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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Mainzer Fluß; Mainzer Katholikenverein; Mainz-Ludwigshafener Bahn; Maïo; Maipo; Maipūre

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Mainzer Fluß – Maipure

ten Fronten mit detachierten Lünetten. Weiter besteht die Befestigung der rechten Rheinseite aus den Forts Alte und Neue Mainspitze, dem von der Mainmündung bis Kastel sich hinziehenden Anschlußwall mit den drei Rheinschanzen, dem oberhalb Kastel gelegenen und mit diesem durch ein Anschlußglacis verbundenen Fort Großherzog von Hessen. Das bei Erbenheim auf dem Petersberge gelegene weit vorgeschobene Fort Biehler ist ein modernes selbständiges Fort. Von den Befestigungen auf den Rheininseln ist die bedeutendste der erdummantelte Petersauer Turm auf der Petersaue. Die innere Hauptumwallung von M. ist nach S. zu durch das große Fort Weisenau und das Weisenauer Lager sowie durch die kleinen Forts gesichert. Etwa 1000 m vorwärts der Mitte des gesamten nach SW. gerichteten Teils der Enceinte liegen die Forts Bingen und Gonsenheim.

Geschichte der Stadt und des Erzbistums. An der Stelle, wo jetzt M. liegt, legte 13 v. Chr. Drusus ein Kastell, Magontiacum, an. Unterhalb desselben entstand eine Stadt, die während der Völkerwanderung mehrfach zerstört wurde und zwei Jahrhunderte in Trümmern blieb. Den Grund zu ihrem Emporblühen legte Bonifatius durch Gründung des Erzbistums, dessen Erzbischof der erste der drei geistlichen Kurfürsten und des Reichs Erzkanzler in Deutschland ward; das Erzbistum umfaßte bis zur Zeit des Lunéviller Friedens eine Fläche von 8260 qkm mit 300000 E. Die kurmainzischen Länder lagen auf dem rechten und linken Rheinufer und in den Maingegenden zerstreut; ferner gehörten dazu Erfurt und das Eichsfeld. Unter den Erzbischöfen und Kurfürsten sind von hervorragender Bedeutung: Bonifatius, 747 zum Erzbischof erhoben; Hrabanus Maurus, 847‒856; Hatto Ⅰ., 891‒913; Willigis, gest. 1011, der Erbauer des Doms; Adalbert Ⅰ., 1112‒37; Konrad Ⅰ. von Wittelsbach, 1161‒1200; Werner von Eppstein, 1259‒84; Adolf Ⅰ. von Nassau, 1373‒90; Johann von Nassau, 1397‒1419; Diether von Isenburg, 1459‒63 und 1475‒82; Albrecht von Brandenburg, 1514‒45; Joh. Philipp von Schönborn, 1647‒73; Friedrich Karl von Erthal, der letzte Kurfürst, der 1802 starb. Durch den Frieden zu Lunéville wurde 1801 der linksrhein. Teil des Erzbistums an Frankreich abgetreten; im Reichsdeputationshauptschluß wurde 1803 der erzbischöfl. Stuhl nach Regensburg übertragen und der Koadjutor Dalberg (s. d.) für das an Preußen abgetretene Eichsfeld mit Erfurt durch Aschaffenburg, Wetzlar u. a. entschädigt. Schon vorher war das Erzbistum M. zu einem Bistum degradiert, das bis 1829 unter Mecheln stand, seitdem zum Erzbistum Freiburg gehört.

Die Stadt M. hatte sich schon früh kräftig entwickelt. In der Mitte des 13. Jahrh. stellte sie sich an die Spitze des Rheinischen Städtebundes. Durch Gutenberg wurde sie die Wiege der Buchdruckerkunst. Im Dreißigjährigen Kriege wurde die Stadt 1631 vom Könige von Schweden, der die Gustavsburg anlegte, 1635 von den Kaiserlichen und 1644 von den Franzosen erobert. 1688 nahmen sie die Franzosen wieder ein, denen sie aber 1689 die Sachsen und Bayern entrissen. Am 21. Okt. 1792 fiel die Stadt in die Hände des franz. Generals Custine, doch wurde sie 23. Juli 1793 wieder von den Preußen unter Kalckreuth genommen. Von den Franzosen 1794 eingeschlossen, befreite sie 1795 der österr. Feldmarschall Clerfayt. Am 29. Dez. 1797 nahmen sie die Franzosen abermals. Durch den Lunéviller Frieden von 1801 wurde die Stadt an Frankreich überlassen, vom 2. Jan. bis 4. Mai 1814 von den Verbündeten belagert und nach hartnäckigem Widerstand erobert. Durch den Wiener Kongreß wurde M. zur Festung des Deutschen Bundes erklärt und 1816 dem Großherzog von Hessen zugesprochen, blieb aber Bundesfestung und wurde von österr., preuß. und hess. Truppen gemeinschaftlich besetzt. Infolge der Karlsbader Beschlüsse versammelte sich in M. 1819 die Central-Untersuchungskommission zur Ermittelung der sog. Demagogischen Umtriebe, die 20. Sept. 1828 ohne Ergebnis ihre Bemühungen einstellte. Durch die Explosion eines Pulverturms wurde 18. Nov. 1857 ein Teil der Stadt zerstört. Kurz vor Ausbruch des Deutschen Krieges verließen im Juni 1866 die österr. und preuß. Truppen die Festung, worauf diese von Truppenteilen des 8. Bundesarmeekorps besetzt wurde. Mit Beendigung des Krieges rückten nach Übereinkunft Preußen ein, die durch Friedensvertrag im August das alleinige Besatzungsrecht erlangten. Nach Abschluß der Militärkonvention vom 8. Juni 1871 mit Hessen-Darmstadt beteiligten sich auch hess. Truppen an der Besatzung.

Litteratur. Würdtwein, Dioecesis Moguntina, Tl. 1‒3 (Mannh. 1767‒77); Joannis, Rerum Moguntiacarum scriptores (3 Bde., Frankf. 1722‒27); Werner, Der Dom von M. und seine Denkmäler, nebst Darstellung der Schicksale der Stadt und der Geschichte ihrer Erzbischöfe (3 Bde., Mainz 1827‒36); Schaab, Geschichte der Stadt M. (2 Bde., ebd. 1841‒44); ders., Geschichte der Bundesfestung M. (2. Aufl., ebd. 1855); Klein, Geschichte der Stadt M. während der ersten franz. Occupation 1792‒93 (ebd. 1861); Jaffé, Monumenta Moguntina (Bd. 3 der «Bibliotheca rerum germanicarum», Berl. 1866); Bockenheimer, Beiträge zur Geschichte von M. (6 Hefte, Mainz 1874‒82); ders., Die Wiedereroberung von M. durch die Deutschen 1793 (ebd. 1893); ders., Geschichte der Stadt M. während der zweiten franz. Herrschaft 1798‒1814 (ebd. 1890); ders., Die Mainzer Klubbisten der Jahre 1792 und 1793 (ebd. 1896); Fr. Schneider, Der Dom zu M. (Berl. 1886); Börckel, Mainzer Geschichtsbilder. Skizzen denkwürdiger Personen und Ereignisse von 1816 bis zur Gegenwart (Mainz 1889); Böhmer, Regesten zur Geschichte der Mainzer Erzbischöfe (Bd. 1 u. 2, bearbeitet von Will, Innsbr. 1877‒86); Hennes, Die Erzbischöfe von M. (3. Aufl., Mainz 1879); Chuquet, Mayence 1792‒93 (Par. 1892). Die Mainzer Chroniken des 14. bis 16. Jahrh. sind von Hegel (nebst einer Verfassungsgeschichte von M. Im Mittelalter) in den «Chroniken der deutschen Städte», Bd. 17 u. 18 (Lpz. 1881‒82) herausgegeben.

Mainzer Fluß, s. Straß.

Mainzer Katholikenverein, s. Piusverein.

Mainz-Ludwigshafener Bahn, s. Hessische Ludwigs-Eisenbahn.

Maïo, eine der Kapverdischen Inseln (s. d.).

Maipo, Vulkan, in 34° 11′ südl. Br., in der Cordillere von Chile, 5416 m hoch; am Fuß entspringt der 210 km lange Fluß M., der die chilen. Provinz Santiago durchfließt.

Maipūre (Maypure), gefürchteter Indianerstamm Südamerikas, vielleicht den Kariben verwandt, wohnhaft im Quellgebiet des Meta und Guaviare, Zuflüssen des Orinoco, im Territorium San Martin des Freistaates Columbia.