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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Lydischer Stein - Lykabettos

thront wurde. Die pers. Herrscher vernichteten systematisch den alten kriegerischen Geist des Volks, das nun bei dem Reichtum des Landes bald in Üppigkeit und Weichlichkeit verfiel; indes blühte Handel und Industrie noch lange, besonders die Kunst, kostbare Kleider und Teppiche zu fertigen, Wolle zu färben, Erze zu schmelzen; auch die Einführung von Gold- und Silbermünzen und der Gebrauch des sog. Lydischen Steins, d. h. des Kieselschiefers (s. d.), als Probierstein, ging von L. aus. Außerdem trug eine der Haupttonarten der griech. Musik von überwiegend weichem, elegischem Charakter den Namen der Lydischen Tonart (s. Griechische Musik). Von Denkmälern lydischer Kunst aus den Zeiten, wo griech. Geschmack ihre Formen noch nicht bestimmte, sind nur Grabdenkmäler, meist lydischer Könige, in Form runder, oben spitzer Grabhügel, tumuli, erhalten. Jetzt ist L. ein Teil des türk. Wilajets Aïdin. - Vgl. Olfers, Über die lydischen Königsgräber bei Sardes (in den "Abhandlungen der Berliner Akademie der Wissenschaften", 1858); Schubert, Geschichte der Könige von L. (Bresl. 1884); Radet, La Lydie et le monde grec an temps des Mermnades (Par. 1893).

Lydischer Stein, s. Lydien und Kieselschiefer.

Lydische Tonart, s. Griechische Musik und Kirchentöne.

Lydit, s. Kieselschiefer.

Lydtin, August, Tierarzt, geb. 11. Juli 1834 zu Bühl in Baden, studierte zunächst Pharmacie, dann Tierheilkunde an der ehemaligen Tierarzneischule zu Karlsruhe, wo er 1855 als Tierarzt approbiert wurde. Bis 1865 praktischer Tierarzt in Lothringen und Baden, 1865- 71 Bezirkstierarzt in Baden-Baden, machte L. den Feldzug 1870/71 als Oberpferdearzt des 14. Armeekorps mit; er wurde 1871 großherzogl. Hoftierarzt in Karlsruhe und technischer Referent im bad. Ministerium des Innern, 1875 Landestierarzt und 1881 gleichzeitig Referent für Tierzucht. 1878 wurde er zum Medizinalrat, 1886 zum Oberregierungsrat ernannt. Die mustergültige Organisation des Veterinärwesens und der Fleischbeschau in Baden ist im wesentlichen sein Verdienst. Außerdem hat er Hervorragendes auf dem Gebiete der Tierzucht geleistet, namentlich durch die Einführung eines neuen Verfahrens zur Beurteilung des Zuchtviehs. Das Verfahren beruht auf Messungen am Tierkörper, welche mit dem Lydtinschen Meßstock (s. d.) vorgenommen werden. Er schrieb: "Anleitung zur Ausübung der Fleischbeschau" (Karlsr. 1872; 3. Aufl. 1890), "Die Bekämpfung ansteckender Tierkrankheiten durch ein Reichsgesetz" (Berl. 1875), "Mitteilungen über das bad. Veterinärwesen" (Karlsr. 1876 u. 1882), "Die Beurteilung von Zucht-, Nutz- und Preistieren" (1880), "Der Rotlauf der Schweine, seine Entstehung und Verhütung" (gemeinsam mit Schottelius, Wiesb. 1885).

Lydtinscher Meßstock, aus Holz oder Messing hergestelltes Instrument zur Feststellung der Leistungsfähigkeit und des Wertes eines Zucht- oder Nutztiers durch leichte Messung derjenigen Körpermaße, die für die Leistungsfähigkeit der Tiere bestimmend sind. Der Stock hat ausgezogen eine Länge von über 2 m. Auf beiden Seiten ist er samt seinem Auszuge in Centimeter abgeteilt und auf einer Seite kann die Höhe, auf der andern die Länge und Breite des gemessenen Tieres abgelesen werden. Der Auszug des L. M. besteht aus zwei Stücken, einer vierkantigen, graduierten, stabartigen Messinghülse und einem ebensolchen Messingstabe, der in der Hülse steckt. An das Handgriffende des Stabes legt sich im rechten Winkel ein Arm, der dort fixiert werden kann. Ein ebensolcher Arm kann am Zwingenende des Stabes ausgelegt werden, so daß ein sog. Stangenzirkel gebildet wird. Beide Arme sind verschiebbar, so daß jedes beliebige Körpermaß abgegriffen werden kann. - Vgl. Lydtin, Die Beurteilung von Zucht-, Nutz- und Preistieren (Karlsr. 1880).

Lyell (spr. leiěl), Sir Charles, engl. Geolog, Sohn des Botanikers Charles L. (gest. 1849), geb. 14. Nov. 1797 zu Kinnordy in Forfar, studierte bis 1819 in Oxford die Rechtsgelehrsamkeit, widmete sich aber bald ausschließlich geolog. Studien. Er wurde 1823 Sekretär der Geologischen Gesellschaft in London und 1831 Professor der Geologie am King's College. 1848 wurde er zum Ritter, 1864 zum Baronet erhoben. Er starb 22. Febr. 1875. Seine "Principles of Geology" (3 Bde., Lond. 1830-33; 12. Aufl., von Foster, 2 Bde., ebd. 1876; deutsch von K. Hartmann, 3 Bde., Weim. 1841-42) bezeichnen eine Epoche in der Wissenschaft der Geologie (s. d., Bd. 7, S.813 a). L. erklärt darin die Veränderungen der Erdoberfläche aus noch jetzt wirksamen Ursachen, ohne Annahme ganz besonderer Umwälzungen. Später schied er einen Teil von dem Werke als "Elements of geology" (1838) aus, der unter den Titeln "Manual of elementary geology" (1851) und "Student's Elements of geology" (4. Aufl. 1884) erschien. L. machte 1841-42 eine Reise nach Nordamerika, über die er in "Travels in North America. with geological obeservations, etc." (2 Bde., Lond. 1845; 2. Aufl. 1855; deutsch von Wolff, Halle 1846) berichtete. Eine zweite Reise, 1845-46, ist in "A second visit to the United States" (2 Bde., Lond. 1849; 3.Aufl. 1855; deutsch von Dieffenbach, 2 Bde., Braunschw. 1851) beschrieben. Außerordentliches Interesse erregten seine Untersuchungen über Anfang und Alter des Menschengeschlechts in den "Geological evidences of the antiquity of man" (4. Aufl., Lond. 1873; deutsch von Büchner, 2. Aufl., Lpz. 1874). - Vgl. Mrs. Lyell, Life, letters and journals of Sir Cherles L. (2 Bde., Lond. 1881).

Lygaeidae, s. Langwanzen.

Lygier, griech. Namensform für Lugier (s. d.).

Lyginodendron, s. Lepidodendron.

Lygodium Sw., Kletterfarn, Gattung der Farne aus der Familie der Schizäaceen (s. d.) mit gegen 20 Arten, hauptsächlich im tropischen und subtropischen Ostasien und Australien. Einige werden häufig in Gewächshäusern kultiviert und zwar vorzugsweise solche mit windenden Blattspindeln, so z. B. L. scandens Sw. (Südostasien und Australien). Von dem im Boden hinkriechenden Rhizom wachsen die Blätter nach oben und können, da sie fortwährend an ihrer Spitze neue Fiedern bilden, eine Länge bis zu 10 m erreichen. Die Spitze der Blattspindel verhält sich in ihren Bewegungen dabei ganz ähnlich wie die Stengel der windenden Pflanzen bei den Phanerogamen, sie zeigen eine lebhafte Nutation (s. d.) und umschlingen eine ihnen dargebotene Stütze in ziemlich regelmäßigen Schraubenwindungen; da aber die Nutation zeitweise in ihrer Richtung wechselt, so findet man auch bald links-, bald rechtsläufig gewundene Partien.

Lykabettos, schön geformter, steiler Felshügel (277 m), unmittelbar nordöstlich von Athen, mit prächtiger Aussicht über die attische Ebene.