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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Luv - Luxemburg (Großherzogtum)

Luv, in der Sprache der Seeleute der Gegensatz von Lee (s. d.), folglich Luvseite die Seite eines Schiffs, die den Wind zuerst empfängt; daher L. das Kommando an den Steuernden, das Vorderende mehr gegen den Wind zu drehen, d.h. zu luven oder anzuluven. L. gewinnen bedeutet beim Kreuzen das Vorwärtskommen gegen den Wind.

Luvgierig, s. Gieren.

Luvino, Flecken in der ital. Provinz Como,s. Luino.

Luvua, Name des Kongo vor Einmündung des Lualaba.

Lux (lat.), das Licht.

Lux, Friedrich, Komponist, geb. 24. Nov. 1820 zu Ruhla (Thüringen), war Schüler von Friedrich Schneider in Dessau und wurde 1841 Musikdirektor am Dessauer Hoftheater, 1851 Kapellmeister am Mainzer Stadttheater. Er trat 1891 in den Ruhestand und starb 9. Juli 1895 in Mainz. L. ist hauptsächlich durch seine Leitung der Mittelrheinischen Musikfeste und als Komponist mehrerer Opern ("Der Schmied von Ruhla", "Das Käthchen von Heilbronn" u. a.) bekannt geworden. - Vgl. Reißmann, Friedrich L. (Leipz. 1888).

Lux, Wilh., Tierarzt, s. Isopathie.

Luxatio (lat.), Verrenkung (s. d.).

Luxburg, Berg, s. Luisenburg.

Luxembourg (spr. lüxangbuhr), Palast in Paris im S. des Boulevard St. Germain, an der Stelle des von Maria von Medici angekauften Hotels des Herzogs von Piney-Luxembourg, vou Jacques Debrosse 1615-20 erbaut, war bis 1791 fürstl. Residenz, in der Revolution Gefängnis, dann Sitz der Direktorialregierung. 1804 nahm Chalgrin, 1836-44 de Gisors Umbauten vor. Unter dem ersten Kaiserreich wurde er Palast des Senats, später der Pairie, 1852 wieder des Senats. Unter der dritten Republik diente er zuerst den Bureaus der Stadt, später wieder dem Senat. Besonders schön sind der Sitzungssaal, die Salle des Pass-Perdus, die große Galerie mit 12 Fresken und die Kapelle. In einem Seitenbau ist das Museum des L., eine Sammlung von Gemälden und Skulpturen neuerer Meister, die hier bleiben, bis 10 Jahre nach dem Tode des Künstlers entschieden ist, ob seine Arbeiten eines Platzes im Louvre würdig sind. - Vgl. L. Favre, L. récits et confidences sur un vieux palais (Par. 1882); Léonce Benedite, Le Musée du L. (in "Les Musées de France", 1894 fg.).

Luxembourg (spr. lüxangbuhr), Francois Henri de Montmorency, Herzog von, Marschall von Frankreich, geb. 8. Jan. 1628 zu Paris, kam schon früh an den Hof und wohnte 1643 der Schlacht bei Rocroi bei. Als Schüler des großen Condé zeigte er sich auch in der Verwegenheit seiner Feldherrenschaft. In der Schlacht bei Lens 1648 zeichnete er sich so aus, daß ihn Anna von Österreich zum Marechal-de-Camp erhob. In den Unruhen der Fronde (s. d.) hielt er ganz zu Condé. Nach dem Frieden von 1659 erhielt er von Ludwig XIV. Verzeihung und heiratete die Erbin des Hauses L., dessen Namen er annahm (1661). Im Feldzuge von 1667 in Flandern diente er unter Turenne als Freiwilliger, 1668 unter Conde als Generallieutenant in der Franche-Comté. Beim Kriege in den Niederlanden erhielt L. 1672, nachdem der König das Heer verlassen, den Oberbefehl und unternahm Ende Dezember auf dem Eise mit 8000 Mann den kühnen Marsch von Utrecht nach Woerden und von da nach Swammerdam, das er stürmte und in Brand steckte. Im Einverständnis mit Louvois verwüstete er alles, wohin er kam. Im Feldzug von 1674 führte er unter Condé den rechten Flügel des Heers in Flandern und wohnte 11. Aug. der Schlacht bei Senef bei. Nach Turennes Tode wurde er 1675 zum Marschall erhoben und erhielt den Oberbefehl über einen Teil des Heers. Im Herbst 1676 verwüstete er den Breisgau, um die Kaiserlichen von der Franche-Comté abzuhalten, nötigte den Herzog von Württemberg, ihm Mömpelgard einzuräumen, vermochte aber Philippsburg nicht zu entsetzen. Im Feldzug von 1677 schlug er den Prinzen von Oranien 11. April bei Mont-Cassel und nötigte ihn, die Belagerung von Charleroi aufzuheben. Später wurde L. in die große Zauber- und Giftangelegenheit der Voysin verwickelt und 1680 aus Paris verwiesen, durfte aber 1681 wieder bei Hof erscheinen. 1690 gab ihm der König von neuem den Oberbefehl in Flandern. L. schlug 1. Juli den Fürsten von Waldeck bei Fleurus, 4. Aug. 1692 den König Wilhelm III. von England bei Steenkerken und 29. Juli 1693 nochmals entscheidend bei Neerwinden. Den Feldzug endete er 12. Okt. durch die Eroberung von Charleroi. Er erkrankte bei

der Armee und starb 4. Jan. 1695 zu Versailles.

Vgl. Beaurain, Histoire militaire de Flandre (Haag 1758); Mémoire pour servir à l'histoire de maréchal de L. (ebd. 1758); Campagne de Hollande en 1672 (ebd. 1759); Desormeaux, Histoire de la maison de Montmorency, Bd. 4 u. 5 (Par. 1764); Rousset, Histoire de Louvois (4 Bde., 3. Aufl., ebd. 1864 u. ö.).

Luxemburg, selbständiges und neutrales Großherzogtum, Mitglied des deutschen Zollvereins, 1815-66 zum Deutschen Bunde gehörig, bildet ein nach N. zugespitztes Dreieck, grenzt im N. an Belgien und die preuß. Rheinprovinz, im O. an die Rheinprovinz, im S. an Lothringen und an das franz. Depart. Meurthe-et-Moselle und im W. an die belg. Provinz L. und hat einen Flächenraum von 2597,45 qkm.

Oberflächengestaltung und Bewässerung. Geologisch und orographisch zerfällt das Land in zwei scharf voneinander getrennte Teile. Der nördl. Teil, die Ardennen, schlechtweg das Ösling oder Eisling genannt, der Wölz folgend, ist von dem Südabfall der Ardennen und der Eifel erfüllt und in verschiedenen Richtungen von schroff abfallenden Hügelketten (bis 560 m Höhe) überzogen. Er begreift die niedern Lagen des Devon und gehört der paläozoischen Formation an. Der südl. Teil (zwei Dritteile), wegen seiner größern Fruchtbarkeit das Gutland genannt, liegt durchschnittlich 150 m tiefer und gehört mesozoisch der Lothringer Stufenlandschaft an, die sich hier buchtförmig in das Rheinische Schiefergebirge zwischen Taunus und Hunsrück drängt. L. ist von vielen, meist fischreichen Flüssen und Bächen durchzogen, deren bedeutendster, die Sauer mit Alzette (mit Attert), fast das ganze Land zum Rhein entwässert; nur ein schmaler Landstrich im südwestl. Teile wird durch den Bach Korn (Chiers) zur Maas abgeführt. Die Mosel gehört dem Lande nur als Grenzfluß an. (Vgl. die Karte: Belgien und Luxemburg, beim Artikel Belgien.)

Bevölkerung. L. hat (1895) 217 583 (109 282 männl., 108 301 weibl.) E., d. i. 83 auf 1 qkm. Dem Religionsbekenntnis nach waren 215 036 Katholiken, 1316 Evangelische, 49 andere Christen, 1054 Israeliten und 128 ohne oder unbekannter Religion; dem Geburtslande nach 198 767 Inländer, 10 712 Angehörige des Deutschen Reichs, 3520 Bel-^[folgende Seite]