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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Marbach (Oswald) - Marburg (in Preußen)

14. Sept. 1405 daselbst von den schwäb. Ständen und Städten gegen Kaiser Ruprecht von der Pfalz geschlossene Bündnis (Marbacher Bund). Die Stadt wurde 1693 von den Franzosen niedergebrannt.

Marbach, Oswald, Schriftsteller, geb. 13. April 1810 zu Jauer, studierte zu Breslau und Halle Philosophie, habilitierte sich 1832 zu Leipzig, wurde 1845 Professor der Technologie und Direktor des physik.-technolog. Kabinetts an der Universität daselbst, war 1848-51 Redacteur der "Leipziger Zeitung" und übernahm 1852 als Mitbegründer die Leitung der Versicherungsgesellschaft Teutonia. Er starb 28. Juli 1890 zu Leipzig. M. veröffentlichte neben wissenschaftlichen Werken mehrere Bände Gedichte (zum Teil unter dem Pseudonym Silesius Minor), Novellen, eine Reihe dramat. Werke und Bearbeitungen von Werken des Sophokles, Aristophanes, Äschylos und Shakespeare.

Sein Sohn, Hans M., geb. 21. Jan. 1841 zu Leipzig, studierte in Tübingen, Berlin und Leipzig, lebte dann in Genf, München, Paris und Berlin, seit 1872 in Leipzig, wo er 1880-84 die Wissenschaftliche Beilage der "Leipziger Zeitung" leitete. Er veröffentlichte "Gedichte" (Berl. 1809), die Dramen "Timoleon" (ebd. 1869), "Marius in Minturnä" (Lpz. 1875), "Lorenzino von Medici" (ebd. 1866) und Novellen: "Auf Irrwegen" (ebd. 1880), "Das Mysterium der Kunst" (ebd. 1890) u. a.

Marbacher Bund, s. Marbach (Oberamtsstadt).

Marbel, s. Glas (Bd. 8, S. 41 a).

Marbella (spr. -bellja), alte Hafen- und Bezirkshauptstadt im S. der span. Provinz Malaga, von den Mauren erbaut, liegt höchst malerisch in einem Hain von Ölbäumen, Orangen- und Feigenbäumen, hat (1887) 8811 E. und lebhaften Ausfuhrhandel mit Früchten, Zucker und Eisen. M. ist Sitz eines deutschen Vicekonsuls. In der Nähe Salzwerke.

Marbeln, Spielkugeln, s. Klicker.

Mar Bermejo, s. Kalifornischer Meerbusen.

Marblehead (spr. mahrblhedd), Hafenort im County Essex im nordamerik. Staate Massachusetts, nahe bei Salem, mit (1890) 8202 E., betreibt in ausgedehntestem Maße Schuhfabrikation sowie Stockfisch- und Makrelenfang. Es ist eine der ältesten Ansiedelungen Neuenglands.

Marbod oder Maroboduus, Herzog der Markomannen (s. d. und Arminius, Bd. 1, S. 908 b).

Marbre (frz., spr. marbr), Marmor.

Marburg. 1) Kreis im preuß. Reg.-Bez. Cassel, hat 566,90 qkm und (1890) 46 645, 1895: 48 126 (23 148 männl., 24 978 weibl.) E., 2 Städte, 88 Landgemeinden und 7 Gutsbezirke. - 2) Kreisstadt im Kreis M., an der Lahn und der Linie Frankfurt-Cassel der Preuß. Staatsbahnen, Sitz des Landratsamtes, eines Landgerichts (Oberlandesgericht Cassel) mit 20 Amtsgerichten (Amöneburg, Battenberg, Biedenkopf, Borken, Frankenberg, Fronhausen, Gladenbach, Homberg, Jesberg, Kirchhain, M., Neukirchen, Neustadt, Oberaula, Rauschenberg, Rosenthal, Treysa, Vöhl, Wetter, Ziegenhain), Hauptsteuer- und Kreisbauamtes und Bezirkskommandos, hat (1890) 14 520, 1895: 16 061 (7914 männl., 8147 weibl.) E., darunter etwa 1600 Katholiken und 450 Israeliten, in Garnison das Jägerbataillon Nr. 11, Postamt erster Klasse mit Zweigstelle. Der größere Teil der Stadt liegt auf den Terrassen eines mit einem altertümlichen Schlosse (s. unten) gekrönten Berges an dem rechten, der kleinere Teil, die Vorstadt Weidenhausen und der Bahnhof, an dem linken Ufer der Lahn, über die 3 Brücken führen. Die Stadt hat 3 evang., eine kath. Kirche, mehrere Kapellen und eine Synagoge. Die 1235-83 erbaute, 1854-64 restaurierte St. Elisabethkirche, eine kreuzförmige Hallenkirche mit zwei 75 m hohen Westtürmen, ist das trefflichste Bauwerk der deutschen Frühgotik; sie enthält den Sarkophag der heil. Elisabeth, eine der bedeutendsten Goldschmiedearbeiten des 13. bis 16. Jahrh., Grabdenkmäler hess. Landgrafen und einen prächtigen Altar (s. Tafel: Altäre I, Fig. 8). Das frühere landgräfl. Residenzschloß (13. Jahrh.) birgt das hess. Landesarchiv, eins der bedeutendsten Deutschlands (Urkunden der Abtei Fulda) und die Sammlung hess. Altertümer des Hessischen Geschichtsvereins. Der Rittersaal (1280-1320) ist nächst der Marienburg der bedeutendste got. Profanbau Deutschlands; die Schloßkapelle ans derselben Zeit zeichnet sich durch architektonische Gliederung aus. Beide sind in neuerer Zeit restauriert. Histor. Bedeutung hat das Schloß als Geburtsstätte Philipps des Großmütigen und als der Ort des Religionsgesprächs zwischen Luther und Zwingli (1. bis 3. Okt. 1529). (Vgl. Briefe und Akten zu der Geschichte des Religionsgesprächs zu M. 1529, hg. von Schirrmacher, Gotha 1876.) Weiter sind hervorzuheben die luth. Pfarrkirche, das Rathaus (1512-25), das Hauptpostgebäude (1882-84), das Museum und das Universitätsgebäude (1874-91) nebst Instituten und Kliniken.

^[Abb.]

Die Universität ist von Landgraf Philipp 30. Mai 1527 als erste protestantische gegründet und 1541 von Kaiser Karl V. bestätigt; sie blühte schnell auf. Unter der Herrschaft von Hessen-Darmstadt (1625-50) war die Universität M. mit der Gießener in M. vereinigt; 1653 wurde die zu M. von neuem eingeweiht. Sie zählt (Sommer 1896) 64 Professoren, 29 Privatdocenten, 965 Studierende und 49 Hörer. Die Universitätsbibliothek zählt 106 000 Bände, 450 Inkunabeln, 110 000 Hefte und 700 Bände Handschriften. Die neue, nach dem Isolierungssystem angelegte Provinzialirrenanstalt steht mit der Universität in Verbindung. Die Stadt hat ferner ein königl. Gymnasium, eine Realschule, landwirtschaftliche Winterschule, höhere Mädchenschule, Fachschule für weibliche Handarbeiten, 3 Versorgungshäuser, Elisabethenhaus zur Pflege armer kranker Kinder, Kleinkinderbewahranstalten, Herberge zur Heimat, Rettungshaus für Gefallene, Vorschußverein, Sparkasse, Wasserleitung und Gasanstalt. M. ist Sitz einer Naturforschenden Gesellschaft (seit 1817) und der Bibelgesellschaft für Oberhessen. Die bedeutendsten Industriezweige sind Töpferei und Gerberei, ferner Fabrikation von chirurg. Instrumenten, Spielwaren und Tabak, Eisen- und Zinngießerei und Brauereien. In der durch Naturschönheit ausgezeichneten Umgebung sind zu erwähnen der Aussichtspunkt Spiegelslust mit Kaiser-Wilhelms-Turm (1890), ferner die zerfallenen Schlösser Frauenberg, Mellnau und Weißenstein, der durch Bonifatius berühmte Christenberg, der St. Elisabethbrunnen bei Schröck und das ganz nahe bei der Stadt gelegene Dorf Marbach mit Kaltwasserbad. - M. (lat. Marpurgum) erhielt Ende des 12. Jahrh. vom Landgrafen Ludwig III. von