Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Madonna; Madras

448

Madonna - Madras

in Dorpat bezogen sich vorwiegend auf die Doppelsterne und die Eigenbewegungen der Fixsterne und daraus schloß er auf eine Centralgruppe (s. Centralsonne), um welche sich das ganze Fixsternsystem drehen sollte. Er veröffentlichte: "Der Wunderbau des Weltalls oder populäre Astronomie" (Berl. 1811; 8. Aufl., Straßb. 1885), "Beobachtungen der Sternwarte zu Dorpat", Bd. 9-16 (Dorp. 1812-66), "Die Centralsonne" (1. u. 2. Aufl., ebd. 1846), "Untersuchungen über die Fixsternsysteme" (2 Bde., Mitau 1847-48), "Beiträge zur Fixsternkunde" (Haarlem 1855), eine gekrönte Preisschrift, "Die Eigenbewegungen der Fixsterne" (Dorp. 1856), "Der Fixsternhimmel" (Lpz. 1858), "Reden und Abhandlungen über Gegenstände der Himmelskunde" (Berl. 1870), "Geschichte der Himmelskunde" (2 Bde., Braunschw. 1872-73).

Madonna (ital., "meine Herrin") wird vorzugsweise die Jungfrau Maria genannt, entsprechend der deutschen Bezeichnung Unsere Liebe Frau, der franz. Notre Dame; sodann die malerische oder plastische Darstellung derselben mit dem Jesuskinde, zum Unterschiede von der Heiligen Familie (s. d.), von der Mater dolorosa (s. d.) und den sonstigen Darstellungen aus ihrem Leben, wie Geburt, Vermählung, Unbefleckte Empfängnis, Verkündigung, Heimsuchung, Himmelfahrt (s. d.) u.a. (S. Maria, die Mutter Jesu.) Nach der Legende soll der Evangelist Lukas das erste Bild der M. mit dem Kind und zwar nach dem Leben gemalt haben. Die ersten Madonnenbilder finden sich in den christl. Katakomben, so z. B. aus der Mitte des 2. Jahrh. n. Chr. in der Katakombe der heil. Priscilla bei Rom. Seit dem 5. Jahrh. wurden die Madonnenbilder, besonders in der byzant. Malerei, häufiger; in diese schematisch sich wiederholenden Bildwerke brachte erst in der 2. Hälfte des 13. Jahrh. Cimabue (s. d.) lebensvolle Bewegung und Empfindung. Von da ab haben dann alle großen Meister der klassischen ital., span. und nordischen Kunst die M. zu einem Hauptgegenstand ihrer Darstellungen gemacht und sich in den verschiedensten Auffassungsweisen bewegt. So erscheint Maria als liebende Mutter oder das Kind anbetend (in Landschaft, im Rosenhag u. s. w.), in der Glorie auf Wolken schwebend, als Himmelskönigin auf dem Throne sitzend.

Unter den Malern der klassischen Zeit nehmen hinsichtlich der Zahl und Bedeutung der Madonnenbilder die Italiener den ersten Rang ein. Bei einer Aufzählung kommen vor allem diejenigen M. in Betracht, die man in der Kunstgeschichte mit einer nähern Bezeichnung zu versehen pflegt: so: die M. mit dem Granatapfel von Giov. Bellini (London, Nationalgalerie), eine thronende M. von demselben (Venedig, Kirche dei Frari; s. Tafel: Italienische Kunst VI, Fig. 3); die M. della Cesta (London, Nationalgalerie), M. del Latte (Petersburg, Eremitage), M. della Scala (Parma, Palazzo della Pilotta), La Zingarella oder M. del Coniglio (Neapel, Museum), sämtlich von Correggio; M. della Rondine von Crivelli (London, Nationalgalerie), M. mit Heiligen von Fra Bartolommeo (Dom zu Lucca; s. Tafel: Italienische Kunst VII, Fig. 7), M. della Vittoria von Mantegna (Paris, Louvre), M. mit dem grünen Kissen von Andrea Solario (ebd.), M. della Catina von Giulio Romano (Dresdener Galerie), M. del Sacco (Florenz, Sant' Annunziata) und M. di San Francesco (ebd., Tribuna der Uffizien) von Andrea del Sarto; Zigeunermadonna (Wien, Hofmuseum) und die M. des Hauses Pesaro (Venedig, Kirche dei Frari) von Tizian. Die vollendetsten Madonnenbilder schuf Raffael, in denen teils das Ideal der reinsten Mutterliebe, teils das Ideal weiblicher Schönheit vorherrscht, bis er in der Sixtinischen M. die herrlichste und tiefsinnigste Darstellung der Mutter Gottes erreichte. Zu seinen bekanntesten, mit besonderer Bezeichnung versehenen Madonnenbildern gehören: M. aus der Sammlung Solly (Berlin, Museum), M. Conestabile (Petersburg, Eremitage), M. del Granduca (Florenz, Palast Pitti), M. Tempi (München, Alte Pinakothek), M. im Grünen (Wien, Hofmuseum), M. mit dem Stieglitz (Florenz, Tribuna der Uffizien), La belle jardinière (Paris, Louvre), Vierge au linge oder au diadème (ebd.), M. Aldobrandini (London, Nationalgalerie), M: ^[richtig: M.] della Sedia (Florenz, Palast Pitti), M. della Tenda (München, Alte Pinakothek), M. del Pesce (Madrid, Prado-Museum), M. col divino amore (Neapel, Nationalmuseum); ferner M. mit Heiligen: Sixtinische M. (Dresdener Galerie; s. die Tafeln beim Artikel Raffael Santi), M. del Baldacchino (Florenz, Palast Pitti), M. di Foligno (Rom, Vatikan).

Außerhalb Italiens schufen hervorragende Madonnenbilder die deutschen Meister Wilhelm von Köln, Stephan Lochner, Martin Schongauer (s. Tafel: Deutsche Kunst VI, Fig. 1), Holbein der Jüngere (s. die Tafel beim Artikel Holbein), Dürer, sowie die Niederländer Jan van Eyck, Qu. Massys, Rubens, A. van Dyck, in Spanien Murillo. Auch die modernen Maler haben sich mit der Darstellung der M. beschäftigt; so die Deutschen Overbeck, Veit, Schraudolph, Deger, K. Müller, Plockhorst, Th. Grosse, Defregger, Gabriel Max, Bodenhausen.

Unter den ältern plastischen Darstellungen der Maria ist, außer den an Kirchenportalen (z. B. am Dom zu Florenz, von Giov. Pisano) angebrachten Madonnenstatuen, die Marmorgruppe der M. mit dem Kinde in der Liebfrauenkirche zu Brügge und die um die Wende des 15. Jahrh. entstandene, ehedem zu einer Crucifixgruppe gehörende Holzstatue der Maria im Germanischen Museum zu Nürnberg hervorzuheben. (S. die beigefügte Tafel: Trauernde Maria.) - Vgl. Grnyer, Les vierges de Raphaël et l'iconographie de la Vierge (3 Bde., Par. 1869); A. Schultz, Die Legende vom Leben der Jungfrau Maria und ihre Darstellung in der bildenden Kunst des Mittelalters (Lpz. 1878); Erkl, Die M. als Gegenstand christl. Kunstmalerei und Skulptur (Brixen 1883); Fäh, Das Madonnenideal in den ältern deutschen Schulen (Lpz. 1884); von Schreibershofen, Die Wandlungen der Mariendarstellungen in den Bildern der Kunst (Heidelb. 1886); Baumbach, Die Madonnendarstellung in der Malerei (2. Aufl., Dresd. 1896).

Madonna del Monte, Wallfahrtsort bei Varese (s. d.)

Madonna di Campiglio (spr. -pilljo), Luftkurort in der österr. Bezirkshauptmannschaft und dem Gerichtsbezirk Tione in Tirol, ehemaliges Hospiz, in 1553 in Höhe, am Fuße des Monte-Spinale, zwischen der Brenta- (3176 m) und Presanellagruppe (3566 m), hat ein großes Hotel und ist als Sommerfrische beliebt (jährlicher Besuch 1200 Personen). - Vgl. Kuntze und Pfeiffer, M. d. C. und seine Umgebung (Reichenberg i. B. 1894).

Madras. 1) Präsidentschaft des Indobritischen Reichs (amtlich: the Presidency of Fort Saint George), umfaßt den südl. Teil der Vorderindischen Halbinsel mit den Küstenländern Malabar und Süd-^[folgende Seite]