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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Maine; Maine de Biran; Maine-et-Loire

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Maine (Provinz) – Maine-et-Loire

Mitglieder. Zum Kongreß sendet es zwei Senatoren und vier Repräsentanten; bei der Präsidentenwahl hat M. sechs Stimmen. Die Staatseinnahmen betrugen 1889: 5148493 Doll., die Ausgaben 5358098 Doll., der Wert des besteuerten Eigentums 242039614 Doll. Unter den drei höhern Unterrichtsanstalten mit 612 Studenten ist das Bowdoin College.

M. wurde seit 1622 von den Engländern dauernd kolonisiert und 1651 dem Gebiet von Massachusetts einverleibt. Das Gebiet vom Penobscot bis zum Ste. Croix gehörte seit 1632 zu dem franz. Acadia (s. d.), kam aber, als nach der Restauration dem Herzog von York, dem spätern Jakob Ⅱ., ein Freibrief für M. verliehen wurde, wieder an England zurück. Am 15. März 1820 wurde M. als Staat in die Union aufgenommen. Die Prohibition (Verbot des Verkaufs geistiger Getränke) hat sich als ein Gesetz von geringer Wirksamkeit erwiesen. – Vgl. Varney, Brief history of M. (Portland 1890); Abbott, Story of M. (ebd. 1892).

Maine (spr. mähn), früher Provinz im nordwestl. Frankreich, von Bretagne, Normandie, Anjou, Touraine und Orléannais begrenzt und ungefähr die jetzigen Depart. Sarthe und Mayenne umfassend. Die Hauptstädte waren Le Mans in Le Bas-Maine, Mayenne und Laval in Le Haut-Maine. Vor der Römerzeit wohnten hier die gallischen Cenomanen. M. wurde seit 955 von erblichen Grafen regiert, kam um 1050 an die Normandie, zu Anfang des 12. Jahrh. an Anjou und mit diesem 1154 an England. 1204 kam es unter Philipp Ⅱ. August wieder an Frankreich, 1246 unter Ludwig Ⅸ. mit Anjou an seinen Bruder Karl, der es auf seine Nachkommen vererbte. Nach dem Aussterben des Hauses Anjou 1481 fiel M. an die Krone zurück.

Maine (spr. mähn), Louis Auguste de Bourbon, Herzog von, natürlicher Sohn Ludwigs ⅩⅣ. von Frankreich und der Frau von Montespan, geb. 31. März 1670 zu Versailles, wurde mit seinem jüngern Bruder, dem Grafen von Toulouse, von der Maintenon erzogen, 1673 legitimiert und erhielt den Titel eines Herzogs von M. und eine Fülle anderer Würden. 1692 vermählte ihn Ludwig ⅩⅣ. mit Anne Louise Bénédicte von Bourbon-Condé (geb. 1676), der Enkelin des großen Condé. Von der Maintenon beeinflußt, erteilte der König 1694 jenen beiden Söhnen den Rang unmittelbar hinter den Prinzen von Geblüt; 1714 erklärte er sie sogar für thronfähig. Überdies sollte der Herzog von M. nach den Testamentsbestimmungen des Königs die gesamte Leitung des jungen Ludwig ⅩⅤ. erhalten, die Haustruppen befehligen und eine Stelle im Regentschaftsrat einnehmen. Der Regent, Herzog Philipp von Orléans, unterdrückte aber nach Ludwigs ⅩⅣ. Tode diese Bestimmungen und hob auch 1717 das Edikt auf, das die Kinder der Montespan erbfähig und zu Prinzen von Geblüt erklärte. Zum Entgelt bildete M. nebst seiner Gemahlin einen Mittelpunkt der orléansfeindlichen Intriguen, beide ließen sich in die von dem span. Minister Alberoni eingeleiteten Zettelungen ein. Namentlich trat die Herzogin mit den Jesuiten und der frühern Hofpartei in eine Verschwörung, die der span. Gesandte, Cellamare (s. d.), leitete. Der Minister Dubois entdeckte im Dez. 1718 das Komplott. M. selbst konnte nicht überführt werden und erhielt nach einjähriger Gefangenschaft seine Freiheit; seine Gemahlin gestand jedoch und wurde nach Sceaux verwiesen. Später erschienen beide wieder am Hof. Der Herzog starb 14. Mai 1736, seine Gemahlin 1753. Sie hinterließen zwei Söhne, mit deren Tode (1755) das Haus M. erlosch.

Maine de Biran (spr. mähn dĕ biráng), François Pierre Gauthier, franz. Philosoph, geb. 29. Nov. 1766 zu Bergerac, diente in der Leibgarde Ludwigs ⅩⅥ. und zog sich während der Schreckenszeit auf sein Landgut bei Bergerac zurück. Unter Napoleon Ⅰ. wurde er korrespondierendes Mitglied des Pariser Instituts, in der Restaurationszeit Staatsrat und Mitglied der Zweiten Kammer. Er starb 16. Juli 1824. In der philos. Entwicklung M.s sind drei Perioden zu unterscheiden. In der ersten Periode gehört er noch der sensualistischen Schule an. Die zweite Periode wurzelt in gewissen psycholog. Betrachtungen; M. nimmt im Gegensatz zu den Sensualisten ein von unsern Zuständen und Wahrnehmungen verschiedenes Ich an und findet diese Unterscheidung von Ich und Nicht-Ich in dem Willen und dem Widerstand, den er im eigenen Körper findet, begründet. In der dritten Periode verliert sich M. in mystisch-theosoph. Anschauungen. Der ersten Periode gehört an die Schrift «De l’influence de l’habitude» (Par. 1803); die Hauptwerke der zweiten Periode sind: «Rapports du physique et du moral» (1811 verfaßt, 1834 herausgegeben) und «Essai sur les fondements de la psychologie» (1859 herausgegeben); das Werk der dritten Periode: «Nouveaux essais d’anthropologie», ist unvollendet geblieben. M.s Werke wurden von Cousin (4 Bde., Par. 1841) und Naville (3 Bde., ebd. 1859) veröffentlicht. – Vgl. Naville, M. d. B. (3. Aufl., Par. 1874); Gérard, M. d. B. (ebd. 1876).

Maine-et-Loire (spr. mähn ĕ lŏahr), Departement im nordwestl. Frankreich, wird von den Depart. Mayenne und Sarthe (N.), Indre-et-Loire (O.), Vienne (SO.), Deux-Sèvres und Vendée (E.), Loire-Inférieure (W.) und Ille-et-Vilaine (NW.) begrenzt, hat 7121 qkm, (1891) 518589 E., d. i. 71 auf 1 qkm und eine Abnahme von 1,71 Proz. gegen 1881. M. zerfällt in die 5 Arrondissements Angers, Baugé, Cholet, Saumur und Segré mit 34 Kantonen und 381 Gemeinden; Hauptstadt ist Angers (s. d.). Es wird von der Loire und ihren Nebenflüssen bewässert, besteht teils aus rebenbepflanzten Hügelgeländen, größtenteils aber aus welligen Ebenen und hat im allgemeinen gesundes Klima. Obgleich nicht ohne dürre Heideflächen, gehört es doch zu den fruchtbarsten Departements, ist besonders reich an Getreide (1892: 2,5 Mill. hl Weizen auf 160000 ha, 130000 hl Roggen, 270000 hl Gerste, 900000 hl Hafer) und Wein (1892: 331185, 1882‒91 durchschnittlich jährlich 644623 hl), erzeugt Hanf und Flachs, Gemüse aller Art und vortreffliches Obst in Fülle. Zu diesem Bodenreichtum kommen noch Steinkohlen (1888: 31750 t) sowie Schiefer und Bausteine. Ausgedehnte Wiesen und Weiden (902 qkm) unterstützen die Pferde- (51250 Stück), Rindvieh- (331535 Stück) und Schafzucht. Die Industrie beschäftigt sich mit Segeltuch-, Leinwand- und Wollzeugfabrikation; ebenso werden Baumwollspinnerei und ‑Weberei, Papierfabrikation, Färberei und Gerberei betrieben. Der Handel, durch Flußschiffahrt und die Westbahn (im ganzen 513,5 km), auch durch (1890) 563,6 km Nationalstraßen begünstigt, wird mit Getreide, Bohnen, Früchten (Katharinenpflaumen), Wolle, Hanf, Flachs, Vieh, Steinkohlen, Schiefer und verschiedenen Fabrikaten betrieben. Höhere Bildungsanstalten