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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Mammae - Mammut

ganzen Staatsverwaltung eine neue Organisation verlieh, war von Kämpfen gegen Rivalen und Mitprätendenten gestört. Sein Sohn und Nachfolger Faradsch, welcher 1398 den Thron bestieg, mußte sich zum Vasallen Timurs bekennen und wurde durch eine von Scheich Mahmudi angezettelte Empörung 1412 entthront und in Damaskus hingerichtet. Mahmudi (1412-21) war ein grausamer geldgieriger Fürst, der unter dem Deckmantel frömmelnden Wesens die Korruption begünstigte. Bald nach seinem Tode bemächtigte sich an Stelle seines minderjährigen Sohnes dessen Vormund Burs Bei (1422-37) der Herrschaft. Außer seinen Kämpfen in Kleinasien verdienen besonders seine erfolgreichen Kriege an der europ. Mittelmeerküste Erwähnung; es gelang ihm, Cypern zu erobern und zu einem Vasallenstaat Ägyptens zu machen. An Stelle seines Sohnes Jusuf (1437) folgte ihm dessen Wesir Dschakmak (1438-53) in der Regierung. Sein Plan, Rhodus zu erobern, scheiterte an der Umsicht der Johanniter (1444). Sein Sohn Othmân konnte sich nur anderthalb Monate auf dem Throne behaupten, ihn verdrängte Inal (1453-60), dessen Sohn Achmed durch den Griechen Choschkadem (1461-67) verdrängt wurde, unter welchem die Konflikte zwischen Ägypten und den osman. Sultanen, die mittlerweile in den Besitz Konstantinopels gelangt waren, begannen. Nach kurzer Zwischenregierung zweier Prätendenten folgte Kait Bei (1467-96), der infolge seiner Parteinahme für den osman. Prinzen und Thronprätendenten Dschem in einen Krieg mit Sultan Bajazet II. verwickelt wurde, welcher günstig für die Ägypter ausfiel. Muhammed, der Sohn und Nachfolger Kait Beis, der durch Erpressungen den Bedarf des ausschweifenden Hofs und der anspruchsvollen Söldner herbeischaffen wollte, wurde auf Anstiften des Tumân Bei 1498 ermordet; auch seine Nachfolger Kanßuwa al-Aschrafi (bis 1500) und Dschânbelât (1501) wurden durch Tumân Bei gestürzt, der sich nun selbst hundert Tage als Sultan behauptete, um dem Kanßuwa al-Ghuri (1501-16), einem emporgekommenen Sklaven des Kait Beis, Platz zu machen. Ein zum Schutze der Handelsinteressen gegen die Portugiesen geführter Krieg endete unglücklich für die Flotte des Sultans. Noch verhängnisvoller war der Krieg, den er als Bundesgenosse des Schah von Persien gegen den türk. Sultan Selim in Syrien führte und der mit der Vernichtung der ägypt. Armee endigte. Kanßuwa fiel in der unglücklichen Schlacht von Merdsch Dâbik bei Aleppo 1516. Die Türken drangen nun in Ägypten selbst ein und die heldenmütige Verteidigung Tumân Beis II. konnte das Reich nicht retten. Am 14. April 1517 wurde Tumân Bai gehängt und fortan blieb Ägypten eine Provinz des Osmanischen Reichs. Mit der später eingetretenen Versumpfung der türk. Macht in Ägypten begann der Einfluß und das Unwesen der Mamlukenwirtschaft in Ägypten neuerdings aufzublühen (s. Ägypten, Geschichte), bis Mehemed Ali 1. März 1811 die aufsässigen Beis niedermetzeln ließ. - Vgl. Makrizi, Histoire des Sultans Mamlouks de l'Ègypte, übersetzt von Quatremere (2 Bde., Par. 1837-41); Well, Geschichte der Chalifen, Bd. 4: Geschichte des Abbasidenchalifats in Ägypten (Stuttg. 1860).

Mammae (lat.), s. Brüste und Zitzen.

Mammalia (lat.), Säugetiere; Mammaliologie, Lehre von den Säugetieren; Mammaliollthen, fossile Überreste von Säugetieren.

Mammea L., Pflanzengattung aus der Familie der Clusiaceen (s. d.) mit fünf tropischen Arten, Bäumen, mit lederartigen Blättern und großen lebhaft gefärbten Blüten. Die bekannteste ist der amerik. Mammey- oder Aprikosenbaum von San Domingo, M americana L., aus Westindien, der in andern Tropengegenden, auch der Alten Welt, als Obstbaum kultiviert wird. Die Früchte, Mammeyäpfel, erreichen einen Durchmesser von 15-20 cm und besitzen unter der lederartigen, sehr bittern Haut ein gelbes, wohlschmeckendes, aprikosenähnliches Fleisch, das sowohl roh als eingemacht gegessen wird. Auch bereitet man aus den Früchten ein weinartiges Getränk, den Mammeywein, und aus den wohlriechenden Blüten einen feinen Liqueur, Eau de Créole.

Mammeyäpfel, Mammeybaum, Mammeywein, s. Mammea.

Mammilaria Haw., Warzen- oder Kugelkaktus, eine sehr artenreiche Gattung aus der Familie der Kakteen (s. d.), hat runde, säulen- oder keulenförmige Stämme, mit regelmäßig-spiraligen Warzen, an deren Spitze von Wolle umgeben Stacheln sich befinden. Aus den Zwischenräumen derselben treten, oft in einem mehr oder weniger breiten Gürtel, die einzelnen roten, gelben oder weißen Blüten hervor. Mehrere Arten enthalten einen milden Milchsaft. Sämtliche Species dieser Gattung sind in Mexiko heimisch und viele werden in Gewächshäusern und Zimmern weniger ihrer Blüten als ihrer hübschen regelmäßigen Gestalt wegen gezogen, so M. longimamma DC. (s. Tafel: Kakteen, Fig. 4).

Mammon (ursprünglich aramäisches Wort mit der Bedeutung "Geld", "Gewinn", eigentlich "das, worauf man sich verläßt"; grch. mamamonās) wird im Neuen Testament Matth. 6,24, Luk. 6,9,11,13 als Bezeichnung des Reichtums wie ein persönliches Machtwesen Gott gegenübergestellt und hat sich seit Luthers Bibelübersetzung auch im Deutschen zur Bezeichnung für Reichtum (Geld und Gut), meist in verächtlichem Sinne, eingebürgert.

Mammut (Elephas primigenius Blum.) hat man eine Art der Elefanten (s. d.) genannt, welche jetzt ausgestorben ist, in der Diluvialperiode aber über ganz Europa, Nordamerika und Nordasien in zahlreichen Rassen verbreitet war und noch längere Zeit mit dem vorgeschichtlichen Menschen zusammenlebte. Das M. übertraf an Große erheblich den nächstverwandten ind. Elefanten und hatte längere (bis 4 m) und kreisförmig gekrümmte Stoßzähne, dichter gefaltete Backzähne und eine dichte Behaarung der Haut, welche im Nacken und am Halse eine Art Mähne bildete. Die Behaarung allein schon mag beweisen, daß das M. in kältern Klimaten ausdauerte. Im vereisten Schuttlande oder in ewigen Eisschichten (im sog. Aufeis) der sibir. Überschwemmungsgebiete sind ganz unversehrte Leichen dieser Tiere erhalten geblieben und das Skelett eines der größten Exemplare ist 1806 durch Adams nach Petersburg gelangt. 1864 wurde von Lartet sogar in einer zur Renntierzeit Südfrankreichs gebildeten Ablagerung in Perigord eine auf eine Elfenbeinplatte eingravierte, deutlich erkennbare Abbildung eines M. gefunden, die einen der zahlreichen Beweise zu liefern scheint, daß das M. wirklich von dem Menschen gekannt war. In Deutschland hat man besonders in dem Thale des Rheins und seiner Zuflüsse, aber auch in sehr vielen