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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Mandatum - Mandelkrähe

ordnung der Richter, wenn von einer öffentlichen Behörde oder einer der im §. 68 des Strafgesetzes erwähnten amtlichen Pesfonen gegen einen auf freiem Fuße befindlichen Beschuldigten auf Grund eigener dienstlicher Wahrnehmung eine im Gesetz nur mit Arrest von höchstens einem Monat oder mit Geldstrafe bedrohte Übertretung angezeigt wird, insofern er Arrest von höchstens drei Tagen oder Geldstrafe von höchstens 15 Fl. zu verhängen findet, auf Antrag des staatsanwaltlichen Beamten die verwirkte Strafe durch Strafverfügung festsetzen. Wird gegen diese Strafverfügung, deren Inhalt in §. 461 vorgeschrieben ist, innerhalb acht Tagen bei dem Bezirksgericht Einspruch schriftlich oder zu Protokoll angemeldet, so tritt das ordentliche Verfahren ein; sonst geht die Strafverfügung in Rechtskraft über. (S. auch Strafbefehl, Strafbescheid, Strafverfügung.)

Mandatum (lat.), s. Mandat; in der röm.-kath. Kirche auch die Ceremonie des Fußwaschens (s. d.).

Mandau, gerades Schwert der Dajak (s. d.) auf Borneo. Die Klinge ist ungefähr 55 cm lang, auf der einen Seite konvex, auf der andern konkav zugeschliffen, und oft von ausgezeichneter Härte. In dem aus Knochen geschnitzten, meist mit Menschenhaar verzierten Griff ist die Klinge vermittelst Guttapercha befestigt (s. vorstehende Abbildung)

^[Abb.]

Mandé, Saint, s. Saint Mandé.

Mandel, Zählmaß, in Norddeutschland soviel wie 15 Stück; eine große M. = 16 Stück; 4 M. = 1 Schock.

Mandel, Frucht des Mandelbaums (s. d.). - M. ist auch anderer Name für Mange (s. d.).

Mandel, Eduard, Kupferstecher, geb. 15. Febr. 1810 zu Berlin, besuchte 1826-30 die Berliner Akademie als Schüler von Buchhorn und wurde 1837, nachdem er einige Linienstiche hatte erscheinen lassen, Mitglied der Berliner Akademie. 1840 ging er nach Paris und bildete sich unter Forster und Desnoyers weiter aus. 1856 wurde er Leiter der Kupferstecherschule in Berlin und starb daselbst 20. Okt. 1882. Als hervorragendste Blätter von M. sind zu nennen: Loreley nach Vegas (1839), Selbstbildnis van Dycks (1841), Tizians (1843), die Madonna Colonna nach Raffael (1855), nach demselben die Madonna della Sedia (1865) und die Sixtinische Madonna; ferner Blätter nach Carlo Dolci, Guido Reni und nach neuern Meistern. - Vgl. Muther in Lützows "Vervielfältigender Kunst der Gegenwart", Bd. 2 (Wien 1891).

Mandelabsceß, s. Mandeln (Tonsillen).

Mandelaprikose, s. Prunis.

Mandelay (spr. -leh), Stadt in Birma, s. Mandale.

Mandelbaum, Amygdalus Tourn., Gattung aus der Pflanzenfamilie der Rosaceen (s. d.), Unterfamilie der Amygdaleen, mit etwa 10 Arten, Bäume und Sträucher Südeuropas und des Orients. Die wichtigste ist der gemeine M., Amygdalus communis L. (s. Tafel: Rosifloren I, Fig. 1), der sich vom Pfirsichbaum in der Hauptsache nur durch die trocken-lederartigen, meist aufspringenden Früchte unterscheidet. Ohne Blüte und Frucht sind beide mit Sicherheit nicht zu unterscheiden. Das Vaterland des M. dürfte Syrien und Mesopotamien, vorzugsweise aber der Antilibanon sein. Von hier breitete er sich über einen großen Teil Asiens aus und war sicher schon im 6. Jahrh. v. Chr. in Griechenland und wohl nicht vor der Mitte des 1. Jahrh. v. Chr. in Italien (Nuces graecae) bekannt. In Deutschland gedeiht er nur in sehr geschützten Lagen.

Die als Mandeln bekannten Früchte des M. waren schon im Altertum ein Genuß- und Heilmittel. Die süßen Mandeln enthalten über 50 Proz. fettes, mildes Öl (s. Mandelöl, fettes), etwas Gummi, Traubenzucker und Cellulose, haben einen angenehmen Geschmack und sind sehr nahrhaft. Die bittern Mandeln enthalten außerdem noch Amygdalin, welches beim Zerstoßen das blausäurehaltige Bittermandelöl (s. d.) bildet, so daß sie für viele Tiere ein tödliches Gift sind.

Man kultiviert am meisten folgende Sorten: 1) Die gemeine bittere Mandel (Amygdalus amara L.), mit großen blassen Blüten vor dem Ausschlagen des Laubes, Griffel am Grunde wollig. 2) Die gemeine süße Mandel (Amygdalus dulcis DC.), mit eiförmig zugespitzten kleinen Früchten und graugrünen schmalen, weidenartigen Blättern; von ihr hat man eine gefülltblühende und eine buntblätterige Spielart. 3) Die Krachmandel oder Knackmandel (Amygdalus fragilis Pers.), mit leicht zerbrechlicher Schale; die Blüten erscheinen zugleich mit den Blättern und ihre blaßroten Blütenblätter sind breiter und tief ausgerandet, die Laubblätter kürzer als bei der süßen Mandel und mit dicken Stielen. 4) Die große Mandel (Amygdalus macrocarpa Hort.), Blattstiele kurz und dick, Blätter breiter, zugespitzt, von lebhafterm Grün und wollig, Blüten größer als bei allen übrigen Formen und früher als die Blätter, Frucht am Grunde vertieft, vorn spitz, breit, umgekehrt herzförmig. Am höchsten geschätzt werden die Jordanmandeln (von Malaga), dann die von Valencia und der Provence. Deutschlands Einfuhr betrug (1893) 67 121 Doppelcentner im Werte von 8 726 000 M., davon 54 034 Doppelcentner aus Italien. Eine eigentümliche Form des M., der Pfirsichmandelbaum (Amygdalus persicoides L.), hat eiförmige, wenig saftige, bald mandel-, bald pfirsichartige Früchte auf einem und demselben Baume. Man hält ihn für einen Blendling vom Mandel- und vom Pfirsichbaume.

Als Zierstrauch verdient auch der in Südeuropa, Armenien und Sibirien heimische Zwergmandelbaum (Amygdalus nana L.), von 1,50 m Höhe, genannt zu werden. Im zeitigen Frühjahr bedecken sich die langen rutenförmigen Äste mit roten, seltener weißen Blüten, deren Blätter jedoch bald abfallen.

Mandelbenzoe, s. Benzoe.

Mandelbräune, s. Mandeln (Tonsillen).

Mandelbräune, brandige, s. Diphtheritis.

Mandelentzündung, Mandelhypertrophie, s. Mandeln (Tonsillen).

Mandelkleie (Farina amygdalarum), ein Hautverschönerungsmittel, ist ein Gemisch von den bei der Bereitung des hellen Mandelöls erhaltenen und gepulverten Preßkuchen mit Weizenmehl, Veilchenpulver und verschiedenen ätherischen Ölen, mitunter auch mit Borax und Soda. Sie bildet ein weißliches Pulver von angenehmem Geruch.

Mandelkrähe, Garbenkrähe oder Rake (Coraciidae), eine zu den Kuckucksvögeln gehörige, aus 3 Gattungen und etwa 20 Arten bestehende, die Alte Welt bewohnende Vogelfamilie. Ihr Schnabel ist rabenartig, an der Spitze abwärts ge-^[folgende Seite]