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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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M (Buchstabe)

trat 1852 offen zu den Tories über, in deren Interesse er auch für Herefordshire ins Parlament gewählt wurde. Obgleich die Kunst der Debatte ihm fremd blieb, zeichnete er sich durch sorgsam studierte Reden im Sinne des entschiedenen Toryismus aus. Als 1858 ein konservatives Ministerium unter Graf Derby ans Ruder kam, wurde L. nach dem Rücktritt Ellenboroughs Staatssekretär für die Kolonien, welches Amt er bis zur Auflösung des Ministeriums (Juni 1859) bekleidete. Aber auch während dieser Zeit setzte er die litterar. Thätigkeit mit ungeschwächter Energie fort. Auf "My novel" (4 Bde., Lond. 1853), worin er an die "Caxtons" anknüpfte, folgte der kunstvoll angelegte Roman "What will he do with it?" (4 Bde., ebd. 1858) und "A strange story" (3 Bde., ebd. 1861), worin er spiritistischen Ideen Ausdruck gab, wie in "Zicci" und "Zanoni" u. a. Eine Sammlung seiner Beiträge zu Zeitschriften erschien als "Caxtoniana" (2 Bde., Lond. 1863). Bei der Bildung des zweiten Ministeriums Derby 1866 wurde L. als Baron L. of Knebworth ins Oberhaus erhoben. Wegen eines schmerzhaften Ohrenleidens, das schließlich in fast vollständige Taubheit ausartete, zog er sich seitdem mehr und mehr von der Politik zurück. Während der letzten Lebensjahre erschien: "The lost tales of Miletus" (Lond. 1866), "The odes and epodes of Horace. A metrical translation" (ebd. 1869; 2. Aufl. 1872), die Komödie "Walpole" (ebd. 1869), eine umgearbeitete Ausgabe von "King Arthur" (ebd. 1870), der anonyme mystische Roman "The coming race" (ebd. 1871; 6. Aufl., ebd. 1872) und der Roman "Kenelm Chillingly" (3 Bde., ebd. 1873). L. starb 18. Jan. 1873 auf seiner Villa bei Torquay und wurde 25. Jan. in der Westminsterabtei begraben. Aus seinem Nachlasse veröffentlichte sein Sohn den Roman "The Parisians" (4 Bde., Lond. 1873), "Speeches of Lord L." (2 Bde., ebd. 1874) sowie "Pausanias the Spartan" (ebd. 1876). Eine Gesamtausgabe von L.s Werken lieferte die "Knebworth Edition" (38 Bde., Lond. 1873-75) u. a. L.s Werke wurden in fast alle lebenden Sprachen übersetzt. Die Vorzüge L.s vor andern engl. Romanschriftstellern sind namentlich ebenmäßig ausgearbeitete und reine Diktion, philos. Durchdringung des Stoffs und das Streben, ein Thema vollkommen zu erschöpfen. Feine Beobachtungsgabe, geistreicher Ausdruck, psychol. Blick und Reichtum der Erfindung sind ihm nirgends abzusprechen; aber an Mannigfaltigkeit der Charakteristik wie an Wahrscheinlichkeit in der Darstellung des Lebens steht er hinter andern Meistern des engl. Romans zurück. L.s Biographie, doch noch unvollendet ("Life of E. B., Lord L.", 2 Bde., Lond. 1883-84), schrieb sein Sohn (s. unten); vgl. J. ten Brink, Lord Edwards Bulwer L. (Leid. 1882).

Seine Gattin Rosina, Lady Bulwer, die Tochter Francis Wheelers zu Limerick und Enkelin des Lord Massey, wurde 4. Nov. 1802 geboren und verheiratete sich 29. Aug. 1827 mit L. Sie schrieb anfangs Journalalartikel, erst infolge ehelicher Zerwürfnisse, die schließlich zur Trennung führten, wurde sie zu größern Arbeiten veranlaßt. Der Roman "Cheveley, or the man of honour" (3 Bde., Lond. 1839; deutsch von Pfizer, Stuttg. 1839) machte Aufsehen durch die darin auftretenden Persönlichkeiten, wäbrend "Miriam Sedley" (3 Bde., Lond. l849) gelungene Schilderungen gesellschaftlicher Zustände aufzeichnen. In "Behind the scenes" (Lond. 1854) und "The world and his wife" (ebd. 1858) behandelte sie dasselbe Thema. Sie starb 12. März 1882 zu Upper-Sydendam. - Vgl. Louisa Devey, Life of Rosina, Lady L. (Lond. 1887).

Der einzige Sohn L.s, Edward Robert Bulwer, zweiter Baron L., geb. 8. Nov. 1831, betrat 1849 die diplomat. Laufbahn und ward, nachdem er als Attaché und Legationssekretär thätig gewesen war, 1874 zum Gesandten in Lissabon ernannt. Im April 1876 berief Disraeli ihn zum Vicekönig von Indien. Als solcher proklamierte er 1. Jan. 1877 die Königin Victoria als Kaiserin von Indien und setzte den Krieg gegen Afghanistan 1878-79 in Scene. Nachdem er noch kurz vor dem Rücktritt Beaconsfields zum Earl erhoben worden war, legte er seinen Posten nieder. Nach seiner Rückkehr nach England beteiligte er sich öfter in hochkonservativem Sinne an den Debatten des Oberhauses. 1887 wurde er zum Gesandten in Paris ernannt und starb 24. Nov. 1891 daselbst. Als Schriftsteller trat Earl L. unter dem Namen Owen Meredith mit den Dichtungen "Clytemnestra, the Earl's return, and other poems" (Lond. 1855) auf, die Einfluß Tennysons und Brownings zeigen und, wie auch "The Wanderer, a collection of poems in many lands" (ebd. 1859; neue Aufl. 1893), durch Gedankenfülle und schönen Versbau ansprechen. Weniger gelungen ist die Erzählung "Lucile (Lond. 1860). Hierauf erschien der Roman "The ring of Amasis, from the papers of a German physician" (2 Bde., Lond. 1863), der an die mystischen Romane seines Vaters erinnert. Unter seinem wirklichen Namen erschienen die histor. Gedichte "Chronicles and characters" (2 Bde., Lond. 1867), das nach dem Polnischen bearbeitete Drama "Orval, or the fool of time" (ebd. 1869) und "Fables in song" (2 Bde., ebd. 1874). Im Epos "Glenaveril, or the metamorphoses" (6 Tle., 1885) ahmte er Byrons "Don Juan" nach.

M.

M, der 13. Buchstabe des semit. und griech., der 12. des lat. Alphabets, besteht in der ältesten semit. Inschrift nicht aus einem Zickzack von vier, sondern von fünf Strichen, deren erster länger ist als die andern. Dieses fünfstrichige M ist in den ältesten griech. Inschriften wesentlich auf Kreta beschränkt, in den italischen dagegen häufiger nachzuweisen. Die Römer haben das fünfstrichige nur in der ältesten Zeit gebraucht, später nur in der Abkürzung ^[img] oder M' für Manius im Gegensatz zu M = Marcus. Stets hatten im Altertum der Anfang- und der Endstrich eine schräge Richtung (^[img]). Im jüngern griech. Zahlensystem bedeutet µ = 40; im lateinischen ist M der Anfangsbuchstabe von Mille (1000), und dies mag mitgewirkt haben in Bezug auf die Bildung des Zahlzeichens M = 1000, entstanden ist es aber