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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Malaiische Rasse - Malaio-Polynesische Sprachen

Hinterindien bis Kamtschatka umzieht. Vor allem sind Java, Sumatra sowie die Reihe der Kleinen Sunda-Inseln mit zahlreichen thätigen Vulkanen besetzt, ebenso die Molukken und Philippinen; dagegen bestehen Borneo, Celebes, Ceram, Timor aus einem Kern alten Urgebirges mit darüber gelagerten paläozoischen und tertiären Meeresablagerungen. Die Inseln erreichen ihre größten Höhen im Kinibalu in Nordborneo (4175 m); im übrigen sind namentlich die Vulkane Sumatras und Javas die höchsten Gipfel, so der Korintji auf ersterer (3766 m), der Semeru auf letzterer (3703 m), der Rindjani auf Lombok (4200 m); der Allas auf Timor (3600 m) ist dagegen kein Vulkan. Auch Ceram erreicht im Nussaheli noch 3000 m Höhe. Von Mineralien kommen Gold, Eisen, Zinn, Kupfer, Silber, Diamanten und Steinkohlen vor. Das Klima ist durchaus tropisch, heiß, im W. sehr regenreich, im O. im Übergang zu Australien trockner. Im ganzen herrscht eine Trockenzeit von April bis November, eine Regenzeit von Dezember bis März. Im N. des M. A. findet man jedoch schon zwei Trocken- und zwei Regenzeiten.

Die Flora erzeugt die feinsten und kostbarsten Gewürze, eine Unzahl der edelsten Früchte, unter denen die des Zibethbaums und der Mangostane alle andern auf der Erde an Wohlgeschmack übertreffen, die dauerhaftesten und schönsten Holzarten, viele Farbehölzer, Indigo, die Kokos-, Sago-, Gomuti- und Katechupalme sowie eine Menge anderer ökonomischen und technischen Zwecken dienender Gewächse. (S. auch Sunda-Inseln.)

Mit Bezug auf die Fauna läßt sich der Archipel durch eine zwischen Bali und Lombok anfangende, sich zwischen Borneo und Celebes bis zu den Philippinen fortsetzende Linie in eine westl. und eine östl. Hälfte trennen. In den erstern herrscht durch das Vorkommen des Elefanten, des Tapir, zweier Rhinocerosarten, des Tigers, des Bären, mehrerer Panther- und vieler Affenarten, unter denen aber der Orang-Utan Borneo und Sumatra ausschließlich angehört, eine große Übereinstimmung mit der kontinental ind., speciell hinterind. Fauna, während in der östl. Hälfte sich die australmalaiische Region hauptsächlich durch das Verschwinden der Affen und das Auftreten der Beuteltiere charakterisiert.

Der Archipel ist das eigentliche Stammland und der vornehmste Wohnsitz der Malaien (s. d.). Neuguinea, dessen Bewohner den Papua (s. d.) angehören, ist richtiger zu Australien zu rechnen. Fremde Einwanderer überall, namentlich aber auf den Philippinen und Java, sind die Chinesen. Die Europäer sind nicht zahlreich. Mit Ausnahme Nordborneos, der Insel Labuan nördlich von Borneo und der Insel Singapur im östl. Eingange der Malakastraße, die britisch sind, ferner der Spanien gehörenden Philippinen und des portug. Gouvernements Deli auf Timor ist jetzt der ganze M. A. im Besitze der Niederländer. (S. Niederländisch-Ostindien.) - Vgl. Wallace, Der M. A., übersetzt von A.B. Meyer (2 Bde., Braunschw. 1869); von Rosenberg, Der M. A. (3 Tle., Lpz. 1878-79); Bastian, Indonesien (Berl. 1884-94); Forbes, A naturalist's wanderings inthe Eastern Archipelago (Lond. 1885); Aubert, Études sur les colonies des Indes néerlandaises (Par. 1885); van Eck, Beknopt leerboek der geschiedenis etc. van Nederl. Oost-Indië (Breda 1885); Schroven, Schetse van Nederlansch- Indië (Tiel 1887); R. Schuiling, Nederland tusschen de Tropen (Zwolle 1889); Hagen, Anthropol. Studien aus Insulinde (Amsterd. 1890); Carthaus, Aus dem Reich von Insulinde (Lpz. 1891); Wilken, Handleiding voor de verglijkende Volkenkunde van Nederlansch-Indië (Leid. 1892); Kükenthal, Im M. A. Eine Forschungsreise (Frankf. a. M. 1896).

Malaiische Rasse nannte Blumenbach den Völkerkomplex, der die Sunda-Inseln samt der Halbinsel Malaka und Australien mit den dazu gehörigen Inseln bewohnt. Die neuere Forschung sonderte die Bewohner des austral. Kontinents sowie die kraushaarige Bevölkerung Neuguineas und der umliegenden Inseln davon und stellte sie als selbständige Rassentypen hin. Man versteht daher gegenwärtig unter M. R. nur denjenigen Menschenschlag jener Gegenden, der durch schlichtes schwarzes Haar und gelblich braune Hautfarbe charakterisiert ist und ethnologisch-linguistisch eine Einheit bildet. (S. Malaien und Malaio-Polynesische Sprachen.)

Malaio-Polynesische Sprachen, die Sprachen der zur Malaiischen Rasse (s. d.) gehörenden Völker sowie die der malaiisierten Papuastämme, die man unter den Ausdrücken Melanesier und Mikronesier zusammenfaßt. Nach Fr. Müller ("Grundriß der Sprachwissenschaft", Bd. 2, Wien 1882) gliedern sie sich in drei Abteilungen, in malaiische, melanes.-mikrones. und polynes. Sprachen. Die malaiischen Sprachen repräsentieren die höchste Entwicklungsstufe dieses Sprachstammes, während die polynesischen die ursprüngliche, einfache Anlage der Grundsprache zeigen; die melanes.-mikrones. Sprachen vermitteln gleichsam die beiden extremen Entwicklungsphasen miteinander, bieten aber auch gewisse unterscheidende Eigentümlichkeiten.

Zu den malaiischen Sprachen gehören die Tagalasprachen auf den Philippinen. Verwandt mit diesen sind die in den Küstengegenden der Insel Formosa herrschenden malaiischen Dialekte, unter denen das Favorlang etwas mehr bekannt geworden ist. Den Tagalasprachen stehen die übrigen weniger entwickelten Sprachen dieser Abteilung gegenüber, nämlich die Sprachen Sumatras (die Sprachen der Batak, Lampong, der Atschinesen), Malakas, Javas (Javanisch, Sundanesisch), von Celebes (Buginesisch, Makassarisch, Alfurisch), Borneo (Dajak) und den kleinern Sunda-Inseln, die entweder bloß dem Namen nach oder aus dürftigen Vokabularien bekannt sind. Hierher gehört auch die Sprache der eingewanderten malaiischen Bevölkerung Madagaskars, das Malagassi oder Madegassische.

In die Abteilung der melanesisch-mikronesischen Sprachen fallen die Sprache von Fidschi, die Sprachen der Neuhebriden, der Salomon-Inseln, der Karolinen, der Marshall-Inseln und des Gilbertarchipels.

Die Abteilung der polynesischen Sprachen umfaßt die Sprachen der Inselgruppen, wie Samoa, Neuseeland (Maori), Hawaii, Tonga, Marquesasinseln. Den östlichsten Punkt, wo malaiisch gesprochen wird, bildet die Osterinsel, etwa 40' vom südamerik. Festlande, wie Madagaskar, hart an der Küste Afrikas, den westlichsten Punkt bildet.

Von den malaio-polynes. Völkern und Sprachen besitzen die der ersten Abteilung eigene Schriften und mehr oder weniger entwickelte Litteraturen. Die alten Alphabete der Tagalen, Batak, Redjana, Lampong, der Bugi und Makassaren sowie auch die Schrift der Javanen sind ind. Ursprungs, wogegen die mohammed. Malaien sich der arab. Schrift be-^[folgende Seite]