1896); Mathesius (3. Aufl., Berl. 1888); Zittel, Dr. Martin L. von 1483 bis 1517 (Karlsr. 1883); Burk, Martin L. (Stuttg. 1883; 3. Ausg. 1888); G. Freytag, Dr. Luther (3. Aufl., Lpz. 1884); Kolde, Martin L. (2 Bde., Gotha 1884–93); Harnack, L.s Theologie (2 Abteil., Erlangen 1862 u. 1886); Franke, Grundzüge der Schriftsprache L.s (Görlitz 1888); Hausrath, Martin L.s Romfahrt (Berl. 1894); Berger, Martin L. in kulturgeschichtlicher Darstellung (2 Tle., ebd. 1895). Über die Luther-Litteratur des Jubiläumsjahres vgl. Theol. Jahresbericht (Lpz. 1884 fg.).

Lutheraner wurden zuerst von Eck und Papst Hadrian VI. die Anhänger der Lutherischen Kirchen-

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 395.