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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Magendouche; Magenentzündung; Magenerweichung; Magenerweiterung; Magenfistel; Magengegend; Magengeschwür

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Magendouche - Magengeschwür

in Paris, wurde Arzt am Hôtel-Dieu und 1831 Professor am Collège de France. Er starb 7. Okt. 1855 zu Sannois bei Paris. M. erwarb sich besonders Verdienste um die Experimentalphysiologie und förderte die Physiologie sowie die Pathologie durch zahlreiche wichtige Entdeckungen. Er schrieb: "Précis elémentaire du physiologie" (2 Bde., Par. 1816; 4. Aufl. 1836; deutsch von Heusinger, 2 Bde., Eisenach 1834-36, und von Elsässer, 3. Aufl., 2 Bde., Tüb. 1834-36), "Formulaire pour la préparation et l'emploi de plusieurs nouveaux médicaments" (Par. 1821; 9. Aufl. 1836; deutsch von Kunze, 6. Aufl., Lpz. 1831), "Leçons sur les phénomènes physiques de la vie" (4 Bde., Par. 1836-42; deutsch von Baswitz, 2 Bde., Köln 1837), "Leçons sur les fonctions et les maladies du système nerveaux" (2 Bde., Par. 1839; deutsch von Krupp, Lpz. 1841), "Recherches physiologiques et cliniques sur le liquide céphalorachidien ou cérébro-spinal" (Par. 1842). - Vgl. Claude Bernard, Magendie (Par. 1856); Flourens, Eloge historique de M. (ebd. 1858).

Magendouche, ein Apparat, bestehend aus einer Magensonde (s. d.) und einem mit dieser durch einen Kautschukschlauch in Verbindung stehenden Glastrichter oder Irrigator (s. d.), wird zum Ausspülen des Magens benutzt.

Magenentzündung (Gastritis), die Entzündung der Magenschleimhaut. Die geringern Grade der M. pflegt man als Magenkatarrh (s. d.) zu bezeichnen; schwerere Grade, bei denen ein eiteriges oder kruppöses oder diphtheritisches Exsudat abgesetzt wird oder eine ausgedehnte Zerstörung der Magenwände erfolgt, sind verhältnismäßig selten und meist die Folge von Vergiftung mit ätzenden Alkalien, Mineralsäuren oder Metallsalzen (Gastritis toxica). Die schwerste Form der M., die sog. Magenphlegmone oder phlegmonöse Gastritis, bei welcher das Unterschleimhautgewebe des Magens der Sitz einer ausgedehnten Eiterung ist, kommt besonders als Teilerscheinung schwerer pyämischer und puerperaler Affektionen vor. Derartige Fälle geben sich durch ungemein heftige Schmerzen in der Magengegend und dem Unterleibe, durch Erbrechen schleimiger und blutigschleimiger Massen, blutige Stuhlentleerungen, kleinen Puls, eisig kalte Hände und Füße und klebrigen kalten Schweiß zu erkennen und führen oft schon nach wenigen Stunden zum Tode. Die Behandlung erheischt die schleunigste Entfernung des betreffenden Giftes durch ein Brechmittel oder die Magenpumpe, Darreichen des entsprechenden Gegengiftes, die äußere und innere Anwendung der Kälte in Form von Eisbeuteln, Eispillen und Eiswasser und die Hebung der gesunkenen Herzthätigkeit durch belebende und erregende Mittel.

Magenerweichung (Gastromalacia), eine nur an Leichen vorkommende, durch Selbstverdauung hervorgerufene Veränderung des Magens, bei welcher dessen Wände gallertartig erweicht oder in eine dunkelbraune bis schwärzliche, leicht zerreißliche Masse verwandelt sind.

Magenerweiterung (Gastrectasis, Dilatatio ventriculi), eine über das gewöhnliche Maß hinausgehende Ausdehnung des Magens, durch welche der letztere derart an Kontraktionskraft einbüßt, daß er seinen Inhalt nur träge und unvollständig in den Dünndarm überführt. Geringere Grade der M. werden wohl auch als Mageninsufficienz oder Atonie des Magens bezeichnet; in hochgradigen Fällen kann die Ausdehnung des Magens so beträchtlich sein, daß der letztere den größten Teil der Bauchhöhle erfüllt und alle übrigen Organe mehr oder minder verdrängt. Die Ursachen der M. sind mannigfach. Häufig findet sie sich im Verlauf des chronischen Magenkatarrhs, bei dem es leicht zu Stauungen, Zersetzungen und Gärungen des Mageninhalts kommt, wodurch derselbe stets übermäßig ausgedehnt wird; ebenso kann auch die gewohnheitsmäßige Überfüllung des Magens mit schwerverdaulichen vegetabilischen Nahrungsstoffen wirken; ferner tritt sie leicht ein, wenn bei. der Heilung eines Magengeschwürs, das in der Pförtnergegend gelegen ist, eine narbige Verengerung des Pförtners (s. Magen) erfolgt oder Geschwülste denselben verlegen und so der Austritt des Speisebreies aus dem Magen mechanisch erschwert wird. Auch bei Hysterie, Nervenschwäche und andern Nervenkrankheiten ist M. nicht selten.

Die wichtigsten Symptome der Krankheit sind Appetitlosigkeit und Übelkeit, abwechselnd auch Heißhunger und Durst, Sodbrennen, Druck und Völle in der Magengegend, häufiges Ausstoßen und Erbrechen von übelriechenden und mißfarbigen Massen, auch magern die Kranken meist beträchtlich ab. Beim Beklopfen findet man über dem erweiterten und gashaltigen Magen tympanitischen Perkussionsschall, beim Befühlen hört und fühlt man oft deutlich das Hin- und Herschwappen des flüssigen Mageninhalts; mit Sicherheit läßt sich die Krankheit aber nur durch die Untersuchung mittels der Magensonde und Magenpumpe erkennen.

Die Behandlung muß sich vor allem gegen die vorliegende Grundursache richten; von großem Nutzen sind regelmäßige Ausspülungen des Magens vermittelst der Magendouche oder Magenpumpe, durch welche die angehäufte und zersetzte Speisemasse aus dem erweiterten Magen entfernt und dieser entlastet und dadurch befähigt wird, sich allmählich wieder auf seinen normalen Umfang zusammenzuziehen, sofern nicht mechan. Hindernisse am Pförtner, die höchstens durch operative Eingriffe entfernt werden können, die Ursache sind. Bei unheilbarer Verengung des Magenpförtners, z. B. bei krebsiger Entartung, ist eine operative Behandlung vorzunehmen (s. Magenresektion, Gastroenterostomie). - Vgl. Kußmaul, über die Behandlung der M. durch eine neue Methode (Freib. i. Br. 1869); Penzoldt, Die M. (Erlangen 1875).

Magenfistel, ein Fistelgang, der von der Magenhöhle nach der äußern Bauchwand führt und auf dieser ausmündet, entsteht entweder durch Aufbruch eines Magengeschwürs oder eines Abscesses oder infolge einer Schuß- oder Stichverletzung des Magens, und verursacht je nach der Lage und Größe der vorhandenen Fistelöffnung verschiedene Beschwerden. Wenn der größte Teil der genossenen Nahrung aus der Fistelöffnung ausfließt, leidet natürlich die Ernährung des Kranken beträchtlich, während in andern Fällen der Säfteverlust nur gering ist. Künstliche M. werden bei Verengungen der Speiseröhre angelegt (s. Gastrostomie).

Magengegend, derjenige Teil der Oberbauchgegend, hinter welchem der Magen liegt. (S. Bauch.)

Magengeschwür, auch rundes, chronisches oder perforierendes M. genannt (Ulcus ventriculi rotundum s. chronicum s. perforans), ein häufiges und nicht ungefährliches Magenleiden, bei welchem sich ein erbsen- bis thalergroßes rundes