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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Maitland - Maiwurm

nordwestlich von den Distrikten Dharwar und Nord-Kannanur der Präsidentschaft Bombay, im übrigen von Teilen von Madras begrenzt, zählt auf 64 031 qkm (1891) 4 943 604 E., darunter 4,6 Mill. Hindu, 252 973 Mohammedaner und verschiedene wilde Stämme. M. besteht aus dem waldigen Berglande (Malnad) im W. und dem größern, mehr offenen Teile (Maidan) im O., mit zahlreichen Städten und Dörfern. Der Norden und Süden des Landes erhebt sich durchschnittlich zu 600 m Höhe, die Mitte (die Wasserscheide zwischen Kistna und Kaweri) zu 900 m. Das Klima ist nicht so heiß wie in der benachbarten Küstenebene und, weil es beiden Monsunen ausgesetzt ist, regenreich. In den Westghats ist die Feuchtigkeit sehr groß. Aus dem Mineralreich finden sich daselbst Eisen im Überfluß, Goldstaub, Salz, Granaten und Korunde. Die Flora, namentlich in den Niederungen, ist reich an Erzeugnissen der tropischen und selbst an einigen der gemäßigten Zone. Die Wälder, besonders im Malnad, bestehen ans Teakholz, Sandelholz und kaum durchdringlichem Unterholz. Die Bewohner sind kräftig gebaut und durchgängig Landbauer. Daher ist ihre Manufaktur unbedeutend und beschränkt sich auf grobe Wollstoffe, Baumwolle, Zucker, Kupfer- und Messinggeräte, Irdenwaren, Seide und Glas. Auch der Handel ist gering.

Die nominelle Hauptstadt M., in 1250 m Höhe, in einem Becken der Westghat an einer Zweigbahn, hat (1891) 74 048 E., einen Palast des Radscha, Befestigungen auf den bewaldeten Höhen und Handel. Das Land zerfällt in die drei Divisionen Aschtagram, Nagar und Bangalur, welche zusammen acht Distrikte umfassen. Die Briten haben den wichtigen Handels- und Besatzungsplatz Bangalur (s. d.); dagegen ist Srirangapattan (s. d.), die frühere Hauptstadt des Reichs, seiner ungesunden Lage wegen aufgegeben.

Geschichte. M. war unter eigenen Hindu-Radschas aus brahman. Stamme seit dem 14. Jahrh. bis 1565 Vasallenstaat des Reiches Bidschanagar oder Karnata (s. Karnatak) und seit 1650 des Sultanats Bidschapur (s. d.), wurde 1685 durch Aurangseb dem Reiche von Dehli einverleibt und kam so unter die Oberhoheit des Nisam oder Statthalters des Dekan. Die brahmanische Dynastie dauerte bis 1759, wo Haidar Ali (s. d.) das neue mohammed. Sultanat M. stiftete. Sein Sohn Tipu Sultan (oder Tipu Sahib) erweiterte dasselbe nach allen Seiten, so daß es ganz Süddekan, außer dem Küstenland Karnatak und den Reichen Kotschi und Trawankur, aber mit Einschluß von Kanara und Malabar umfaßte. Doch verlor er im Vertrage 1792 die Hälfte seiner Besitzungen an die Engländer. Nach seinem Untergang 1799 wurde das Reich abermals zerstückelt, und die Engländer setzten in dem jetzigen M. den sechsjährigen Prinzen Krischna auf den Thron. 1831 wurde M. unmittelbar brit. Beamten unterstellt und der Radscha durch ein Jahrgeld abgefunden. Seitdem trat ein besserer Zustand ein. Bis 1881 wurde M. von brit. Beamten verwaltet. Am 25. März 1881 wurde der von dem letzten Radscha adoptierte Tschama Radschendra Wodejar aus einer königl. Nebenlinie unter bestimmten Bedingungen eingesetzt.

Maitland (M. mehtländ), Stadt der britisch-austral. Kolonie Neusüdwales, 140 km nördlich von Sydney, zu beiden Seiten des Hunter, 30 km von seiner Mündung, hat (1891) 10 214 E.; Tabak- und Schuhfabriken, bedeutende Warenhäuser und schöne öffentliche Gebäude. Als Hafen dient Morpeth, 6 km unterhalb, mit 1138 E. In der Umgegend Weinbau und Kohlenlager.

Maitland (spr. mehtländ), Grafen von, s. Lauderdale.

Maitrank oder Maibowle, ein Getränk aus Weißwein (am besten Moselwein), das sein Aroma von dem im Mai blühenden Waldmeister (s. Asperula) erhält. Auf zwei Flaschen Wein kommen ¼ Pfd. Zucker und eine Handvoll frischen Krautes, das höchstens eine Viertelstunde ziehen muß. Am besten ist der Waldmeister kurz bevor er blüht. Weitere Zuthaten sind nicht zu empfehlen. (S. Cumarin.)

Maître (frz., spr. mähtr), Herr, Meister, Lehrer; Maitre-ès-arts (spr. äsahr), Magister der freien Künste; Maitre-ès-lois (spr. ä lŏá), Rechtsgelehrter; M. d'hôtel (spr. dotéll), Haushofmeister; à la maitre d'hôtel bei einer Speise bedeutet: mit einer Buttersauce (Zwiebeln, Mehl, Citronen); M. de plaisir (spr. pläsihr), in Deutschland gebräuchliche Bezeichnung für den Anordner geselliger Vergnügen.

Maître au Dé (frz., spr. mähtr o deh), Kupferstecher, s. Dé.

Maîtres des requêtes (frz., spr. mähtr dä rĕkäht, "Bittschriftenmeister", Requetenmeister) hieß im vorrevolutionären Frankreich eine jurist. Beamtenklasse von hoher Bedeutung. Ursprünglich bestimmt, an den König gerichtete Beschwerden anzunehmen und zu begutachten, hatten sie ihre Befugnisse gewandelt und gesteigert. Sie traten, als der Staatsrat (Conseil, s. Frankreich, Bd. 7, S. 89 b) Hauptglied der franz. Verwaltung wurde, mit diesem in enge Beziehung; sie statteten dort Bericht ab, hatten beim Kanzler, beim Parlament feste Befugnisse, Gerichtsbarkeit über die Mitglieder des königl. Haushalts; vor allem aber war ihr Stand die Durchgangsschicht für alle höhern Verwaltungsbeamten des 17. und 18. Jahrh. Die Intendanten (s. d.) gingen stets aus den Requetenmeistern hervor, ebenso oft die Staatsratsmitglieder, Minister, Parlamentspräsidenten. Der Erwerb der Stelle als M. d. r. War an eine Altersgrenze und an jurist. Vorthätigkeit gebunden; die Stellen selbst (es gab 78, später 86) waren, wie die meisten des Ancien Régime, käuflich.

Noch gegenwärtig sind in Frankreich dem mittels Gesetz vom 24. Mai 1872 reorganisierten Staatsrate 24 Requetenmeister zugeteilt. Sie halten gewöhnlich Vortrag über die Eingänge, außer wenn es sich um Gesetzentwürfe und sonst wichtige, den Plenarsitzungen des Staatsrates vorbehaltene Angelegenheiten handelt, wo einer der Staatsräte den Bericht erstattet. Bei Administrativ-Justizsachen, welche an den Staatsrat gelangen, und bei Kompetenzstreitigkeiten zwischen Justiz- und Verwaltungsbehörden vertreten die M. d. r. den administrativen Standpunkt. Sie werden vom Präsidenten der Republik auf Vorschlag des Vicepräsioenten und der Präsidenten des Staatsrates ernannt.

Maitresse (frz., spr. mätréß), Herrin, Geliebte, Frauenzimmer, das von einem Mann unterhalten wird; auch soviel wie Konkubine (s. d.).

Maiwurm, Ölkäfer oder Ölmutter (Meloë), eine zu den Blasenkäfern gehörende, in einigen 70 Arten über ganz Europa, Nordafrika, Nordasien und Amerika verbreitete Käfergattung, deren Kopf ganz frei, nach hinten halsartig abgeschnürt ist. Die Fühler sind perlenschnurförmig und die Flügeldecken verkürzt, klaffend, weich, lederartig, Flügel fehlen. Zu ihnen gehört vorzüglich der blaue M. (Meloë