Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

615

Marlioz - Marmaros

Marlioz, Badeort, s. Aix (-les-Bains).

Marlitt, E., Pseudonym von Eugenie John (s. d.).

Marloffstein, s. Erlangen.

Marlotte, ein vorn offenes Kleid mit Stehkragen, meist kürzer als der Rock, eine Art Schaube, welche die Damen zur Zeit Franz' Ⅰ. zuerst trugen, die aber in der zweiten Hälfte des 16. Jahrh. allgemein wurde und sich allmählich zum bloßen Mäntelchen verkürzte. Rabelais erwähnt die M. und Berne (M. ohne Ärmel) zuerst im «Gargantua».

Marlow, Stadt im mecklenburg. Herzogtum Güstrow, unweit von der Recknitz, auf einer Anhöhe, hat (1895) 1872 (1890: 1921) evang. E., Post, Telegraph, got. Rathaus (1863), Vorschußverein; Molkerei, Ziegelei, Sägewerke und Faßfabrik.

Marlow, engl. Stadt, s. Great-Marlow.

Marlowe oder Marlow (spr. -loh), Christopher, engl. Dramatiker, geb. im Febr. 1564 zu Canterbury (wo ihm 16. Sept. 1891 ein Denkmal von Onslow Ford gesetzt wurde), war Sohn eines Schuhmachers, studierte zu Cambridge und ward 1587 Magister. Schon vorher hatte er das Trauerspiel «Tamburlaine the Great» (2 Tle.) geschrieben (gedruckt Lond. 1590; neu hg. von A. Wagner, Heilbr. 1885), das mit großem Beifall aufgeführt ward. M. ging nach London und wurde selbst Schauspieler, soll jedoch bald von der Bühne zurückgetreten sein. Er wurde 1. Juni 1593 bei einer Rauferei erstochen. Seine wichtigsten Stücke sind: «Life and death of Dr. Faustus» (1588; hg. von W. Wagner, Lond. 1877 u. 1885; von A. W. Ward, Oxf. 1878 u. 1887; neu von H. Breymann, Heilbr. 1889; deutsch von Wilh. Müller, Berl. 1818; Böttger, Lpz. 1857, und van der Velde, Bresl. 1870), «The Jew of Malta» (1588; neu hg. von A. Wagner, Heilbr. 1889; deutsch von Bülow in der Altenglischen Schaubühne, Berl. 1831), sein bedeutendstes Werk, «Edward Ⅱ.» (1593; hg. von W. Wagner, Hamb. 1871; deutsch von Bülow, Berl. 1831, und O. W. Tancock, Oxf. 1879 u. 1887) und «The massacre at Paris» (1593). Seine Übersetzung der schlüpfrigen Elegien Ovids wurde auf Befehl des Erzbischofs von Canterbury öffentlich verbrannt. Weit zarter ist das Gedicht «Hero and Leander» (1596 gedruckt). Die Trauerspiele M.s zeichnen sich aus durch überwältigende Kraft der Sprache und drastische Schilderungen der Leidenschaften, zum Teil auch durch treffliche Charakterzeichnung. Neben erhabenen Scenen finden sich aber andere voll gemeiner Scherze und zügelloser Roheit. Auf Shakespeare hat er ohne Zweifel großen Einfluß geübt. Seine Werke veröffentlichten: G. Robinson (3 Bde., Lond. 1826), Dyce (3 Bde., ebd. 1850), Cunningham (1871), A. H. Bullen (3 Bde., Lond. 1885), Breymann und A. Wagner (Heilbr. 1885 fg.) u. a. – Vgl. Verity, The influence of C. M. on Shakespeare's earlier style (Lond. 1886); J. G. Lewis, C. M., life and works (ebd. 1891).

Marlspieker, seemännisches Gerät, s. Splissen.

Marly, ein aus Leinengarn oder Zwirn, seltener aus Wolle oder Seide bestehender, gewebter Stoff mit weit auseinander liegenden, gazebindig vereinigten oder zusammengeklebten Fäden, die ein gleichförmiges Gitterwerk bilden. Derselbe dient hauptsächlich zu Fenstervorsetzern (Fenstermarly) sowie als Unterfutter für Hauben und Hüte (Putzmarly).

Marlyflor wird ganz aus Seide oder aus Seide und Baumwolle gemustert und gestreift hergestellt.

Marly-Flieder, s. Syringa. ^[Spaltenwechsel]

Marly-le-Roi (spr. rŏá), Marktflecken im franz. Depart. Seine-et-Oise, Arrondissement Versailles, am linken Seineufer, 12 km westlich von Paris, an der Linie St. Cloud-L'Etang-la-Ville der Westbahn, mit (1891) 1491 E., berühmt durch das Lustschloß und die Gärten Ludwigs ⅩⅣ., die während der Revolution zerstört wurden. Ein Pumpwerk und Aquädukt versorgt seit 1858 an Stelle der für 4 Mill. Frs. 1685 angelegten, damals viel bewunderten Maschine Versailles mit Wasser.

Marmande (spr. -mángd). 1) Arrondissement im franz. Depart. Lot-et-Garonne, hat 1400,18 qkm, (1891) 85687 E., 102 Gemeinden und 9 Kantone. – 2) Hauptstadt des Arrondissements M., rechts von der Garonne im NW. von Agen, an den Linien Bordeaux-Cette, M.-Mont-de-Marsan (98 km) der Südbahn und Bergerac-M. (75 km) der Orléansbahn, hat (1891) 6297, als Gemeinde 10341 E., in Garnison einen Teil des 20. Infanterieregiments, Flußhafen, schöne Kirche (12. bis 15. Jahrh.), Gericht erster Instanz, Handelsgericht, Collège; Brennerei, große Zwillichfabriken, Obst- und Weinhandel. Dampfer fahren nach Bordeaux.

Marmar, Gott, s. Mars.

Marmărameer, ital. Mar di Marmara, bei den Alten Propontis, engl. Sea of Marmora, türk. Mermer-denys, das kleine Meer zwischen Bosporus und Dardanellenstraße, mithin Binnen- und Passagemeer und in letzterer Beziehung eins der wichtigsten der Welt. Abgesehen von den beiden Meerbusen von Ismid und Mudania (Indschir-Liman), hat es eine ovale Gestalt von 200 km Länge und 75 km Breite. Seine Tiefe wechselt zwischen 50 m an den Eingängen beider Meerengen, 1000 m in seiner Mitte und im Golf von Ismid. Auf dem asiat. Ufer steigen die Höhen sanft, im westl. Teile des europäischen aber ziemlich schroff, wenn auch nicht zu bedeutenden Höhen an. Unter den Inseln sind die am Eingang des Bosporus gelegenen Prinzeninseln die bekanntesten. Im W. liegt unter andern die große Marmara-Insel, die dem Meer den Namen gegeben hat, berühmt durch ihren trefflichen Wein und ihre Marmorsteinbrüche. Auch die vom asiat. Gestade aus vorgestreckte Halbinsel von Artaki (im Altertum Kyzikos) mit dem 800 m hohen Kapu-Dagh besitzt ausgedehnte Marmorsteinbrüche. (S. Karten: Balkanhalbinsel sowie Mittelländisches Meer.)

Marmăros (spr. -rosch), ungar. Máramaros, Komitat im ehemaligen jenseitigen Theißkreise des Königreichs Ungarn, grenzt im N. an Galizien, im W. an die Komitate Bereg, Ugocsa und Szatmár, im S. an die Komitate Szolnok-Doboka und Bistritz-Naszód, im O. an die Bukowina und Galizien, hat 10354,90 qkm und (1890) 268281 meist ruthen. griech.-kath. E. (33610 Ungarn, 45679 Deutsche, 64957 Rumänen), darunter 20879 Römisch-Katholische, 8155 Evangelische und 45073 Israeliten. Mit Ausnahme des Theißthals wird M. von den Karpaten durchschnitten und umschlossen. Die höchsten Bergspitzen sind: Hoverla (2058 m) und Pietrosu (2305 m). Dem Feld- und Obstbau ist der Boden nicht günstig, doch baut man Türkischen Weizen, der vorzugsweise zum Brot verwendet wird. Vieh-, namentlich Pferde- und Schafzucht werden sehr stark betrieben. Den Hauptreichtum bilden die ausgedehnten Waldungen, die treffliches Eichenholz liefern, und ungeheure Salzlager. Bei Budfalu, Borsa und Kabola-Polyána wird Gold, Silber, Kupfer, Eisen, Blei, Steinkohle u. s. w. gegraben. Auch an