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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Maros-Ujvár - Marquardt

liefern Salz. Die Industrie ist unbedeutend, Handel wird besonders mit Holz, Vieh und Rohprodukten getrieben. Das Komitat umfaßt die königl. Freistadt mit Municipium und Hauptstadt Maros-Vásárhely (s. d.), die Stadt mit geordnetem Magistrat Szász-Régen (Sächsisch-Regen) und fünf Stuhlbezirke.

Maros-Ujvár, s. Maros-Akna-Ujvár.

Maros-Vásárhely (spr. -rosch wahschahrhelj), deutsch Neumarkt, königl. Freistadt mit Municipium und Hauptstadt des Komitats Maros-Torda sowie des Szeklerlandes, links an der Maros und an der Linie Kocsárd-M.-Szász-Régen der Ungar. Staatsbahnen, Sitz der königl. Gerichtstafel (Appellationsgericht für Siebenbürgen), eines königl. Gerichtshofs und Bezirksgerichts, einer Gewerbekammer, hat (1890) 14 212 meist magyar.-reform. und griech.-kath. E., in Garnison 2 Bataillone des 62. ungar. Infanterieregiments "Ludwig, Prinz von Bayern", ein Schloß, in dem eine Kaserne und die große gotische reform. Kirche sich befinden, reform. Ober- und kath. Unter-Gymnasium, eine technische Schule für Thon-, Holz- und Metallindustrie, öffentliche (Telekysche) Bibliothek mit dem Vásárhelyer Codex, einem Tacitus-Manuskript, 60 000 Bänden und Naturaliensammlung, Gewerbemuseum des Szeklerlandes und Denkmäler (1880) des ungar. Generals Bem und der 1854 hingerichteten Török, Galfy und Horváth; ferner Zucker-, Spielwaren- und Spiritusfabriken, Sägewerk, Brauerei, Ziegeleien und Petroleumraffinerie. In der Umgebung Tabak-, Wein- und Obstbau.

Marot (spr. -roh), Clément, franz. Dichter, geb. 1495 zu Cahors. Auch sein Vater, Jean M. (geb. 1463, gest. 1523 als Kammerdiener König Franz' I.), machte sich als Dichter, namentlich durch sein "Doctrinal des princesses", bekannt. M. war zuerst Page bei Margarete von Valois, dann Kammerdiener bei Franz I., dessen Gunst er sich durch das allegorische Gedicht "Le temple de Cupidon" erwarb; 1525 wurde er mit seinem Herrn in der Schlacht bei Pavia gefangen, bald aber befreit, um nach seiner Rückkehr nach Frankreich, prot. Neigungen beschuldigt, aufs neue in Kerkerhaft zu geraten, aus der ihn Franz' I. Fürsprache 1526 erlöste. Im Kerker entstand das witzige, zum Teil ergreifende allegorisch-satir. Gedicht "L'enfer", gegen seine Richter und Ankläger, und eine Bearbeitung des Romans von der Rose (1527). Um den Protestantenverfolgungen zu entgehen, flüchtete M. 1532 zu Margarete von Navarra, dann nach Ferrara, wo er mit Calvin zusammentraf. Er kam 1535 an den franz. Hof zurück und begann eine poet. Bearbeitung der Psalmen, die er Franz I. widmete. Neuen Verfolgungen dadurch ausgesetzt, ging er nach Genf, von dort, wegen anstößigen Lebenswandels vertrieben, nach Turin, wo er 1544 starb. M. hat eine große Zahl Chansons, Balladen, Elegien, Episteln, Epigramme sowie Gelegenheitsgedichte für den Hof verfaßt. Vielen Beifall fanden seine 50 Psalmen, die nach den Kompositionen von Goudimel und Bourgeois gesungen wurden. Der humorvolle, graziöse Stil M.s, der "Style marotique", galt lange als Muster der leichtern Dichtungsgattungen. Seine Werke erschienen 1538 u. ö. (Lyon und Paris); neue Ausgaben besorgten Lenglet du Fresnoy (4 Bde., Haag 1731), Jannet (2 Bde., Par. 1874), Guiffrey (2., 3. Bd., ebd. 1876, 1881).

Sein Sohn, Michel M., der 1534 Page der Königin Margarete ward, ist ebenfalls als Dichter bekannt. - Vgl. Colletet, Notices biographiques sur les trois M. (hg. von Guiffrey, Par. 1871); Douen, Cl. M. et le Psautier huguenot (2 Bde.,ebd. 1878-79).

Marotte (frz.), eigentlich Narrenkappe, dann wunderliche Meinung, Schrulle, Steckenpferd.

Marovo, Insel, s. Neugeorgia.

Marozia (Marozzia), Tochter der Theodora (s. d.), in dritter Ehe 932 vermählt mit Hugo (s. d.), König von Italien. Als Geliebte des Papstes Sergius III. und von diesem Mutter des Papstes Johann XI., beherrschte sie von der Engelsburg aus lange Zeit den Kirchenstaat und fast ganz Italien, bis ihr Sohn erster Ehe, Alberich II. (s. d.), sich 932 zum Fürsten aufwarf und die Mutter ins Gefängnis werfen ließ, wo sie starb.

Marpingen, Dorf im Kreis St. Wendel des preuß. Reg.-Bez. Trier, hat (1895) 1823 (1890: 1762) E. und ist bekannt durch die Wundererscheinungen, welche Marpinger Kinder im nahen Härtelwalde Anfang Juli 1876 gehabt haben wollten. - Vgl. Die Marpinger Wundererscheinungen vor dem königl. Zuchtpolizeigericht Saarbrücken (Saarlouis 1879).

Marpurg, Friedr. Wilh., Musikschriftsteller, geb. 21. Nov. 1718 auf dem Seehof in Wendemark, wurde 1763 Kriegsrat und Lotteriedirektor in Berlin, wo er 22. Mai 1795 starb. M. hat sich besonders um die Fugen- und Harmonielehre verdient gemacht. In der Harmonielehre folgte er Rameau; die Theorie der Fuge ist von ihm gründlich, aber mit zu einseitiger Berücksichtigung der Instrumentalfuge, behandelt. Von seinen Schriften sind zu nennen: die "Abhandlungen von der Fuge" (2 Bde., Berl. 1753; neue Aufl., Lpz. 1806), "Handbuch bei dem Generalbaß und der Komposition" (Berl. 1756-60), "Anfangsgründe der theoretischen Musik" (Lpz. 1757), "Anleitung zur Singkomposition" (Berl. 1759), "Die Kunst das Klavier zu spielen" (ebd. 1762), "Versuch über die musikalische Temperatur" (Bresl. 1776). Als Geschichtsquelle wichtig sind seine "Historisch-kritischen Beiträge zur Aufnahme der Musik" (5 Bde., Berl. 1756-62 und 1778).

Marpurgum, lat. Name für Marburg.

Marquant (frz., spr. -káng), s. Markant.

Marquardsen, Heinr. von, Jurist und Parlamentarier, geb. 25. Okt. 1826 zu Schleswig, studierte in Kiel und Heidelberg die Rechte, habilitierte sich dann in Heidelberg, wurde daselbst außerord. Professor und 1861 ord. Professor des deutschen Staatsrechts in Erlangen. Als Mitglied des bayr. Landtags (bis 1893) sowie des Zollparlaments und des Deutschen Reichstags (1893 für den 5. pfälz. Wahlkreis) schloß er sich der nationalliberalen Partei an, in deren Vorstand er eine hervorragende Stellung einnimmt. Er war Mitglied der Justizkommission zur Beratung der Gerichtsverfassung, der Straf- und Civilprozeßordnung. Unter seinen litterar. Arbeiten sind namentlich zu erwähnen "Das Reichspreßgesetz vom 7. Mai 1874 mit Einleitung und Kommentar" (Berl. 1875), seine zahlreichen Abhandlungen in der von ihm mitbegründeten "Kritischen Zeitschrift für die gesamte Rechtswissenschaft" und die Herausgabe eines größern staatswissenschaftlichen Werks: "Handbuch des öffentlichen Rechts der Gegenwart in Monographien" (Freib. i. Br. 1883 fg.).

Marquardt, Karl Joachim, Altertumsforscher, geb. 19. April 1812, studierte in Berlin und Leipzig, wurde 1833 Lehrer am Friedrich-Wilhelms-Gymna-^[folgendde Seite]