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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Mamelonné - Mamluken

Geschäft nimmt in Mitte der Stadt einen Flächenraum von 2 ha ein. Die Buchdruckerei mit 25 Pressen stellt jährlich 6 Mill. Bände her, die Buchbinderei täglich bis 4000 kg broschierte und gebundene Bücher. Beschäftigt sind 800 Personen, für die ein Stadtteil (cité) mit Arbeiterwohnungen für 62 Familien, Gärten und Parkanlage, eine Kasse für den Anteil am Geschäftsumsatz (seit 1874; seit 1893 verbunden mit der 1852 gegründeten Pensionskasse), eine Genossenschaftsbäckerei, freies Schulgeld für die Kinder, freie Gewährung von ärztlicher Hilfe und Medikamenten für die Angehörigen, Naturalunterstützungen u. s. w. bestehen. Neben mehrern Preisen für ihre Leistungen erhielt die Firma 1867 auch einen solchen von 10 000 Frs. speciell für ihre humanitären Einrichtungen.

Mamelonné (frz.), in die mediz. Kunstsprache übergegangene Bezeichnung für eine eigentümliche warzige Beschaffenheit der Schleimhaut des Magens, die sich bei chronischen Magenkatarrhen vorfindet.

Mameluco (span.), s. Farbige.

Mameluken, soviel wie Mamluken.

Mamers (spr. -mähr). 1) Arrondissement des franz. Depart. Sarthe, hat 1520,94 qkm, (1891) 101 859 E., 141 Gemeinden und 10 Kantone. - 2) Hauptstadt des Arrondissements M., an der Dive, an den Linien Laigle-M.-Angcrs der Westbahn und M.-St. Calais (77 km), hat (1891) 4687, als Gemeinde 6010 E., in Garnison das 115. Infanterieregiment, einen Gerichtshof, ein Handelsgericht, ein Collège, Bibliothek; Fabriken für Leinwand, Baumwollzeug, Brauerei, Flachsspinnerei, Handel mit Wein, Getreide und Vieh.

Mamers, ital. Gottheit, s. Mars.

Mamertiner nannten sich, angeblich nach dem Gott Mamers, campanische Samniten, die im Solde des Agathokles (s. d.) gestanden und sich nach dessen Tode (289 v. Chr.) der Stadt Messana bemächtigt hatten. Hier bildeten sie einen Räuberstaat. Um 269 besiegte sie endlich Hiero II. (s. d.) von Syrakus und belagerte Messana. Die M. riefen Karthager und Römer gleichzeitig zu Hilfe. Die daraus entstehenden Verwicklungen führten 264 zum ersten Punischen Kriege (s. d.).

Mamertus, s. Gestrenge Herren.

Mamestra, s. Gemüseeulen.

Mamiani della Rovere, Terenzio, Graf, ital. Philosoph und Staatsmann, geb. 29. Sept. 1799 in Pesaro, beteiligte sich 1831 an der revolutionären Bewegung der Romagna und wurde verbannt; er lebte nun in Paris, kam 1846 nach Rom, zog sich aber nach der Wiederherstellung der päpstl. Herrschaft nach Piemont zurück, wo er Professor der Philosophie an der Universität zu Turin wurde. Als eifriger polit. Anhänger Cavours war er öfter Minister, zuletzt Senator in Rom, wo er 21. Mai 1885 starb. Auf der Piazza Sforza Cesarini daselbst wurde 1893 ein Denkmal M.s (von Benini) enthüllt. Anfangs Anhänger der empirischen Methode (in seinem Werk "Del rinnovamento della filosofia antica italiana", Par. 1834), wandte er sich der Lehre vom common sense zu, um schließlich in seinen "Confessioni di un metafisico" (Flor. 1865) die letzte Phase seines Philosophierens zu erreichen. In dieser ist er Platoniker geworden und behauptet, daß wir durch die Wahrnehmung zu den sinnlichen Objekten, durch den Intellekt zu den Ideen, die im göttlichen Geist die bewirkenden und die Endursachen der Welt sind, in einer unmittelbaren Beziehung stehen. Von seinen Werken sind noch zu erwähnen: "Teorica della religione e dello stato" (1868), "La religione dell' avvenire" (Mail. 1879), "Critica delle relevazioni" (ebd. 1880), "Questioni sociali" (Rom 1885), "Il papato negli ultimi tre secoli" (Mail. 1885). Auch war er der Begründer der Zeitschrift "Filosofia delle scuole italiane" (1870-85), deren Fortsetzung jetzt die "Rivista Italiana di filosofia" ist. - Vgl. Gaspari, Vita di Terenzio M. (Ancona 1888).

Mamiastraße, s. Tatarensund.

Mamillaria, s. Mammillaria.

Mamisonpaß, 2862 m hoch, in der Centralkette des Kaukasus, am Südabhange des Adai-Choch, vom Thale des Ardon (Nebenfluß des Terek) zum Oberlauf des Rion. Über ihn führt die ossetische Heerstraße von Wladikawkas nach Kutais.

Mamluken (arab., "in Besitz Erworbene", d. h. Sklaven, auch Bahriten oder Bahariten, von Bahr, Meer oder großer Fluß, d. i. der Nil, genannt) heißen jene Kaufsklaven turko-tatar. Ursprungs, welche zur Zeit der Herrschaft der Ejjubiden in Ägypten in großer Anzahl angekauft und in der Armee verwendet wurden. Bald stiegen sie zu großem Einfluß empor und bekleideten die wichtigsten Ämter im Staate; nach der Ermordung des letzten ägypt. Ejjubidenherrschers in Ägvpten, des Turan Schah (1250), waren sie die wirklichen Herren des Landes. Zuerst bemächtigte sich der Emir Ajbek des Throns, der 1257 ermordet wurde. An Stelle von Ajbeks unmündigem Sohn führte dessen Vormund, der Mamluk Kotus, die Herrschaft; derselbe eignete sich 1259 die Sultanswürde an und besiegte die Mongolen bei Ajn Dschâlut (1260). Ihm folgte Bihars (Al-malik al-Zâhir), der sich durch seine kriegerischen Unternehmungen gegen die Türken, welche in Syrien eingefallen waren, und gegen die Franken, denen er schwere Niederlagen beibrachte, um die Leitung und Organisation des Staates mannigfache Verdienste erwarb. Er starb 1277 zu Damaskus. Nach kurzer Regierung seiner beiden Söhne bemächtigte sich Kilâ-wûn (Al-malik al-Manßûr), der bedeutendste unter den M. des Bihars, des Throns (1279-90). Seine Regierungszeit ist mit glücklichen Kriegen ausgefüllt, welche er gegen die Franken und Mongolen führte, die bis Aleppo vorgedrungen waren; bis nach Mekka und Jemen dehnte er den Einfluß des ägypt. Staates aus. Zur Kräftigung seiner Macht umgab er sich mit neuen Mamlukentruppen, die nach ihrer Herkunft die tscherkessischen genannt werden. Er starb 1290. Nur drei Jahre regierte sein Sohn Al-Malik al-Ashraf Chalil, welcher in schnellem Siegeslauf ganz Syrien seiner Herrschaft unterwarf und 1293 ermordet wurde. Ihm folgte sein Bruder Al-Malik al-Nâssir Mohammed, der jedoch erst 1310 zur ungestörten Herrschaft gelangte und seine friedliche Regierung, die bis 1341 dauerte, zur Schöpfung segensreicher Einrichtungen verwendete. Ihm folgten rasch aufeinander noch 13 Sultane der baharitischen Linie, deren Regierungszeit wenig Interesse bietet. Sie bereitet den völligen Verfall des Staatslebens vor. Der letzte Fürst dieser Dynastie war Al-Malik al-Ssâlih, mit dem Beinamen Hâddschi, welcher 1389 von dem tscherkessischen M. Barkuk abgesetzt wurde.

Mit Barkuk gelangte die Linie der tscherkessischen M. (1390-1516) auf den Thron Ägyptens; dieselben werden auch Burdschiten genannt nach den turmähnlichen Kasernen (Burdsch) der Citadelle in Kairo, wo ihnen Kilâwun ihr Hauptquartier angewiesen hatte. Die Regierung Barkuks, der der