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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Magen; Magenatonie; Magenbiesfliegen; Magenblutung; Magenbrei; Magenbremsen; Magenbrennen; Magendie

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Magen - Magendie

Kirche und ein Spital baut und Kranke pflegt. In eben dieses Spital gelangt Peter, nachdem er wieder frei geworden, und nun erst werden die Liebenden vermählt. Aus der M. genannten Insel wurden beide begraben. Die Kirche steht noch. Diese Sage soll ein Stiftsherr dieser Kirche, Bernard de Trivies, im 12. Jahrh. in provencal. Versen behandelt haben; doch ist diese Angabe wahrscheinlich nur eine Erfindung, durch die sich der Verfasser des franz. Prosaromans von 1457 (gedruckt 1480) den Glauben sichern wollte. Dieser Roman wurde in fast alle europ. Sprachen übersetzt. Das deutsche Volksbuch "Von der schönen Magelona", durch Magister Veit Warbeck bearbeitet, erschien zuerst zu Augsburg 1536 und wurde in Simrocks und Schwabs "Deutschen Volksbüchern" erneuert; dramatisiert wurde die Sage von Hans Sachs, Sebast. Wild u. a.; Tieck hat sie in "Leberechts Volksmärchen" (später auch in den "Phantasus" aufgenommen) gar zu sehr ins lyrisch Verschwommene umgesetzt.

Magen (Ventriculus, Stomachus), die sackartige Erweiterung des Verdauungskanals zwischen der Speiseröhre und dem Dünndarm, in der die Nahrungsmittel längere Zeit zurückgehalten, mit dem Magensaft innig gemischt und dadurch zum großen Teil gelöst und resorbiert werden. Der M. liegt quer im obern Teile der Bauchhöhle unmittelbar unter dem Zwerchfell hinter der sog. Magengrube und wird auf der rechten Seite zum Teil vom linken Leberlappen bedeckt. Unter ihm liegt das mittlere Stück des Quergrimmdarms, hinter ihm die Bauchspeicheldrüse, links die Milz. Die in der Mittelebene des Körpers gelegene Speiseröhre mündet nicht in das äußere linke Ende des M., sondern mehr rechts, so daß links von der Eingangsöffnung des M., dem sog. Magenmunde (cardia), noch ein blindsackförmiges Stück des M., der Magengrund (fundus ventriculi), gelegen ist. (S. die Tafel: Die Baucheingeweide des Menschen I, 1-4.) An der in den obern Teil des Dünndarms (Zwölffingerdarm) führenden Öffnung des M. befindet sich ein starker, ringförmiger Muskel, welcher die Öffnung zu verschließen im stande ist; er bildet den sog. Pförtner (pylorus). In natürlicher Lage hat der M. des Menschen annähernd eine halbmondförmige Gestalt, mit nach unten gerichteter Krümmung. Der untere Magenrand ist länger als der obere und wird die größere Krümmung (curvatura major) genannt, der obere Rand heißt die kleinere Krümmung (curvatura minor). Die mittlere Länge des M. beträgt beim Erwachsenen 25-30 cm, seine Breite 9-12 cm, so daß er 3-5 l Flüssigkeit zu fassen vermag. Die Häute des M. bestehen wie die des ganzen übrigen Darms (s. d.) aus einem äußern zarten serösen Überzug, welcher einen Teil des Bauchfells bildet, einer mittlern, aus längs und aus quer verlaufenden Fasern bestehenden Muskelschicht und einer innern, sammetartig weichen blutgefäßreichen Schleimhaut, der sog. Magenschleimhaut, als deren wichtigster Bestandteil die zahllosen Lab- oder Pepsindrüsen (glandulae digestivae), kleinste einfache cylindrische Schläuche, hervorzuheben sind, von welchen das wirksame Sekret des M., der Magensaft (succus gastricus), abgesondert wird. Die Absonderung des Magensaftes erfolgt nur auf reflektorischem Wege. Bei leerem M. findet keine Absonderung statt; sobald aber Nahrungsstoffe eingeführt werden, rötet sich infolge stärkern Blutzuflusses die vordem blasse Magenschleimhaut sehr lebhaft und der dünne saure Magensaft tritt tropfenweise hervor. Die Nerven des M. stammen vom zehnten Gehirnnerven (dem Vagus, s. Gehirn, Bd.7, S. 678 a) und dem Sympathicus nervus (s. d.). Die größern Blutgefäße des M., die sog. Kranzadern, entspringen aus der kurzen Baucharterie (Arteria coeliaca); seine Venen ergießen ihr Blut in die Pfortader (s. d.). Lymphgefäße sind in der Magenschleimhaut reichlich vorhanden.

Die verschluckten Speisen verweilen im M. längere Zeit (nach einer vollen Mahlzeit mehrere Stunden) und erleiden hier diejenige wichtige Veränderung, welche man als Magenverdauung bezeichnet. Bei derselben werden die Eiweißkörper und das leimgebende Gewebe aufgelöst und so zur Aufsaugung vorbereitet, die selbst mittels der Lymphgefäße des M. erfolgt. Seine eigentümliche Wirkung verdankt der Magensaft einem sog. Ferment, dem Pepsin, welches seine Thätigkeit jedoch nur unter Mitwirkung der im Magensaft zugleich vorhandenen freien Säure (Milchsäure, Salzsäure) entfaltet. Die Verdauungsprodukte der Eiweißkörper heißen Peptone. Beim Austritt aus dem M. bildet die unveränderte Speisemasse einen dünnen, sauren Brei, den Speisebrei oder Chymus (s. d.), welcher im Dünndarm weitern chem. Umwandlungen anheimfällt. Die Einwirkung des Magensaftes auf alle tierischen Substanzen ist so stark, daß durch ihn der M. des lebenden Tieres selbst verdaut werden würde, wenn er nicht beständig durch das in den Haargefäßen der Magenschleimhaut cirkulierende alkalische Blut neutralisiert würde; in den Leichen dagegen, in welchen diese Neutralisation fehlt, findet sich der M. mitunter durch seine eigene Thätigkeit zerstört (s. Magenerweichung).

Von der beschriebenen Form ist der M. bei allen Säugetieren, mit Ausnahme der Zweihufer (Wiederkäuer), die vier hintereinander gelegene M. haben (s. Wiederkäuer), der Schlankaffen und Kängurus. Bei den körnerfressenden Vögeln hat der M. kräftige Muskelwandungen und ist mit zwei festen hornigen Reibplatten versehen, die der mechan. Bearbeitung der vorher erweichten Nahrungsmittel dienen.

Magenatonie, s. Magenerweiterung.

Magenbiesfliegen, s. Magenbremsen.

Magenblutung, der Austritt von Blut aus den Blutgefäßen des Magens und die Entleerung des ergossenen Blutes durch Erbrechen oder durch den Stuhlgang. (S. Blutbrechen und Magengeschwür.)

Magenbrei, s. Chymus.

Magenbremsen, Magenbiesfliegen (Gastrophilus), Gattung der Biesfliegen. Die Weibchen legen ihre Eier an die Haare der Pferde ab. Die auskriechenden Larven kitzeln durch ihre Bewegungen das Pferd, veranlassen es zum Lecken, hängen sich an die Zunge und gelangen so in das Maul und in den Magen, wo sie sich festhaken und etwa zehn Monate verbleiben, bis sie erwachsen sind und mit dem Kote abgehen, um sich in der Erde zu verpuppen. Wenn die Larven in Menge auftreten, können sie bei dem Pferde schwere Erkrankungen, selbst den Tod veranlassen. Fast über die ganze Erde verbreitet ist die große Magenbremse (Gastrophilus equi F., s. Tafel: Insekten III, Fig. 5, a Ei, b, c Larven in verschiedenen Entwicklungsstadien, d Puppe, e Fliege).

Magenbrennen, s. Sodbrennen.

Magendie (spr. maschängdih), François, franz. Physiolog, geb. 15. Okt. 1783 zu Bordeaux, studierte