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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Majonnaise - Majorat

lung der bekannten Farben zu vervollkommnen und neue zu entdecken. Namentlich fanden die Meister der Fabrik zu Gubbio (s. Andreoli) ein Zinnoberrot und ein Grün, das die verschiedenen Farbentöne des Laubes annahm.

Seit dem Anfang des 16. Jahrh. fingen tüchtige Künstler an, sich auf das Bemalen der M. zu verlegen, wobei sie sich nicht begnügten, dieselben mit Wappen (s. Fig. 2), Blätterwerk, Ornamenten (s. Fig. 7), Bildnissen (s. Fig. 5) oder Figuren zu schmücken, sondern sie verstiegen sich bis zum Nachbilden histor. Gegenstände und kopierten Kartons, die ihnen von namhaften Meistern geliefert wurden. Besonders seitdem Guidobaldo II. (gest. 1574), Herzog von Urbino (1538), ein Beschützer der Majolikafabriken seines Landes geworden war, entstanden in dieser M. wahre Kunstgegenstände. Dieser Fürst sammelte Handzeichnungen von Raffael und dessen Schülern sowie Marcantons Kupferstiche und gab diese als Vorbilder den Majolikamalern; doch ließ er auch die Majolikagefäße mit Originalmalereien verzieren (s. Fig. 6). Unter den tüchtigsten Majolikamalern, die für den Herzog Guidobaldo von Urbino arbeiteten, ist besonders Orazio Fontana zu erwähnen. Die von ihm (1540-60) bemalten Geschirre und Prachtgefäße kamen nach dem Tode des letzten Herzogs von Urbino, Francesco Maria II., nach Loreto, wo sie sich noch jetzt im Palazzo Apostolico befinden. Bald nach 1560 verließen die Majolikamaler im allgemeinen die Kompositionen höhern Stils bei ihren Nachbildungen; auf größern Absatz und schnelleres Produzieren angewiesen, geriet jene Luxusindustrie in Verfall und wurde im Laufe des 17. Jahrh. im Herzogtum Urbino ganz aufgegeben. Zu Pesaro bestand 1718 nur noch eine Töpferfabrik, die bloß gewöhnliche Gefäße verfertigte; die M. war ganz abhanden gekommen oder in das blauweiße Geschirr nach Delfter Art übergegangen. Nur in den Abruzzen und zu Neapel versuchte man um 1700 eine Wiedererneuerung der Majolikenfabrikation; aber diese M. erreichen nicht die Schönheit der alten Urbinaten. Eine wertvolle Sammlung italienischer M. aus dem 16. und 17. Jahrh., die reichhaltigste dieser Art in Deutschland, bewahrt das Museum in Braunschweig.

Gegenwärtig ist die Majolikafabrikation wieder aufgelebt, zuerst als reine Nachahmung, nunmehr als Luxusindustrie. Der erste, der dies in ausgedehntem Maße versuchte, war Ginori in seiner Fabrik zu Doccia bei Florenz. Er nahm vor allem die urbinatischen M. zum Muster. Jetzt ist auch der opalisierende Metallglanz der M. von Gubbio wieder erfunden, überhaupt alle Arten der alten M. sind wieder in Übung gekommen. Vielfach werden auch die farbigen und glasierten Reliefs von Luca della Robbia und seinen Nachfolgern nachgebildet und damit ein vorteilhaftes Fälschergeschäft getrieben. Ein neuer Zweig ist dadurch entstanden, daß Farben und Glasur der M. auf Statuetten und Gruppen von sehr populärer Art und drastisch-lebendiger Wirkung übertragen worden sind. Ferner findet die M. auch Anwendung bei der Herstellung von Fliesen, Kacheln (z. B. für altdeutsche Zimmeröfen) u. dgl., wie dies schon zu früherer Zeit, besonders in der Schweiz (s. Fig. 3) und in Deutschland (s. Fig. 4), beliebt war. - Vgl. außer den beim Artikel Fayence angeführten Werken: Passeri, Istoria della pittura in majolica (Pesaro 1857); Darcel, Recueil des faïences italiennes (Par. 1869); Meurer, Ital. Majolikafliesen aus dem Ende des 15. und Anfang des 16. Jahrd. (Berl. 1880); Marie Drews, Anleitung zur Majolikamalerei (ebd. 1883); Molinier, La céramique italienne au XVe siècle (Par. 1888); Dubovszky, Anleitung zur Majolikamalerei (Wien 1891); Irene Braun, O. Fikentscher, F. Hein und G. Kampmann, Majojika, Fayence- und Porzellanmalerei (20 Tafeln in Farbendruck, Münch. 1893).

Majonnaise, s. Mayonnaise.

Major (lat., "größer"), vollständig propositio major, der Obersatz im Syllogismus (s. d.).

Major, soviel wie Meier (s. d.).

Major, früher Oberstwachtmeister genannt, in der militär. Rangordnung in vielen Armeen (in Frankreich nicht mehr) die unterste Charge der Stabsoffiziere. Dieselbe ist im 16. Jahrh., als sich die Offizierkorps bildeten, entstanden. Was für die Compagnie der Feldwebel (Wachtmeister) war, galt für das Regiment der Oberstwachtmeister, im span. Heere Mayor (Oberer, überhaupt Vorgesetzter) genannt, welche Benennung in die andern Armeen überging. Der M. hatte besonders für die taktische, zum Teil auch für die ökonomische Ordnung des Regiments zu sorgen. Sein zuerst unbestimmtes Rangverhältnis im Offizierkorps wurde durch Ludwig XIV. festgestellt. Als sich die Regimenter der Infanterie in Bataillone teilten, wurde das Kommando der letztern meist den M. übertragen, eine Funktion, die ihnen noch jetzt zufällt. Bei der Kavallerie führen sie entweder Divisionen (zwei Eskadrons), oder sie vertreten den Regimentscommandeur, wenn dieser abwesend ist. In der Artillerie befehligen sie Abteilungen von mehrern Batterien. Über das Chargengehalt s. Diensteinkommen.

Major, Georg, luth. Theolog, geb. 25. April 1502 zu Nürnberg, studierte unter Luther und Melanchthon zu Wittenberg, wurde 1529 Rektor zu Magdeburg, 1535 Pfarrer in Eisleben, 1536 Professor der Theologie und Prediger in Wittenberg, 1547 Pfarrer in Merseburg, dann wieder Professor in Wittenberg, wo er 28. Nov. 1574 starb. Aus Anlaß der Verhandlungen des Leipziger Interims (Dez. 1548) entbrannte zwischen M. und Nikolaus Amsdorf der sog. Majoristische Streit (1551-62) über die Bedeutung der Guten Werke (s. d.), deren Notwendigkeit zur Seligkeit M. behauptete. Obgleich er diesen Ausdruck näher dahin bestimmte, daß der Mensch die Seligkeit nicht verdienen könne durch gute Werke, daß diese aber aus dem wahren Glauben notwendig folgen, nahmen doch Amsdorf u. a. daran Anstoß und stellten die These auf, daß gute Werke schädlich zur Seligkeit seien. Die Konkordienformel hat beide Lehren abgewiesen.

Majoran, Gemüsepflanze, s. Origanum.

Majorankampfer, s. Majoranöl.

Majoranöl, das durch Dampfdestillation gewonnene ätherische Öl von Origanum majorana L. Es hat den durchdringenden Geruch des Majorans und gewürzhaften Geschmack; im frischen Zustande dünnflüssig und wenig gefärbt, wird es später dunkel und dickflüssig. In der Kälte scheidet es ein Stearopten, den Majorankampfer, ab.

Majoransalbe, s. Meiranbutter.

Majorat (mittellat.), die dem deutschen Rechte angehörende Folgeordnung, nach welcher die Sondernachfolge in ein gewisses Vermögensstück oder Vermögen sich durch die frühere Geburt bestimmt. Nicht selten wird auch die Besitzung oder der Ver-^[folgende Seite]