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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Marano di Napoli - Marasmius

die gegen NW. ziehenden Ausläufer des Berglandes. Der NO. ist die westl. Fortsetzung der Ebene des Parnahyba. Gebrochen werden Marmor, eisenschüssiger schwarzer Sandstein, Kalkstein; Kupfer scheint häufig zu sein, Gold seltener. Aus den Morästen der Küste wird Salz gewonnen. Die Flüsse sind größtenteils schlammig und treten in der nassen Zeit (Dezember bis Juni) über, wobei das Land im üppigsten Grün prangt. In der trocknen Zeit ist im Innern jede Vegetation erstorben. Das Klima ist heiß, aber gilt als gesund. Im nördl. und mittlern Teile treibt man Ackerbau und Viehzucht, im südlichen fast nur letztere; im Westen gewinnt man Kakao, Kaffee, Zuckerrohr, Reis, Bananen, Mais, Yams, Maniok und Südfrüchte, im mittlern Teile besonders Baumwolle. Eisenbahnen fehlen; auf den Unterläufen der Flüsse verkehren Dampfer. Neben der Hauptstadt ist Caxias (s. d.) wichtig. - 2) M. oder São Luiz de M., Hauptstadt des Staates, liegt auf der Nordwestküste der Insel São Luiz de M., welche 30 km landeinwärts durch den Mosquitofluß, eine schmale Wasserverbindung zwischen den Baien von São Marcos und São Jose, vom Festlande getrennt wird. M. ist Sitz eines Bischofs und eines deutschen Konsuls, hat (1892) etwa 45 000 E., breite Straßen, Gouvernementsgebäude, Stadthaus, Kathedrale, Klöster, ein See-Arsenal, Theater, Mnsenm, öffentliche Bibliothek, botan. Garten sowie ein Lyceum und Banken. Der Hafen versandet mehr und mehr, der Verkehr ist im Rückgang. Ausfuhrwaren sind: Häute, Baumwolle, Reis, Zucker, Rum, Droguen und Manteiga de Tartaruga (eine Art Butter aus Schildkröteneiern).

Marano di Napoli, Ort in der ital. Provinz Neapel, Kreis Pozzuoli, im NW. von Neapel, mit (1881) 8602 E.

Maranon (spr. -ranjon), s. Amazonenstrom.

Maranta L., Pfeilwurz, Pflanzengattung aus der Familie der Marantaceen (s. d.) mit gegen 10 Arten im tropischen Amerika, krautartige Gewächse mit knollenartigem oder kriechendem Rhizom, aus dem niedrige unverzweigte oder größere verzweigte Stengel hervorsprossen, an denen breite, an der Basis scheidenförmige Blätter ansitzen. Die in Südamerika heimische M. arundinacea L. (s. Tafel: Scitamineen, Fig. 6) wird auch vielfach in den Tropengegenden der Alten Welt und Australiens kultiviert. Ihr Wurzelstock enthält bis 25 Proz. Stärke, die durch Zerquetschen und Auswaschen gewonnen wird; sie bildet einen wichtigen Handelsartikel und wird gewöhnlich als westindisches Arrow-Root (s. d.) oder westindischer Salep bezeichnet. Auch von einigen andern Arten, hauptsächlich von M. indica Juss. und M. nobilis Moore wird Stärkemehl gewonnen, das unter demselben Namen in den Handel kommt. Wegen ihrer schönen Blätter und Blüten sind mehrere Arten Zierpflanzen in Gewächshäusern, so besonders M. zebrina Sims. (s. beistehende Abbildung), die wegen der eigentümlichen zebraartigen, dunkel- und hellgrünen Zeichnung und der Größe ihrer Blätter als Blattpflanze sehr beliebt ist. Alle lieben eine nahrhafte Heideerde, eine feuchte Luft und hohe Wärmegrade.

^[Abb.]

Marantaceen, monokotyledonische Pflanzenfamilie ans der Ordnung der Scitamineen (s. d.) mit gegen 170 fast ausschließlich tropisch-amerik. Arten, krautartige Gewächse mit kriechendem und stärkemehlreichem Wurzelstock. Sie haben ganzrandige große Blätter und lebhaft gefärbte Blüten, in denen wie bei den Cannaceen (s. d.) ein Staubgefäß mit einer halben Anthere sich befindet.

Marantastärke, s. Arrow-Root.

Marasch, Stadt im asiat.-türk. Wilajet Haleb, links nahe am Dschihan, hart an den waldigen Abhängen des Achyr-Dagh im N. von Haleb, an einer weiten, fruchtbaren Ebene, hat 15 000 E., darunter 10 000 Türken und 4000 Armenier; mehrere Moscheen, Weberei und Färberei.

Maraschino oder Marasquino (spr. -kihno), ein feiner, krystallheller, nach bittern Mandeln schmeckender Liqueur, der, ähnlich wie das Kirschwasser (s. d.), aus der kleinen, nur im Süden gedeihenden Marascaschlehe (Prunus mahaleb) bereitet wird. Am bekanntesten ist der M. di Zara aus Dalmatien.

Marasmius Fr., Pilzgattung aus der Familie der Hymenomyceten (s. d.) mit zahlreichen Arten in Mitteleuropa. Es sind meist kleine Pilze mit häutigem, zähfleischigem Hut und langem dünnen Stiel, der in der Mitte des Hutes ansitzt. Einige davon sind eßbar und werden als Gewürz verwendet. Am bekanntesten ist der Herbstmusseron oder Krösling (M. orcades Fr.) mit kleinem, lederfarbigem, 2-3 cm breitem Hut, der anfangs konvex, später flach und nur in der Mitte etwas gebuckelt ist. Der Stiel wird bis zu 6 cm hoch und ist im Innern nicht hohl. Der ganze Pilz hat einen angenehmen Geschmack und Geruch und wird hauptsächlich als Gewürz zu Suppen und Braten benutzt. Er kommt truppweise sehr häufig auf Wiesen, Rainen, an Wegen u. s. w. vom Frühjahr bis zum Herbst vor. Ein anderer ebenfalls gewürzig schmeckender Pilz ist der echte Musseron oder Lauchschwamm (M. scordonius Fr.). Er ist kleiner wie der vorige; der rotbräunliche, später verblassende Hut ist etwa pfenniggroß und trockenhäutig runzelig, der Stiel ist sehr dünn, hohl und wird bis 5 cm hoch. Er kommt wie der vorige truppweise vor und ist hauptsächlich in Nadelwäldern, überall im Som-^[folgende Seite]