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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Mandi – Mandry

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Mandeville'

ordentliche Verbreitung fand, hinter der selbst Polo zurückstehen mußte. Es ward schon im 15. Jahrh. häufig gedruckt in franz., lat., engl., ital., span., deutscher, holländ, und czech. Sprache. In deutscher Sprache existieren von dem «Reisebuch des Joh. von Montevilla» zwei alte, wiederholt gedruckte Übersetzungen, die eine von Michelfelser (zuerst gedruckt 1481), die andere von einem Domherrn von Metz, Otto von Diemeringen. Das Original war französisch geschrieben. – Vgl. Nicholson und Yule in dem betreffenden Artikel in der «Encyclopædia Britannica», Bovenschen, Untersuchungen über Johann von M. und die Quellen seiner Reisebeschreibung (in der «Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin», XXIII, 1888, S.177); G. F. Warner, The buke of J. Maundeville (Roxburghe Club, 1889); Vogels, Handschriftliche Untersuchungen über die engl. Version M.s (Krefeld 1891).

Mandi, engl. Vasallenstaat in Britisch-Indien, in den südl. Abhängen des Himalaja, steht unter einem Radschputen-Radscha und gehört zum Pandschab. Er hat auf 2917 qkm (1891) 160923 E., meist Hindu. Die Hauptstadt M. am Bias zählt 5000 E.

Mandībeln (mandibŭlae, lat.), die Unterkiefer der Wirbeltiere und Gliederfüßer.

Mandingo, Wakore, Malinke, Soninke, Sarakole, Bambara, Susu, Vei, ein weitverbreiteter Negerstamm in Nordwestafrika. Nach eigener Sage soll er seinen Ursitz im Innern des Kontinents und später in Futa-Dschalon in Senegambien gehabt haben. Nach arab. Nachrichten hat sich ein Teil desselben schon im 12. Jahrh. dem Islam zugewandt. Vom 13. bis zur Mitte des 15. Jahrh. bildete er im nördl. Nigerbogen, mit wahrscheinlicher Ausdehnung bis zum Flusse Gambia und ans Meer, das große Reich Melle (daher wohl auch die Bezeichnung Malinke). Dieses Reich zerfiel, als die Tuareg sich Timbuktus bemächtigten und Songhay seine Selbständigkeit errang. Darauf drangen die M. gegen Westen nach Senegambien und nach Süden bis in das Hochland und die Küstengegend von Liberia vor. In Senegambien unterwarfen sie sich die Sarakole (Serrakolet) oder Soninke, die seit Jahrhunderten am obern Senegal ansässig gewesen sein sollen, und die Joloff in den Küstengegenden; im Laufe der Zeiten vermischten sie sich aber derart mit den Soninke, daß diese jetzt als eine Unterabteilung der M. betrachtet werden. Gegenwärtig bewohnen die M. als M. die Landschaften Manding, Bure und Bambuk (zwischen dem obern Niger und dem Faleme) und das Hinterland von Liberia mit dem Hauptort Musardu, als Bambara Kaarta und Segu, als Sarakole und Soninke in zerstreuten Gruppen den obern Senegal von Bakel, Basulaba bis zum Niger, die Niederungen des Casamance und Gambia, als Susu die franz. Kolonie Rivières du Sud. Die Hautfarbe der M. ist dunkelbraun, die der Soninke sogar ins Rötliche schillernd; die Gesichtsbildung entspricht einem gemilderten Negertypus. Sie waren vor dem Eindringen der Fulbe die eigentlichen Träger der Kultur; sie sind geistig sehr regsam, besitzen einen Schatz von Märchen und Sagen und gehören zu den musikalischsten Negern von Westafrika. Die M. sind größtenteils Muselmänner, ja eifrige Verbreiter des Islams; einzelne Stammteile, wie die Bewohner von Bambuk und die Bambara am Niger, halten fest an ihrem heidn. Glauben. – Vgl. Steinthal, Die Mande-Neger-Sprachen (Berl. 1867). ↔

Mandiōka, Mehl aus der Wurzel des Manihot (s. d.).

Mandolīne (ital. mandolino, von mandola [[mandorla], d. i. Mandel), ein kleines, meist nur Melodie spielendes, von der Guitarre begleitetes lautenartiges Instrument, das mit einem Federkiel oder einem Plektron aus Schildplatt, oder mit einem Finger der rechten Hand gespielt wird. Es ist vorzüglich in Italien beliebt. Die neapolitanischen M. sind mit vier Saitenpaaren (gdae), (Anmerkung des Editors: (siehe Faksimile) ) die Mailänder M. mit fünf oder sechs Saitenpaaren bezogen. Mandolinenschulen veröffentlichten Bartoluzzi (Wien und Leipzig) und O. Schick (Lpz. 1893).

Mandorla (ital., «Mandel»), in der Malerei ein Heiligenschein (s. d.).

Mandra, griech. Name für Kloster.

Mandragŏra Juss., Mandragora oder Alraun, Pflanzengattnng aus der Familie der Solanaceen (s. d.) mit wenigen mediterranen Arten, stengellosen, ausdauernden Kräutern, die auf einem großen, mehrköpfigen, fleischigen, rübenartigen Wurzelstocke ovale oder lanzettliche Blätter und viele gestielte Blüten tragen, deren Kelche und Blumenblätter fünfspaltig sind, fünf Staubgefäße enthalten und einfächerige vielsamige, auf dem Boden liegende Beeren hervorbringen. Der Wurzelstock der in Südeuropa heimischen M. officinalis Mill. ist der Alraun (s. d.).

Mandrake, Pflanzengattung, s. Podophyllum.

Mandrill, Maimon oder Waldteufel (Cynocephalus Mormon Illig., s. Tafel: Affen der Alten Welt IV, Fig. 3), eine zur Gattung Pavian (s. d.) gehörende Affenart, welche einen langen Hundskopf, einen kleinen gelben Bart am Kinn, einen spitzen Haarwulst auf dem Scheitel und blaue, tiefgefurchte Backen besitzt, wozu bei den erwachsenen Individuen noch eine scharlachrote Nase kommt, welche Farbe auch die Gesäßschwielen und die benachbarte Haut haben. Der Schwanz ist nur ein kurzer Stummel. Der M. wird 1–1,5 m hoch und ist wegen seiner Wildheit und Kraft sowie wegen seines fürchterlichen Gebisses ein gefährliches Tier und deshalb in seinem Vaterlande Guinea von den Bewohnern sehr gefürchtet. Er bricht daselbst truppweise in Felder und Gärten ein und verübt arge Verwüstungen. Von der Westküste Afrikas gelangt alljährlich eine große Anzahl kleiner M. auf den europ. Tiermarkt, die für etwa 100 M. das Stück verkauft werden. Von diesen, die sich in der Jugend durch Munterkeit und Gelehrigkeit auszeichnen, erreichen nur wenige ein höheres Alter. Die meisten gehen während des Zahnwechsels an Krämpfen zu Grunde. Die wenigen aber, welche denselben überstehen, sind wertvolle Stücke der zoolog. Gärten und Menagerien und werden oft mit 1000 M. und mehr bezahlt. Sie sind allerdings, und namentlich die Männchen, wahre Scheusale, sowohl körperlich durch abschreckende Häßlichkeit, als geistig durch ihre bestialischen Leidenschaften. Ihre Pflege verlangt Aufmerksamkeit; sie können Sommer und Winter im Freien zubringen (s. Affen) und pflanzen sich zuweilen fort.

Mandrin (frz., spr. mangdräng), s. Katheter.

Mandrīt (vom grch. mandra, Kloster), Mönch. Über Archimandrit s. d.

Mandry, Gustav, Jurist, geb. 31. Jan. 1832 zu Waldsee in Württemberg, studierte die Rechte in Tübingen und Heidelberg, trat in den praktischen Justizdienst, war 1856–61 als Richter in Stuttgart und Ulm thätig, wurde 1861 ord. Professor des

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 545.