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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Lykanthropie - Lykostomo

Lykanthropie (grch.), s. Werwolf.

Lykaon, nach der griech. Mythologie ein Sohn des Pelasgos und der Meliboia, der Tochter des Okeanos, oder der Kyllene, und ein König in Arkadien, welcher die Stadt Lykosura erbaute. Von mehrern Frauen waren ihm 50 Söhne geboren. Als Zeus einst, um sie zu prüfen, in dürftiger Gestalt zu ihnen kommt, schlachten sie einen einheimischen Knaben und setzen das Fleisch dem Gotte vor. Dieser tötet, über den Frevel erzürnt, L. samt seinen Söhnen durch den Blitz. Nur der jüngste, Nyktimos, wird auf Bitten der Ge gerettet. Nach Ovid setzt L. selbst dem Zeus, welcher, um sich von der Verdorbenheit des Menschengeschlechts zu überzeugen, auf die Erde gekommen ist, mit Menschenfleisch gemischte Speisen vor und wird deshalb von dem Gott in einen Wolf verwandelt. Infolge des von L. oder seinen Söhnen begangenen Frevels bricht später die Deukalionische Flut über die Erde herein.

Lykaonien, öde und unfruchtbare Landschaft in Kleinasien, mit der Hauptstadt Iconium; sie wurde östlich von Kappadocien, nördlich von Galatien, westlich von Phrygien und Pisidien, südlich von Cilicien begrenzt und erhielt der Sage nach den Namen von dem König der Arkadier, Lykaon (s. d.). Die Perser vermochten das Land nicht zu bezwingen, und auch in späterer Zeit machte es den Macedoniern, Syrern und Römern als Zufluchtsort für Räuberbanden viel zu schaffen.

Lykeion, s. Athen (Bd. 2, S. 21 b).

Lykeios, ein Beiname des Apollon (s. d.), bedeutete wohl ursprünglich der Gott des Lichtes, doch wurde er auch mit dem Symbol des Wolfes (Lykos) oder mit Lykien in Verbindung gebracht.

Lykeri, der höchste Gipfel des Parnasses (s. d.).

Lykia, Lykien, s. Lycien.

Lykische Sprache, s. Lycische Sprache.

Lyko ..., Artikel, die man hier vermißt, sind unter Lyco... zu suchen.

Lykomedes, König der Doloper auf Skyros, s. Achilleus und Theseus.

Lykomiden, Priestergeschlecht, s. Lykos.

Lykophron, griech. Grammatiker und Trauerspieldichter, geb. um 270 v. Chr. zu Chalkis in Euböa, lebte meist am Hofe des Ptolemäus Philadelphus zu Alexandria und ist der Verfasser eines unter dem Namen "Kassandra" (richtiger "Alexandra") bekannten Melodramas in Jamben, worin jene Seherin den Untergang Trojas und die Schicksale aller darein verflochtenen Helden weissagt. Dieses wegen seiner vielen dunkeln Anspielungen und seiner gesuchten Sprache schwer verständliche und von mytholog. Gelehrsamkeit strotzende Gedicht ist ein sehr charakteristisches Produkt der sog. Alexandrinischen Schule. L. gehört zu der sog. Pleias (s. d.). Ausgaben, zugleich mit dem griech. Kommentar von Isaak und Johannes Tzetzes, besorgten Potter (Oxf. 1697; 2. Aufl. 1702), Sebastiani (Rom 1803); eine neue Textrecension Bachmann (Bd. 1, Lpz. 1830), Kinkel (ebd. 1880), Scheer (Bd. 1, Berl. 1881); eine Ausgabe mit Übersetzung und Anmerkungen C. von Holzinger (Lpz. 1895); eine Ausgabe des Kommentars des Tzetzes Chr. Gottfr. Müller (3 Bde., ebd. 1811). - Vgl. von Wilamowitz, De Lycophronis Alexandra (Greifsw. 1884).

Lykopodinen oder Lycopodiaceen im weitern Sinne, Abteilung der Gefäßkryptogamen (s. d.), die außer den Lycopodiaccen (s. d.) im engern Sinne nur noch die Familie der Isoetaceen (s. d.) einschließt. Die L. unterscheiden sich von den übrigen Gefäßkryptogamen hauptsächlich durch ihren Habitus; die Blätter sind verhältnismäßig klein, nicht in Blattstiel und Spreite gegliedert und sitzen an den Stengeln ziemlich dicht beisammen, so daß viele L. fast das Aussehen von größern Laubmoosen haben. Die Stengel besitzen meist eine ziemliche Längenausdehnung und sind ebenso wie die Wurzeln gewöhnlich dichotomisch verzweigt. Die Sporangien entstehen in der Regel entweder auf der Oberseite der Blätter oder in der Achsel derselben. Bei manchen L. finden sich nur einerlei Sporen (homospore L.), bei andern dagegen Makrosporen und Mikrosporen (heterospore L.). Zu den erstem gehören von den jetzt lebenden Formen nur die Lycopodiaceen im engern Sinne (mit Ausnahme der Selaginellen), mit der Gattung Lycopodium (s. d.) und einigen andern, die kein allgemeines Interesse haben. Zu den heterosporen L. gehören Selaginella (s. d.) und Isoëtes (s. d.). Bei der erstern Gruppe kannte man lange nur die sporenerzeugende Generation; erst in den letzten Jahren hat man auch, wenigstens für einige Arten der Gattung Lycopodium, die geschlechtliche Generation, die Prothallien, aufgefunden. Von den heterosporen Formen sind die Prothallien schon längere Zeit bekannt.

Während die jetzt lebenden Arten aus der Familie der L. nur niedrige krautartige Gewächse darstellen und nur einen sehr geringen Teil der gesamten Gefäßpflanzen ausmachen, waren die L. in der Steinkohlenzeit durch zahlreiche baumartige Formen vertreten und nahmen als solche hervorragenden Anteil an den Waldbildungen jener Zeit. Die ersten Spuren finden sich bereits im Devon, doch erst in der Carbonflora erlangten sie eine bedeutende Ausdehnung. Es gehören hierher vor allem die Lepidodendren (s. Lepidodendron), ferner die Pflanzenreste, die unter dem Namen Lycopodites beschrieben werden und höchst wahrscheinlich auch die als Sphenophyllum (s. Tafel: Petrefakten der Paläozoischen Formationsgruppe III, Fig. 17, beim Artikel Paläozoische Formationsgruppe) bezeichneten; die beiden letztern Gattungen stellten jedenfalls kraut- oder strauchartige Formen dar. Nach neuern Untersuchungen sind wohl auch die Sigillarien zu den L., speciell zu den Isoetaceen zu rechnen, denn sowohl die Form ihrer Sporen als das Vorkommen an den als Sigillariostrobus bezeichneten Fruchtständen spricht dafür, daß sich diese baumartigen Formen der Steinkohlenzeit am nächsten den jetzigen Isoeten anreihen lassen. (S. Sigillaria.)

Lykoreia, der höchste Gipfel des Parnasses (s. d.).

Lykos (d. i. der Lichte oder der Wolf), Sohn des Pandion, Bruder des Aigeus, Pallas und Nisos, ein attischer Heros, der mit seinen Brüdern gegen die Metioniden in Athen zog, sie vertrieb und als Siegesbeute den vierten Teil Attikas, die sog. Diakria, mit der Tetrapolis und den dortigen apollonischen Heiligtümern erhielt. Er wurde jedoch von Aigeus vertrieben und flüchtete zu Sarpedon in das Land der Tremilen, das der Sage nach von ihm den Namen Lykien erhielt. Er galt für den Stammvater der Lykomiden (Lykomeden), eines Priestergeschlechtes der Mysterien. Nach ihm war das Lykeion in Athen benannt. - L., Bruder des Nykteus, s. Antiope.

Lykostomo (d. i. Wolfsrachen), s. Tempe (Thal).